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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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zusammenfaltete. Baptiste brachte die Nachricht zu dem Soldaten, der an der Eingangstür wartete.
    Die Kinder spielten Kegeln mit Museau, der fröhlich mit dem Schwanz wedelte und alles umwarf. Die Männer disputierten darüber, ob es wahrscheinlich war, dass Frankreich die Kolonie bei ihrer Verteidigung unterstützte. Isabelle allerdings war mit den Gedanken ganz woanders.
    »Glaubt ihr wirklich, dass die Engländer bis hierher kommen?« , ließ sich Ti’Paul plötzlich vernehmen.
    Die kieksende Stimme ihres halbwüchsigen Bruders holte Isabelle in die Wirklichkeit zurück, und sie sah von ihrem Glas mit verdünntem Pflaumenschnaps auf.
    »Gewiss, Louisbourg ist gefallen. Aber deswegen müssen sie nicht gleich vor unseren Toren stehen …«
    Charles-Hubert legte seine Pfeife auf den Tisch und sah seine einzige Tochter mit einem melancholischen Ausdruck an. Sie wandte ihm ihre herrlichen grünen Augen zu, und ihm wurde klar, dass sie sich zu einer sehr begehrenswerten Frau entwickelt hatte. Seit sie in die Gesellschaft eingeführt worden war, hatte er zahllose schmeichelhafte Bemerkungen über sie gehört, was ihn zutiefst bestürzt hatte. Seine kleine Isabelle, dieses schalkhafte Wesen mit der überschäumenden Fantasie, die Sonne seines Lebens … war jetzt eine bezaubernde junge Frau.
    Die Männer musterten seine kostbare Tochter mit Raubtierblicken. Wie eine Meute ausgehungerter Wölfe gierten sie nach ihrer Schönheit und Jugendfrische. Die Tage, die sie noch unter seinem Dach leben würde, waren gezählt. Außerdem war da dieser des Méloizes, der sie den ganzen Winter lang umschwärmt hatte. Charles-Hubert hatte gedacht, die räumliche Entfernung durch das Heranrücken der Engländer und seine damit verbundenen militärischen Verpflichtungen hätten die Leidenschaft des jungen Mannes abgekühlt. Aber anscheinend war dem nicht so … Aus rein egoistischen Beweggründen hegte er den Wunsch, seine Tochter noch ein wenig für sich zu behalten. Müde schüttelte er den Kopf.
    »Isabelle, mein Schatz, glaub nur nicht, dass die Engländer sich mit dieser entlegenen Festung an der nebligen Atlantikküste zufriedengeben werden …«
    »Außerdem haben sie bereits damit begonnen, sie Stein für Stein abzutragen«, setzte Étienne bitter hinzu. »Sie wollen sichergehen, dass sie uns nur Ruinen zurückgeben, falls sie jemals ein neuer Vertrag zwingt, die Île Royale wieder an uns abzutreten, so wie 1748.«
    Justine rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum.
    »Der Krieg ist kein passendes Gesprächsthema für eine Dame, Isabelle. Du solltest dich lieber mit deiner Stickarbeit befassen.«
    Die junge Frau ignorierte den Vorschlag ihrer Mutter demonstrativ. Ohnehin hielt sie nichts vom Sticken. Stattdessen sah sie ihren Vater besorgt an.
    »Würden sie wirklich hierherkommen? Sie wissen doch, dass Québec uneinnehmbar ist!«
    »Uneinnehmbar? Ist Louisbourg das nicht auch gewesen?«, warf Louis barsch ein. »Du bist ziemlich naiv, Isa. Die englische Flotte gehört in Akadien inzwischen zur Landschaft, und wie man hört, wächst sie täglich. Stell dich doch nicht dümmer als Toupinet, Dunnerlittchen! Bald werden sie zu uns kommen, so schnell das Wasser sie trägt, und uns umzingeln. Dieses Mal wollen sie alles, das kann ich dir versichern. Was glaubst du, warum ich die arme Françoise an den Backöfen allein lasse, um meinen Posten bei der Miliz einzunehmen?«
    In der Tat hatte seit Januar Gouverneur Vaudreuil auf Montcalms Empfehlung eine Volkszählung in den drei Gouvernements von Neufrankreich – Montréal, Trois-Rivières und Québec – durchführen lassen und eine Miliz aufgestellt. Alle männlichen Einwohner zwischen sechzehn und sechzig Jahren, die in der Lage waren, Waffen zu führen, mussten ihr beitreten, ansonsten hatten sie mit schweren Strafen zu rechnen.
    Perrine stand am Kamin und bemühte sich, die große Kupferkanne, in der Wasser gewärmt wurde, herauszuholen. Sie hatte zugehört, und jetzt schrie sie leise auf.
    »Tut mir leid, ich habe mich verbrannt.«
    Isabelle fing ihren verängstigten Blick auf und erriet ihre Befürchtungen.
    »Sie haben schon zweimal versucht, Québec einzunehmen, Papa, und jedes Mal sind sie gescheitert …«
    »Notre-Dames-des-Victoires wird uns beschützen«, versicherte Justine.
    Étienne lachte kurz und bitter auf.
    »Ha! Wenn Ihr glaubt, dass Eure Gebete sie abdrehen lassen, dann habt Ihr Euch geirrt, Stiefmutter!«
    Justine richtete sich kerzengerade auf und warf Étienne

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