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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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und in ihr Zimmer. Er zögerte, die Bänder ihres Kleides zu lösen. Aber Louisette und Marie schliefen schon. Also half er ihr sanft, sich auszukleiden, und berührte sie behutsam wie eine von vielen Sprüngen durchzogene Porzellanfigur. Dann zog er ihr das Nachthemd an, legte sie aufs Bett und streichelte zärtlich ihr Gesicht, bevor er hinausging.
    Als sie allein war, weinte Isabelle, das Kreuz an ihren Mund gelegt, lange. Dann fiel sie erschöpft in einen tiefen Schlummer.
    Sie warf den Kopf hin und her. Die Wilden bedrängten und verfolgten sie. Als sie sah, dass ein Tomahawk auf sie heruntersauste, stieß sie einen Schrei aus. Schweißüberströmt riss sie die Augen auf. Sie keuchte vor Entsetzen, klammerte sich an die Laken und schaute sich in dem halbdunklen Raum um. Langsam kam sie wieder zu Atem. Da waren weder Indianer noch ein Tomahawk. Dann erinnerte sie sich wieder an alles, die Erkenntnis traf sie wie ein schrecklicher Schlag, und sie wünschte sich, der verschwundene Tomahawk wäre Wirklichkeit gewesen. Panisch suchte sie zwischen den Laken nach dem Kreuz, das ihr aus den Händen gefallen war. Als sie es nicht fand, sprang sie aus dem Bett, stieß sich am Schemel und stöhnte.
    Die Tür wurde aufgerissen. Als Pierre sie in äußerster Aufregung sah, stürzte er zu ihr.
    »Ich finde es nicht mehr, ich kann es einfach nicht finden!«
    Zuerst begriff er nicht und glaubte, sie spreche im Schlaf.
    Dann, als er sah, wie sie die Laken auseinanderriss und überall herumwühlte, erriet er, was sie in solche Panik versetzte.
    »Wartet, so beruhigt Euch doch. Ich suche danach. Setzt Euch, so … Hier, es war zwischen dem Bett und dem Nachttisch auf den Boden gefallen.«
    Isabelles Herz klopfte zum Zerspringen. Sie ergriff das Schmuckstück und küsste es.
    »Soll ich es Euch um den Hals hängen?«
    Sie nickte langsam, wie ein Kind. Es gelang ihm, ihre verkrampften Finger aufzubiegen und das Kreuz zu nehmen. Das Metall glitt über ihre glühende Haut und fand seinen Platz zwischen ihren Brüsten, auf ihrem Herz.
    »Danke«, flüsterte sie gerührt.
    Pierre konnte den Blick nicht vom Hals seiner Frau losreißen. Dieser Alexander würde immer zwischen ihnen beiden stehen wie ein Schatten. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden. Sein bedrücktes Schweigen zog sich in die Länge. Nach einer Weile bewegte sich Isabelle und zog die Beine unters Kinn hoch. Sie wirkte jetzt ruhiger. Das Schwanken der Matratze riss Pierre aus seinen düsteren Gedanken. Betrübt schaute er in die schönen Augen, die zu ihm aufsahen.
    »Hat … hat er gelitten?«
    Nicht nötig, seinen Namen auszusprechen. Pierre wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Étienne hatte ihm in allen entsetzlichen Einzelheiten von dem Überfall berichtet. Schweigend hatte er zugehört, abgestoßen von den Methoden seines Schwagers und angewidert von seiner eigenen Arglist. So tief war er also gesunken… Und wozu das alles? Was hatte er jetzt gewonnen? Jedenfalls nicht die Liebe seiner Frau. Er konnte sich nur noch selbst verachten.
    »Ich weiß es nicht, Isabelle, aber wahrscheinlich nicht. Er hat einen heftigen Schlag auf den Kopf erlitten. Étienne sagt, es sei ein Angriff aus dem Hinterhalt gewesen … Ihr wisst ja, dass der alte Pelzhändler viele Feinde hatte.«
    Ihre Augen glänzten vor Tränen, und sie nickte schweigend.
    »Wo ist er? Hat man die Männer dort begraben?«
    Da, wo er jetzt ist, möchte selbst der Teufel nicht sein, hatte ihm Étienne mit einem Lächeln auf den Lippen versichert. Pierre, der ohnehin schon entsetzt genug war, hatte nicht gewagt, weiter in ihn zu dringen. Er wollte so wenig wie möglich über dieses in doppelter Hinsicht abscheuliche Verbrechen wissen, denn all diese Männer waren umsonst gestorben. Étienne hatte von dem Hollandais nicht bekommen, was er wollte. Van der Meers Herz hatte unter der Folter versagt, und er war gestorben, ohne sein Geheimnis zu offenbaren.
    »Ja, sie sind alle dort beigesetzt.«
    Sie weinte immer noch still vor sich hin.
    »Ich habe ihn geliebt, Pierre. Ich habe ihn geliebt, und man hat ihn mir weggenommen. Alles, was mir von ihm bleibt, ist jetzt Gabriel. Es tut mir leid, dass ich Euch damit das Leben vergälle. Aber so ist es nun einmal. Man hat mir keine Wahl gelassen.«
    »Ich weiß, mein Engel, ich weiß.«
    Mit zitternder Hand wischte Isabelle sich ihre nassen Wangen ab und zog die Nase hoch. Pierre war ihr nicht böse. Der Blick, den er jetzt auf sie richtete,

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