Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
denken: Die schöne Ojibwa-Frau musste inzwischen ihr zweites Kind zur Welt gebracht haben. Als er die beiden Mädchen ansah, die jetzt die sorgfältige Arbeit Tsorihias in Augenschein nahmen, gab ihm der Gedanke, dass Mikwanikwe vielleicht auf ihn wartete, einen Stich ins Herz. Wenn alles anders gekommen wäre, hätte er für die beiden Kinder gesorgt und sich mit ihnen und der Ojibwa-Frau eine Familie aufgebaut, mit der er gern alt geworden wäre. Mit der Zeit hätte er die Kinder sicherlich als seine eigenen betrachtet. Jetzt war er schon über dreißig und hatte keine Nachkommen! War es nicht Zeit, dass er irgendwo Wurzeln schlug und ein Zeichen von sich hinterließ? Der Gedanke war ihm gekommen, als er mit Mikwanikwe zusammen war. Auch Tsorihia würde eine gute Mutter abgeben. Er lächelte bei der Vorstellung, dass ein Kind, das seinen Namen weitertrug, vielleicht Ushatu oder Tkatyanuwatha Macdonald heißen könnte. Vielleicht hätte er auch gern eine kleine Keteowitha verhätschelt.
Als Tsorihia ihn erblickte, reichte sie die Nadel, mit der sie die Kette aufgefädelt hatte, an eines der Mädchen weiter, sprang über die Schale mit den Muscheln und lief mit fröhlichen Schritten auf ihn zu.
»Das ist für dich«, erklärte er und wies auf das bereits ausgenommene Tier.
Strahlend küsste sie ihn, nahm ihn am Arm und zog ihn aus der Umfriedung hinaus und in die Maisfelder, die zu einem üppigen, smaragdgrünen Teppich heranwuchsen.
»Wohin gehen wir?«, fragte Alexander und folgte ihr auf dem Weg, der zum Fluss führte.
»Wir haben so schönes Wetter, und ich möchte gern baden!«, rief sie ihm lachend zu.
Sie verlangsamte ihren Schritt, damit er sie einholen konnte.
»Außerdem will ich dich …«
»Aber du weißt, dass ich noch unter Beobachtung stehe … Sie werden nach mir suchen.«
»Nur ein paar Minuten!«
»Und die Hirschkuh … Wer soll …«
»Ach, niemand nimmt etwas, das ihm nicht gehört«, unterbrach sie ihn und drückte die Lippen auf seinen Mund.
Ihr verführerisches Schmunzeln ließ ihn lächeln, ihr geheimnisvoller Blick rief ein Gefühl in ihm hervor, bei dem ihm heiß wurde, und ihre Hände stachelten sein Begehren an. Er folgte ihr, ohne sich länger bitten zu lassen.
Das Wasser war eiskalt, und sie bibberten. Alexander, der es eilig hatte, sich mit ihr im Farnkraut aufzuwärmen, folgte ihr ins Unterholz und legte sich auf sie. Die beiden hatten nur ein paar Minuten Zeit. Im Dorf konnte der weiße Mann sich mehr oder weniger nach Belieben bewegen, aber er musste immer in Sichtweite bleiben. Tsorihias Beine schlangen sich um seine Taille, und ihre Hände massierten sein angespanntes Hinterteil. Er nahm die junge Frau leidenschaftlich und kam rasch zum Höhepunkt.
»Alles in allem ist so ein Lendenschurz eine praktische Angelegenheit«, bemerkte er seufzend, während er das Stück Leder zwischen seinen Schenkeln zurechtrückte. »Man läuft jedenfalls nicht Gefahr, sich mit heruntergelassenen Hosen ertappen zu lassen!«
Er wälzte sich auf den Rücken, um wieder zu Atem zu kommen, und seine Gefährtin unterdrückte ihr Kichern und schmiegte sich an seine Brust. Schweigend lauschten sie dem Gezwitscher der Vögel und dem Plätschern der Wellen am Ufer.
Mit dem Finger zog Tsorihia den Umriss der Tätowierung nach, die sie ihm angefertigt hatte und die einen Wolfskopf darstellte. Um ihr Freude zu machen und sich den irokesischen Bräuchen anzupassen, war er bereit gewesen, sich ihren geschickten Händen zu überlassen. Die junge Frau hatte die geometrischen Muster zuerst mit der verkohlten Spitze eines Stocks vorgezeichnet und dann mit einem Stichel aus Weißdornholz die oberste Hautschicht aufgestochen. Dann hatte sie eine Paste aufgetragen, die aus Bärenfett bestand und manchmal mit Farbstoffen und dann wieder mit pulverisierter Kohle versetzt war. Indem sie die Stellen damit einrieb, an denen sie die Haut verletzt hatte, brachte sie die färbenden Stoffe in die untere Hautschicht. So waren die geometrischen Motive und Tierdarstellungen entstanden, die jetzt seine Waden und Unterarme zierten.
»Da habe ich doch eines vergessen!«, meinte sie lachend und zupfte an einem Haar, das sich mitten auf seiner Brust erhob. Ansonsten war sie jetzt haarlos wie bei den Indianern.
»Oh nein!«, rief Alexander aus und stieß sie weg, um sich dieser neuen Folter zu entziehen. »Genug! Einmal hat mir gereicht! Du musst mich eben mitsamt meinem Brusthaar nehmen, ansonsten …«
Abrupt
Weitere Kostenlose Bücher