Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
das Rätsel löste, musste die Botschaft des Traumes erfüllen und tun, was er verlangte, damit die kranke Seele geheilt werden konnte. So erriet ein junger Mann, dass eine Frau von einem Elch geträumt hatte, und schenkte ihr das schönste Elchfell, das er besaß. Es brachte Unglück, wenn man nicht tat, was der Traum verlangte.
    Schweigend und respektvoll wohnte Alexander dieser Zeremonie bei, bei der die Menschen ihre Träume heraufbeschworen. Er verstand nicht allzu viel von dem, was sie erzählten. Doch ihm wurde klar, dass dieses Fest eine Gelegenheit war, bei der die Menschen auf eine besondere Weise gewisse Enttäuschungen oder Wünsche zum Ausdruck bringen konnten, die für gewöhnlich als inakzeptabel galten.
    Als Tsorihia sich erhob und an die Zuhörer wandte, spürte Alexander, wie seine Neugierde und sein Interesse wuchsen. Die junge Frau erzählte ihren Traum mit lebhaften Gesten, die darstellten, wie ein Tier ihr die Hände leckte. Ein Hund, dachte er lächelnd. Wünschte sie sich einen Hund? Aber die Hunde liefen zu Dutzenden im Dorf herum. Ihr Wunsch war ein wenig eigenartig … Wenn sie einen Hund wollte, hätte Tsorihia sich nur bücken und eines der armen Tiere aufzuheben brauchen, die von eiligen Mokassins gleichgültig beiseitegeschoben wurden.
     
    An diesem Abend war Godasiyo äußerst missgestimmt. Sie warf ihrem Mann finstere Blicke zu, deren Bedeutung er nicht begriff. Hatte er etwas getan, das ihr nicht gefallen hatte? Als es Schlafenszeit war, ging seine Frau zu ihrem gemeinsamen Lager, streckte sich darauf aus und murmelte Alexander etwas zu, wobei sie auf die Stelle zeigte, an der Tsorihia schlief. Alexander verstand ihre Worte nicht und wollte sich zu ihr auf die Felle legen. Aber sie sprang auf und zerrte ihn hinter sich her zum Lager der Huronin. Sie zeigte mit dem Finger auf die junge Frau, wandte sich ab und entfernte sich sichtlich unzufrieden. Verblüfft und ernst erkundigte Alexander sich bei Tsorihia.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich hatte einen Traum …«
    Sie bedeutete ihm, sich zu ihr herunterzubeugen und fuhr im Flüsterton fort.
    »Der Geist des Großen Weißen Wolfes hat mich besucht und mit seinen Augen zu mir gesprochen. Er hat meine Wunden geleckt und mich von meiner Krankheit geheilt.«
    Um zu beweisen, dass sie wahr gesprochen hatte, hob die junge Frau im flackernden Licht der übelriechenden Bärenfett-Lampe das Fell und enthüllte ihren nackten, schlanken, bronzefarbenen Körper. Sie schlang die Arme um Alexanders Hals und zog ihn glucksend auf sich, offensichtlich zufrieden mit ihrer List, die es ihr erlaubte, ein ansonsten unstatthaftes Begehren zu erfüllen.
    »Und nur wegen dieses Traums ist Godasiyo jetzt bereit, mich mit dir zu teilen?«
    »Es bringt Unglück, wenn man die Medizin, die eine Seele heilt, nicht hergibt. Godasiyo weiß das, und sie fürchtet sich vor dem bösen oki 41 .«
    »Oki ?«
    »Oki , der Geist, der Einfluss auf die Seele jedes Menschen hat …«
    Sie ließ ihre Hände über Alexanders Hemd gleiten und zog begierig daran, um es ihm auszuziehen. Als er ihre warme, weiche Brust an seiner Haut spürte, seufzte er vor Behagen.
    »Der Geist, der die Seele jedes Menschen beeinflusst …«, murmelte er und suchte den süßen Duft in Tsorihias Atemhauch.
    »… so wie der Geist eures Gottes, der Heilige Geist, der alle Menschen durchdringt.«
    Er strich mit den Lippen über die Haut an ihrem Hals, die leicht nach Gewürzen schmeckte. Tsorihia wand sich unter ihm, um ihn von seinem Lendenschurz zu befreien.
    »Als ich ganz klein war, habe ich oft gehört, wie der Priester in der schwarzen Robe davon gesprochen hat. Man muss auf oki hören, wie auf den Heiligen Geist, um seine Seele zu retten.«
    »Dann hat also Godasiyo Angst vor dem bösen oki «, fasste Alexander zusammen und kämpfte mit dem Kleidungsstück, das sich im Gürtel verklemmt hatte. »Ist er denn so böse? Und du, Tsorihia, hast du keine Angst vor ihm?«
    Er sah ihr tief in die nachtschwarzen Augen, die sich zusammenzogen, als sie ihm schelmisch zulächelte.
    »Nein, denn es ist der gute oki , der mir zu Hilfe gekommen ist und Weißer Wolf zu mir geführt hat, um den Fluch, mit dem Godasiyo mich belegt hat, von mir zu nehmen.«
    »Ein Fluch?«
    Alexander, der sich erneut über sie beugte, um liebevoll in das zarte Fleisch zu beißen, hob den Kopf und sah dieses gewitzte Wesen an, das so geschickt manövrierte, um zu bekommen, was es wollte.
    »Sie hat mich krank gemacht, um

Weitere Kostenlose Bücher