Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
Wenn die Engländer ihr Land beträten, würden sie sich zum Herren darüber aufschwingen und die Völker im Süden gegen sie aufbringen. Indem sie die eingeborenen Völker gegeneinander ausspielten, wollten sie sie schwächen, sie vernichten, indem sie sie derart spalteten, dass sie sich nie wieder davon erholen würden. Anschließend könnten sie dann ihr Land in Besitz nehmen.
    Obwohl der Gouverneur von Fort Chartres in Louisiana die Völker seines Territoriums zum Frieden aufgerufen hatte, gingen bei den Choctaws die Kriegsgürtel herum. Charlot Kasté, ein einflussreicher Shawni-Häuptling und glühender Anhänger Pontiacs, hatte die Franzosen um Hilfe gebeten, aber ohne Erfolg. Ein Gesandter der Engländer, Leutnant Alexander Fraser, hielt sich im Fort auf, um über einen Frieden zu verhandeln. Darauf wollte auch dieser Croghan hinaus.
    Alexander, der die irokesische Sprache inzwischen gut genug verstand, um einem Gespräch folgen zu können, nahm an der Zeremonie teil, bei der Geschenke ausgetauscht wurden und man den calumet , die Friedenspfeife, teilte. Die Engländer boten Branntwein an. Gaeyengwatha war nicht dumm: Mit Schnaps wurde der Frieden im Land erkauft, aber er brachte den Krieg in die Dörfer. Daher lehnte er das Angebot zuerst ab. Aber einige unter seinen Ratgebern waren verärgert und wollten nicht zusehen, wie das kostbare Fass wieder verschwand. Es gelang ihnen, so viele Anführer auf ihre Seite zu bringen, dass er seine Meinung änderte. Nachdem die Abteilung endlich weitergereist war, öffnete man das Fass und debattierte noch lange. Die Frage war noch offen, ob man die Bitte der Engländer erfüllen sollte, sich ihren Soldaten anzuschließen, um die Illinois zur Vernunft zu bringen. Die Meinungen waren geteilt, und der Ton wurde schärfer. Irgendwann schwenkte einer der Ratgeber seine Axt, bereit, sie in den Kriegspfahl zu schlagen.
    »Pontiac spricht mit gespaltener Zunge! Wir müssen sie ihm abschlagen! Er hat sein Gift in das Herz der Häuptlinge der Illinois-Konföderation geträufelt. Dieses Gift hat ihre Seele verschlungen, und der Geist des Bösen hat sich ihrer bemächtigt !«
    »Aus deinem Mund kommt das heraus, was der weiße Mann dir eingeflößt hat«, knurrte Gayengwatha. »Mit ihren Kriegen vergiften die Weißen unsere Erde und wiegeln unsere Völker gegeneinander auf. Das muss aufhören!«
    »Wir sind den Engländern immer treu gewesen. Die Mohawks sind es noch. Achten wir doch das Kainerekowa, das Große Gesetz des Friedens, das besagt, dass wir nicht gegen unsere Irokesen-Brüder kämpfen dürfen. Spricht Gayengwathas Stimme heute für die Franzosen, unsere alten Feinde?«
    »Sie spricht für den, der sie achtet, Sononchiez. Die Engländer haben sie einst respektiert, aber heute tun sie es nicht mehr!«
    »Gegen wen sollen wir also unsere Waffen erheben?«
    »Die Tsonnontouan besitzen mächtige und gefährliche Waffen, die nicht gegen sie selbst geführt werden dürfen. Die Engländer sind Füchse. Sie säen Zwietracht und warten dann auf den richtigen Moment, um aus ihrem Schlupfwinkel zu kommen. Wir haben den Friedensvertrag unterzeichnet, und dabei soll es auch bleiben! Die Engländer sind raffgierig und wollen uns beherrschen. Sie lügen und intrigieren, um uns ins Verderben zu stürzen. Pontiac sollte klüger sein als sie und warten. Dann werden sie den schlafenden Bären vergessen… aber wenn er erwacht, werden sie zittern!«
    Mit seiner Leidenschaft und seinen ausgreifenden Gesten hatte Gayengwatha die Versammlung, die im Kreis um ihn saß, in seinen Bann geschlagen. In allen Augen leuchtete dieses Feuer, das nur der Traum von der Freiheit entzünden kann.
    »Und wenn wir dieses Gold suchen würden, von dem die Franzosen und der Chippewa gesprochen haben?«, ließ sich mit einem Mal Kanokareh vernehmen. »Damit wären die Tsonnontouan unbesiegbar. Sie könnten die Engländer bis auf den letzten ausrotten und ihr Land wieder in Besitz nehmen.«
    Eine Woge zustimmenden Gemurmels lief durch die Reihen der Ratgeber, die im schwachen Schein des zentralen Feuers, das in den noch kühlen Nächten angezündet wurde, zusammensaßen. Stolz auf die Reaktion, die er ausgelöst hatte, warf sich Kanokareh in die Brust. Die Gesichter der Alten legten sich in tiefe Sorgenfalten, und die der feurigen Krieger nahmen einen drohenden Ausdruck an. Dann waren also die französischen Händler, so wie Alexander befürchtet hatte, auf der Suche nach dem Gold des Hollandais’. Der junge

Weitere Kostenlose Bücher