Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
Frobisher trat herbei und verneigte sich, eine Hand ritterlich aufs Herz gelegt, so vor ihr, dass er eine entzückende Aussicht auf ihren Ausschnitt genoss.
»Wenn Madame mir gestatten… the honour of this dance ?«
Die Kühnheit des jungen Engländers machte Isabelle einen Moment lang sprachlos. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und sah Pierre, der die Lippen fest zusammenpresste, fragend an.
»Geht nur, meine Schöne«, murmelte er und mied ihren Blick. »Ich habe ohnehin mit diesen Herren zu reden. Monsieur McCord möchte wieder in den Getränkehandel einsteigen. Er würde sich gern in Québec niederlassen, wo die Garnison eine gute Kundschaft wäre, und ich möchte ihn gern umstimmen, bevor er nächste Woche dorthin reist. Seid mir nicht böse.«
Natürlich, Madame unterhält die Klienten, während man über Geschäfte spricht … Sie lächelte zuerst Pierre und dann dem jungen Mann zu, der immer noch mit der Hand auf seinem Rock dastand. Mit hocherhobenem Kopf ließ sie sich von seiner Hand, die, wie sie jetzt ein wenig angewidert feststellte, schweißnass war, davonführen. Sie passte ihren Schritt dem ihres Tanzpartners an, während sie die Gästeschar musterte und versuchte, ihre aufstörende Vision wiederzufinden. Dieses Haar mit den bronzefarbenen Reflexen, diese Adlernase … Der schwarz gekleidete Mann hatte ihr den Rücken zugewandt, aber sie hatte sein Profil gesehen, seine Haltung erkannt. Das kann er nicht sein … Niemals würde er eine solche Gesellschaft besuchen! , dachte sie aufgewühlt.
Mit seinem durchdringenden Blick musterte der Mann die Tänzer, die sich fröhlich wiegten. Ganz offenbar war Kiliaen van der Meer nicht hier.
»Da müssen wir wohl wieder gehen«, meinte er und beugte sich zu seinem Gefährten hinüber.
Gabriel Cotté zog die Augen zusammen und musterte die Gesichter der Menschen, die an ihnen vorbeizogen. Er sollte den Amerikaner in Kontakt zu dem Pelzhändler bringen, den alle den »Hollandais«, also den »Holländer« nannten.
»Blondeau sehe ich, aber van der Meer nicht. Tut mir leid, mein Freund. Man hatte mir versichert, er werde heute Abend hier sein.«
Ein dritter Mann, der im Takt zur Musik mit dem Fuß wippte, hatte noch nichts gesagt. Jetzt wandte er sich den beiden zu. Der Mund schien ihm in dem schmalen Gesicht fast bis zu den Ohren zu reichen. Mit seiner gewölbten, leicht vorstehenden Stirn und dem vorspringenden Kinn sah er im Profil wie ein trauriger Pierrot aus.
»Pech für den Hollandais, I’ll say ! All diese charmanten Damen … hmmm … divine …«
Cotté brach in schallendes Gelächter aus, das einen Moment lang die Aufmerksamkeit der Nachbarn auf sich zog, worüber der erste Mann offenbar verärgert war.
»Van der Meer ist in der Lage, die bezauberndsten Damen der Stadt aufzutun, Jacob. Macht Euch seinetwegen keine Gedanken. Wahrscheinlich hat ihn sogar genau das aufgehalten. Sieh mal einer an…«, meinte Cotté mit einem Mal und wies mit einer Kopfbewegung auf ein Paar, das über die Tanzfläche hüpfte. »Ist das nicht einer dieser neuen englischen Händler … Benjamin Frobisher?«
»Nein, das ist Joseph«, verbesserte Jacob Solomon und verfolgte die fließenden Bewegungen des schillernden moosgrünen Kleides.
»Joseph also! Meine Güte! Er hat nicht lange gebraucht, um im Revier unseres teuren Notars Larue zu wildern! Aber was für ein Köder auch. Bei einer solchen Frau braucht man nicht lange zu überlegen, warum er des Mézières alle Klienten ausspannt!«
»Wer ist die Dame?«, fragte der erste Mann, der von der strahlenden Schönheit der Frau fasziniert war.
»Madame Isabelle Larue, geborene Lacroix, l’Écossais. Aber wehe dem, der ihr zu nahe kommt! Der Notar hütet sie wie seinen Augapfel. Wenn Frobisher mit ihr tanzen darf, dann nur, weil Larue ein gutes Geschäft gerochen hat. Dieser Notar ist wirklich ein ganz schönes Schlitzohr! Er biedert sich bei den englischen Kaufleuten an, für die er Verträge, Testamente und so weiter aufsetzt… Nun ja, wie sagt man so schön: Geld stinkt nicht!«
L’Écossais beobachtete die Frau schon eine ganze Weile. Genauer gesagt hatte er diese Schönheit, die sich in Gesellschaft der Gattinnen der Honoratioren von Montréal befand, schon bemerkt, als er den Ballsaal betreten hatte. Anschließend hatte er sie auf der Tanzfläche beobachtet, wo sie sich mit ihrem Kavalier, der ihr tief in die Augen sah, drehte. Ihre anmutigen Bewegungen drückten aus, was eine Frau aus
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