Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
Schritt zu tun. Er würde es sich nie verzeihen, wenn er es nicht wenigstens versuchte. Zumindest sollte sie ihm erlauben, seinen Sohn zu sehen. Das konnte sie ihm nicht verwehren. Er hatte lange überlegt, was er tun und was er zu ihr sagen sollte. Aufdrängen konnte er sich natürlich nicht: Isabelle trug schließlich Trauer um ihren Mann. Außerdem zog die Vorstellung, in einer Stadt wie Montréal zu leben, ihn nicht an. Er hatte daran gedacht, häufiger in diese Gegend zu kommen. Und dann war da noch Tsorihia. Er konnte Isabelle vorschlagen, mit ihm fortzugehen. Aber wohin? Da war ihm die Hütte, von der der Hollandais gesprochen hatte, eingefallen. Madame van der Meer war tot, niemand würde jetzt Anspruch darauf erheben.
    Er klopfte dreimal an die Tür und hoffte, dass Isabelle noch wach war. Es war ein wenig spät, aber anders war es nicht möglich. Er hatte warten müssen, bis sie allein war und Gabriel schlief. Im Moment wollte er sich dem kleinen Jungen nicht zeigen. Die Tür wurde geöffnet, und eine junge Frau steckte den Kopf heraus.
    »Ja. Ihr wünscht, Monsieur?«
    »Ich möchte bitte gern Madame Larue sprechen, Mademoiselle.«
    »Bedaure, um diese Uhrzeit empfängt Madame keine Besucher mehr. Ihr solltet morgen wiederkommen.«
    Das Dienstmädchen wollte die Tür schon schließen. Klopfenden Herzens stellte Alexander einen Fuß in den Spalt. Er musste Isabelle unbedingt sehen!
    »Bitte, Mademoiselle! Meldet mich bei ihr an! Wenn sie mich nicht sehen will, dann gehe ich, das schwöre ich Euch. Ich bin Alexander Macdonald …«
    Vom Flur aus drang ein Knarren von Holz zu ihm. Das Hausmädchen drehte sich um und ließ die Tür los, die sich ein Stück weiter öffnete. In dem Lichtstrahl stand Isabelle und sah ihn an.
    »Madame, ich versuchte diesem Monsieur Macdonald gerade zu erklären, dass Ihr um diese Zeit niemanden mehr empfangt.«
    »Ähem … ist schon gut, Louisette. Ich werde den Herrn empfangen. Er ist ein alter Freund. Seid ihr in der Küche fertig?«
    »Ja, Madame.«
    »Dann geht jetzt schlafen. Morgen werden wir alle wieder einen langen Tag haben.«
    »Danke, Madame.«
    Die Dienerin verbeugte sich, fuhr dann mit wirbelnden Röcken herum und verschwand.
    Alexander hatte sich nicht gerührt. Er sah Isabelle an. In ihrem schwarzen Kleid sah sie so blass aus, dass er den Eindruck hatte, sie hätte seit ihrem letzten Treffen am Flussufer die Sonne nicht mehr gesehen.
    »Komm«, sagte sie kurz angebunden und zog ihn in Pierres Arbeitszimmer.
    Der Raum lag im Halbdunkel, und die Möbel waren nur als unbestimmte Umrisse zu erkennen. Isabelle umging die Hindernisse und trat ans Fenster, wo der Mondschein einfiel. Ihre Gestalt schien inmitten dieses hellen Scheins zu schweben. Sie drehte sich zur Seite, reckte das Kinn und schickte sich zum Sprechen an. Stumm vor Erregung wartete er. Sie war sichtlich ebenso aufgewühlt wie er. Mit einer knappen Bewegung zog sie die Vorhänge zu.
    »Guten Abend, Alex.«
    Ihr Kleid raschelte; er roch ihren Duft, als sie an ihm vorüberging. Er hörte ein Klicken, dann leuchtete die Flamme eines Feuerzeugs auf. Mit dem Rücken zu ihm zündete sie eine Kerze an, die auf dem Schreibtisch stand, und legte das Feuerzeug daneben.
    Das Licht hüllte sie ein und ließ das schwarze Kleid schimmern. Endlich drehte Isabelle sich um und sah Alexander kurz an. Dann senkte sie den Kopf. Wie immer, wenn sie verlegen war, trat sie die Flucht an.
    Seine Kehle war schrecklich trocken, und er begann sich zu fragen, was er eigentlich bezweckte. Munro hatte vielleicht recht: Isabelle und er gehörten zwei viel zu verschiedenen Welten an. Wie konnte er sie erreichen? Glaubte er wirklich, sie werde annehmen, was er ihr zu bieten hatte? Dass sie dieses schöne Heim eintauschen würde gegen … ja, was? Er wusste es ja nicht einmal selbst. Eine alte Hütte in den Wäldern? Sie war mit einem silbernen Löffel im Mund geboren und hatte in Samt und Seide gelebt. Nein, er konnte nicht von ihr verlangen, dieses Leben hinter sich zu lassen oder ihren Sohn dem gefahrvollen Leben in den Wäldern auszusetzen. Aber vor allem wusste er jetzt, dass sie Pierre geliebt hatte. Zwischen ihnen lagen zu viele Jahre, zu viele verlorene Erinnerungen, zu viel Bitterkeit.
    »Verzeih mir, Isabelle. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte heute Abend nicht herkommen dürfen. Ich … ich sollte lieber gehen.«
    Wehen Herzens tat er einen Schritt rückwärts. Er wusste, wenn er aus diesem Lichtkreis trat, würde

Weitere Kostenlose Bücher