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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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gemurmelt … und dann bist du eingeschlafen. Meine Güte, was kannst du schnarchen!«
    »Hmpf …«
    Er brummte. Aber er würde ihr nicht gestehen, dass er sich erbärmlich elend fühlte! Bleiernes Schweigen senkte sich auf sie herab, in dem nur die Geräusche, die von draußen in die Hütte drangen, zu hören waren. Dann öffnete Alexander die Augen erneut und drehte sich zu der Frau um, die neben ihm lag. Sie starrte mit zusammengebissenen Zähnen an die Decke. Offenbar quälte sie etwas.
    »Du hättest es verdient, dass ich dir ebenfalls eine Tracht Prügel verpasse, alter Trunkenbold!«
    »Tu dir keinen Zwang an. Ich bin nicht wirklich in der Lage, mich zu wehren.«
    »Genau wie Gabriel.«
    »Och! Jetzt ist es aber genug, Isabelle.«
    »Nein! Du hattest kein Recht, meinen Sohn zu schlagen!«
    »Darf ich dich daran erinnern, dass er auch mein Sohn ist? Och! God damn heid! Gabriel musste begreifen … Er muss lernen, dass seine Handlungen Folgen nach sich ziehen.«
    Isabelle ballte die Fäuste und bohrte die Fingernägel in ihre Handflächen, bis es schmerzte.
    »Durch Schläge mit dem Gürtel? Ist das für dich die beste Methode? Ich schätze, du hast sie selbst mehr als einmal zu spüren bekommen, und jetzt wendest du dieses Rezept an, um …«
    »Stop it! «
    Alexander stützte sich auf einen Ellbogen und starrte Isabelle finster an. Sie hielt seinem Blick stand, bis sie spürte, dass ihr Herz schneller schlug. Dann wandte sie ihm schroff den Rücken zu. Der Umstand, dass er in ihrem Bett lag, wühlte sie weit mehr auf als ihr Streit. Fröhliches Geschrei und Hundegekläff drangen von draußen herein und verminderten die Spannung zwischen ihnen.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Alexander nach erneutem langen Schweigen.
    »Unter den Umständen erstaunlich gut«, gab sie bissig zurück.
    »Die Umstände … aye !«
    »Es ist doch niemand zu Schaden gekommen, Alex«, setzte sie weniger schroff hinzu.
    Alexander versuchte sich wieder hinzulegen, ohne seinen Kopf allzu stark zu bewegen. Eine Flut von Erinnerungen stieg in ihm auf, die gleichen, die ihn am Vorabend so aufgewühlt hatten, nachdem er seinen Sohn bestraft hatte. Am Ufer des Loch Leven war das gewesen, an einem Regentag wie diesem, einem Gewittertag, an dem er seiner Familie großen Kummer bereitet hatte, und es war der erste Tag in seinem Leben, den er am liebsten rückgängig gemacht hätte.
    »Als ich elf war«, begann er bedächtig, »hat mein Vater mir die schlimmsten Prügel meines Lebens verpasst, weil ich ihm ungehorsam gewesen war. Ich erinnere mich noch genau… Die ganze Nacht hatte es geregnet, aber kurz vor Sonnenaufgang hatte der Regen aufgehört. Der Himmel war immer noch grau und verhangen. Mein Freund Tim und ich wollten fischen gehen. Andrew, Tims Bruder, der ein wenig älter war als wir, wollte nicht mitkommen. Uns war es ausdrücklich verboten, auf den See hinauszufahren, wenn ein Unwetter drohte. Aber ich habe Tim so lange zugesetzt, bis er nachgab. Meine Nichte Marcy, die Älteste meines Bruders Duncan Og, und der kleine Brian, ihr jüngster Bruder, hatten sich in den Kopf gesetzt, mit uns zu kommen. Marcy drohte, uns zu verpetzen, wenn wir sie nicht mitnähmen. Sie verstand sich gut aufs Fischen und kannte die besten Stellen… Also haben wir heimlich ein Boot genommen. Nach einer Weile… kam Wind auf, und unser Boot begann gefährlich zu schwanken. Tim hatte Angst; der kleine Brian weinte. Marcy versuchte ihn zu beruhigen und gleichzeitig zum Ufer zu rudern. Ich wollte meinen Neffen auch trösten, doch das gelang mir nicht. Brian begann panisch zu zappeln und nach seiner Mutter zu rufen… Ich bin aufgestanden, um ihn in den Arm zu nehmen, und das Wasser ist ins Boot geschwappt. Ich glaube … mit meiner Bewegung … habe ich das Boot zum Kentern gebracht. Dann ging alles ganz schnell. Ich weiß noch, wie mir das Wasser in den Mund und in die Nase drang … es brannte mir im Hals, in den Lungen und in den Augen. In diesem Alter konnte ich noch nicht besonders gut schwimmen… Ich suchte hektisch nach einem Halt. Marcy war ganz in meiner Nähe, und sie war eine gute Schwimmerin. Ich habe mich an sie geklammert, aber sie hielt schon den kleinen Brian fest …«
    Vor seinem inneren Auge sah Alexander wieder, wie seine Nichte und sein Neffe am Strand gelegen hatten, die Gesichter von schleimigem Tang umgeben, und mit leerem Blick zum Himmel aufsahen, wo sich bereits ihre Seelen befanden. Er rang um Fassung und räusperte

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