Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
ihn mit seinem neuen Partner Jacob Solomon verband. Zufrieden legte er das Dokument auf den großen Eichenschreibtisch und nahm die Feder, die ihm der Notar mit einer eleganten Geste hinhielt.
»Ich bin froh, dass Ihr Euch in der Lage gesehen habt, diesen neuen Vertrag aufzusetzen, und das innerhalb so kurzer Frist, Monsieur. Ich danke Euch dafür.«
»Keine Ursache, wirklich, Monsieur van der Meer. Für einen Klienten wie Euch …«
Der Hollandais rückte sein Lorgnon zurecht und beugte seine korpulente Gestalt über die Tischplatte. Er tauchte die Feder ins Tintenfass und strich die Spitze am Rand ab. Dann kritzelte er sorgfältig seinen Namen unter Solomons Unterschrift. Alexander lehnte an einem Regal und sah ihm zu. Seit er nach Montréal gekommen war, hatte er bei Notar Martel bereits einen Vertrag als »engagé« 6 mit dem »bourgeois« van der Meer unterzeichnet, denn so nannte man diese fahrenden Händler und Leiter eines Handelspostens. Das Dokument bezeichnete ihn als »milieu« 7 und stellte ihn für drei Jahre an, wobei er im ersten Jahr nicht überwintern 8 würde.
Ohne ihm einen Grund dafür zu nennen, hatte van der Meer darauf bestanden, dass er einen zweiten Vertrag unterschrieb, der ihn als Leibdiener an ihn band. Die beiden Männer kannten einander erst seit einem Monat. Aber van der Meer hatte vom ersten Augenblick an ein lebhaftes Interesse an seiner Person an den Tag gelegt. Der Umstand, dass er Englisch lesen und schreiben konnte, hatte etwas damit zu tun. Sein neuer Partner war Amerikaner und sprach nur ein paar Brocken Französisch, sodass der Händler jemanden brauchte, der für ihn aus dem Englischen übersetzte, das er selbst nur mühsam entziffern konnte. Dank Alexander würde er sich leichter mit Solomon verständigen können und konnte sich sicher sein, nicht über den Tisch gezogen zu werden. Natürlich hatte der Schotte sein Angebot nicht ablehnen können.
»So!«, verkündete der Hollandais und legte die Feder weg. »Wenn wir jetzt zu dem zweiten Vertrag mit Monsieur Macdonald kommen könnten …«
»Natürlich. Hier ist er«, erklärte der Notar und wies auf ein Dokument, das auf einer Ecke des penibel aufgeräumten Schreibtisches lag.
Laut las er vor:
»Vor Maître Pierre Larue, Notar der Provinz Québec in Montréal, wo ich mich vorübergehend aufhalte, erkläre ich, der Unterzeichner, mit meiner Unterschrift… Ihr müsst Euer Zeichen hier machen, Monsieur Macdonald«, erklärte der Notar Alexander, der näher getreten war, »… dass ich mich mit diesem Vertrag aus freien Stücken bereit erkläre, Monsieur Kiliaen van der Meer aus Montréal zu dienen …«
Alexander lauschte den Klauseln des Vertrags, die seinen Lohn festlegten, die Dauer seiner Dienstzeit, die Ausrüstung, die er erhalten würde sowie die Pflichten, die er während der angegebenen Zeit zu erfüllen hatte. Als der Notar zu Ende gelesen hatte, warf er einen Blick zur Tür, die sich einen Spaltbreit geöffnet hatte. Nachdem er unterschrieben hatte, reichte er die Feder van der Meer, und schließlich war Alexander an der Reihe.
Vom Flur aus drangen Stimmen zu ihnen. Zwei Frauen unterhielten sich im Flüsterton, wahrscheinlich die Frau des Notars und eine Dienstbotin. Alexander beugte sich über den Vertrag und warf einen neugierigen Blick in Richtung Tür. Betroffen verkrampfte er die Finger um die Feder und blinzelte, überzeugt, einer Halluzination erlegen zu sein. Nein, er hatte genau gesehen …
»Ihr könnt einfach ein Kreuz machen, Monsieur. Das halten fast alle so …«
Alexander biss die Zähne zusammen und atmete tief, um die Gefühle zu meistern, die seine Hand zittern ließen. Ihm war heiß, furchtbar heiß. Isabelle war die Frau des Notars Larue? Der Mann kam ihm vage bekannt vor. Bestimmt war er der Verehrer gewesen, den er eines Tages vor dem Haus in Québec, in der Rue Saint-Jean, angerempelt hatte. Diese Erkenntnis erfüllte ihn plötzlich mit Mordlust.
»Ich kann lesen und schreiben, Monsieur «, gab er in schneidendem Ton zurück. »Es fällt mir zwar oft noch schwer, das Französische zu entziffern, aber wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich gern in Ruhe durchgehen, was ich mich zu unterzeichnen anschicke.«
»Selbstverständlich«, murmelte Pierre Larue. »Nur zu. Nehmt Euch alle Zeit, die Ihr braucht. Meine Frau bringt uns den Tee. Ich stehe Euch gleich wieder zur Verfügung.«
Nachdem Alexander das Dokument rasch überflogen hatte, unterzeichnete er und legte die Feder
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