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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Musterung nicht lange stand und wandte sich dem Feuer zu.
    »Pierre, da ist etwas, das ich nicht verstehe. Würdet Ihr es mir bitte erklären? Was wollt Ihr andeuten?«
    »Ich … ich kann keine …«, stotterte er, stützte sich auf das Kaminsims und ließ den Kopf hängen. »Ich meine … ich bin steril, da habt Ihr es!«
    Bleiernes Schweigen senkte sich nach diesem schrecklichen Geständnis über den Raum. Langsam wurde Isabelle die Bedeutung seiner Worte klar. Die junge Frau spürte, wie sich ihr Magen schmerzhaft zusammenzog, und sie schlug die Hand vor den Mund, um einen Aufschrei zu ersticken.
    Ich bin steril … steril … Pierres Stimme hallte in ihrem Kopf wider. Er hatte sie angelogen! Nein, nicht angelogen, denn sie hatten nie über gemeinsame Kinder gesprochen. Aber er hatte dieses Thema so sorgfältig vermieden, dass es in ihren Augen einer Lüge gleichkam. Zorn stieg in ihr auf, und sie hielt nur mit Mühe die Tränen zurück.
    »Seit wann … wisst Ihr das?«
    »Mit dreizehn Jahren hatte ich Mumps«, erklärte Pierre, den Blick auf ein kleines Fayencedöschen für Schönheitspflästerchen auf dem Sims, an das er sich klammerte, gerichtet. »Der Arzt… nun ja, Ihr wisst schon… Wenn ein Knabe in diesem Alter Mumps bekommt…«
    »Dreizehn … So lange wisst Ihr das schon… und Ihr habt mir nichts davon gesagt«, murmelte sie bitter. »Ihr habt kein Wort darüber verloren!«
    Jetzt erinnerte sie sich auch an die tadelnden Blicke, mit denen Pierres Geschwister sie bedacht hatten. Natürlich, seine Familie hatte gewusst, dass sie den Bastard eines anderen trug. Anders konnte es ja nicht sein, da Pierre zeugungsunfähig war!
    »Verzeiht mir, Isabelle. Ich weiß, ich hätte es Euch sagen sollen.«
    Sie gab keine Antwort, sondern starrte ins Dunkel und ahnte schon die Leere voraus, die sie in Zukunft erwartete. Instinktiv legte sie die Hand auf ihren flachen Bauch, der jetzt auch leer bleiben würde, und wusste nicht recht, was sie denken sollte. Würde Gabriel also ihr einziges Kind bleiben? Gabriel, der Alexanders Sohn war … Von Pierre würde sie niemals Kinder bekommen. Und dann wurde sie von Entsetzen ergriffen: Hatte Pierre sie etwa nur geheiratet, weil er gewusst hatte, dass sie schwanger war? Hatte er ihr Leben zerstört, um sich sein eigenes aufzubauen? Ein langgezogener Klagelaut stieg aus ihrer Brust auf, und sie ließ sich auf das zerwühlte Federbett fallen.
    Pierre trat zu ihr, nahm ihre Hände und küsste sie. Sie spürte seinen alkoholisierten Atem und seine feuchten Wangen auf ihrer Haut, aber es ließ sie kalt.
    »Isabelle, ich liebe Euch. Ich habe Euch niemals wehtun wollen, das müsst Ihr mir glauben!«
    »Ihr habt mich angelogen!«
    Sie entzog ihm ihre Hände, doch er gab nicht auf, sondern fasste ihre Schultern und schüttelte sie.
    »Ich liebe Euch, Isabelle, und ich liebe Gabriel wie meinen eigenen Sohn, versteht Ihr? An dem Tag, an dem ich Euch zum ersten Mal gesehen habe … ich habe mich sofort in Euch verliebt. Ich schwöre, dass ich nichts von Eurem Zustand wusste! Eure Mutter hat es mir erst einige Zeit später gesagt. Zuerst war ich schockiert darüber, dass Ihr schon einen Liebhaber gehabt hattet. Aber… auf der anderen Seite habt Ihr mir das wunderbarste Geschenk gemacht, das ich sonst nie gekannt hätte. Ihr habt mich zum Vater gemacht, Isabelle …«
    »Ich habe Euch zum Vater gemacht …«, wiederholte sie leise. »Aber dafür habe ich Gabriel seinen richtigen Vater genommen. Ich habe diesen Mann verraten! Ich habe ihn verraten … Und Ihr habt mich dazu gezwungen!«
    »Ich habe Euch zu gar nichts gezwungen. Ihr habt meinen Heiratsantrag angenommen, Isabelle.«
    »Nein!«, schrie sie und riss sich los. »Nein! Ich habe niemals zugestimmt. Das war meine Mutter … Meine Mutter! Sie… Oh! Sie hat mir gedroht. Ich wollte nicht …«
    »Isabelle«, fuhr Pierre verwirrt fort, »sie hat mir versichert, dieser Mann habe Euch verlassen. Ich habe geglaubt …«
    »Oh nein! Oh nein!«, jammerte sie und wiegte sich, die Augen geschlossen und die Hände über dem Nachthemd zusammengekrampft, rhythmisch vor und zurück.
    Pierre schloss sie in die Arme und zog sie zärtlich an sich. Lange weinte sie um das, was man ihr geraubt hatte.
     
    »Ich liebe Euch, Isabelle«, murmelte Pierre, die Nase in ihrem zerzausten Haar vergraben. »Ihr werdet ihn vergessen, ich helfe Euch, ihn zu vergessen …«
    Er küsste die junge Frau auf die Stirn und suchte ihren Mund,

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