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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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und ich habe darin etwas Erhabenes erblickt, den Traum jedes Mannes … Aber die Worte, die darin stehen… hat eine andere Hand als die meine hineingeschrieben.«
    Er verstummte, schloss die Augen und holte tief Luft. Dann fuhr er herum und ging hinaus. Isabelle blieb verdutzt zurück.
    »Was mag ihm nur heute Morgen über die Leber gelaufen sein?«
    Sie trat wieder ans Fenster, um sich noch ein wenig an der Landschaft zu erbauen und ihren inneren Aufruhr zu beruhigen. Schwere Gewürzdüfte zogen durch die Luft und erinnerten sie an ihre Kindheit. Sie sah dem Schoner nach, der sich entfernte. Zwei Fischerboote liefen aus. Gabriel sah sie, winkte ihr zu und wandte den Kopf dann in eine andere Richtung. Wahrscheinlich hatte irgendein Tier seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und er verschwand. Merkwürdigerweise ließen Louis und die anderen ihre Arbeit liegen und liefen ihm nach.
    Isabelle setzte sich wieder in ihren Sessel. Sie sah ihre Schokolade, von der sie noch nicht gekostet hatte, und griff nach der Tasse. Die Veilchen, die auf dem Getränk schwammen, sahen aus wie Schmetterlinge, die in einem schlammigen Tümpel klebten. Nicht besonders appetitlich. Trotzdem tauchte sie aus purer Naschlust den Finger hinein und steckte ihn dann in den Mund. Zu süß. Sie dachte an Jacques und fragte sich, was sein seltsames Benehmen wohl zu bedeuten hatte. Warum nur war er gekommen, um ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag mit ihr über Alexander zu sprechen? Hatte er Angst, er könne mitten in ihrer Hochzeitsnacht als Gespenst in ihrem Schlafzimmer stehen? Sie fand sein Verhalten vollkommen deplatziert … und kindisch noch dazu.
    Die Haustür ging; Stimmen waren zu hören. Dann erscholl ein Schrei, und Porzellan ging zu Bruch. Isabelle erstarrte.
    »Wenn das nur nicht mein englisches Service war!«
    Es wurde wieder still, ein schuldbewusstes Schweigen. Ein paar Sekunden vergingen. Sie vernahm schnelle Schritte und laute Ausrufe, die ihre Vermutung bestätigten. Enttäuscht seufzte sie.
    »Oh nein! Nicht ausgerechnet an meinem Hochzeitstag!«
    Das Worcester-Service hatte die Ehrentafel schmücken sollen. Jedenfalls der Teil, der nicht in Red River Hill verloren gegangen war. Sie spürte, wie ihr ein Schluchzen in die Kehle stieg. Warum zum Teufel hatte Jacques ausgerechnet heute von Alexander sprechen müssen?
    »Isa …«
    Genau, jetzt würde man ihr erklären, dass ihr englisches Service nicht mehr existierte. Wie sollte sie sich unter diesen Umständen beruhigen? Wütend stand sie auf und fuhr auf dem Absatz herum. Madeleines Bauch füllte fast den ganzen Türrahmen aus.
    »Und, wie viele Teller sind es?«
    »Wie viele Teller?«
    »Ich habe doch gehört, dass Geschirr zerbrochen ist. Mein Worcester-Service …«
    Eine zweite Gestalt stand hinter Madeleine im dunklen Flur. Madeleine, die einen äußerst merkwürdigen Gesichtsausdruck trug, gab ihr den Weg frei.
    »Ich hoffe, Ihr seid zurückgekommen, um Euch zu entschuldigen, Jacques. Ihr habt mir die Laune verdorben und …«
    Isabelle unterbrach sich und zog die Augen zusammen, um den Mann, der in den Raum trat, anzusehen. Ihr stockte das Blut, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Fassungslos riss sie Mund und Augen auf, und aus ihrer Kehle stieg ein leises Stöhnen.
    Ein Lichtstrahl fiel auf eine silberne Haarsträhne, die vor einem Auge von einem ganz speziellen Blau baumelte. Der Mann sah sie so eindringlich an, dass es sie verstörte. Isabelle öffnete den Mund, brachte aber keinen Laut über die Lippen. Sie meinte zu erkennen, wie er unsicher lächelte. Die Kehle war ihr so zugeschnürt, dass sie keine Luft mehr bekam. Sie war so aufgewühlt, dass sie schwankte und sich an der Sessellehne festhalten musste.
    »Heiliger Himmel!«
    Der Boden kippte weg, und der Raum drehte sich um sie. »Isa!«
    Alexander und Madeleine stürzten auf Isabelle zu, die im Fallen den Tisch streifte. Der Schotte schloss die Ohnmächtige in die Arme, drückte sie an sich und vergrub das Gesicht in den goldblonden Locken, deren Duft er gerührt einsog.
    »Mo chridh’ aghmhor …«
    Um sie herum machten sich Menschen zu schaffen. Eilige Schritte kamen und gingen. Laute Rufe und Flüstern waren zu vernehmen. Aber Alexander hörte nichts. Er sah nur Isabelle, die langsam wieder zu sich kam.
    Sie klammerte sich an seinen Rock, wagte aber noch nicht, die Augen zu öffnen. Hatte ihr nicht einfach ihre Nervosität einen Streich gespielt und diese Vision hervorgerufen? Doch die großen

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