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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Hände, die sie zärtlich an ihn zogen, waren vollkommen wirklich. Das Herz, das unter ihren Handflächen heftig pochte, hätte nicht lebendiger sein können. Und diese Stimme, diese Worte … Endlich schlug sie langsam die Lider auf, um Alexander anzusehen. Er war abgemagert, und sein Haar war jetzt fast vollständig ergraut.
    »Alexander? Wie … Wie ist das möglich? Bist das wirklich du?«
    »Tuch! Tuch! Später, a ghràidh  …«
    Isabelle wurde wieder ohnmächtig. Die männlichen Arme, die sie umfingen, zitterten zwar, schenkten ihr aber von ihrer Kraft und Vitalität. Sie hörte, wie sich um sie herum Menschen bewegten, hörte ihr Stimmengemurmel. Jemand legte ihr ein feuchtes Handtuch in den Nacken. Dann kam Madeleines Stimme näher, und ein Glas huschte durch ihr Blickfeld. Der Alkoholdunst weckte sie endgültig. Sie musste husten, als die Flüssigkeit brennend durch ihre Kehle rann.
    Alexander hob sie hoch, legte sie auf das Kanapee und setzte sich neben sie. Gabriel begann zu weinen, weil man ihn nicht in den Salon ließ. Dann wurde die Tür geschlossen, und die helle Aufregung, die Alexanders Erscheinen im ganzen Haus erzeugt hatte, blieb dahinter zurück.
    Endlich waren sie allein. Lange sprachen Alexander und Isabelle kein Wort. Vor allem mussten sie jetzt spüren, dass sie beieinander und am Leben waren. Ohnehin waren sie so von ihren Gefühlen überwältigt, dass sie außer in ihren Gedanken keinen zusammenhängenden Satz über die Lippen gebracht hätten.
    Das Geschrei und das Weinen von Kindern, der Geruch nach Gipsstaub, der Duft der Braten und des Gebäcks, die Küchengeräusche … Langsam drang die Wirklichkeit wieder auf sie ein und ließ sie aus ihrem Wachtraum zurückkehren.
    »Wie oft … willst du eigentlich noch sterben und von den Toten auferstehen, Alex? Wie oft?«, murmelte Isabelle.
    »So oft, wie es nötig ist, um zu dir zurückzukehren, a ghràidh «, flüsterte Alexander und drückte sie an sich.
    Der lange Fußmarsch hatte sein Bein ermüdet und den Schmerz erneut aufflammen lassen. Da er Guillot genug Zeit lassen wollte, um sich mit Isabelle auszusprechen, und irgendwie seine Ungeduld bezähmen musste, hatte er den Notar gebeten, ihn an der Straße abzusetzen. Alexander bewegte sich zuerst. Er rückte ein Stück von Isabelle ab, lehnte sie behutsam gegen die mit Samt bezogene Rückenlehne und sah sie an. In dem grellen Sonnenlicht schwebten weiße Staubteilchen, sodass sie aussah wie von einer hellen Aureole umgeben. Gott, wie schön sie war!
    Sie legte die vor Glück ganz zittrigen Hände um sein Gesicht. Dann fuhr sie mit den Fingern sanft über die Linien, die sich durch das Leid tief in seine Züge eingegraben hatten.
    »Isabelle … Wir müssen reden …«
    »Du kannst mir alles später erzählen. Jetzt bist du hier, und das ist alles, was zählt.«
    Er nickte mit zugeschnürter Kehle. Sie hatte recht, sie hatten Zeit. Er kostete den Augenblick aus und berauschte sich daran. Lange sah er sie an und stellte fest, dass sie sich ebenfalls verändert hatte. Es waren fast unmerkliche Kleinigkeiten, eine neue, verbitterte Falte an den Lippen; Müdigkeit, die wie ein Schleier über ihrer Haut lag; ein Schatten in ihrem lebenslustigen Blick. Sie wirkte resignierter als früher. Wie ein zerbrechliches Vögelchen, das vom Sturm herumgeworfen worden ist und jetzt verletzt wieder in sein Nest fällt, stürzte sie sich erleichtert in seine Arme.
    »Ja, ich bin hier.«
    Er strich über ihre Haut und fühlte, wie sie erschauerte. Isabelles Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und ein Hoffnungsschimmer leuchtete in ihren grüngoldenen Augen auf. Am liebsten hätte er ihr von seinem Zufallstreffen mit Guillot erzählt, das ihn letztlich hierher geführt hatte, aber er beschloss, noch zu schweigen.
    Zu Beginn hatte er den Notar nur angesprochen, weil er wissen wollte, ob seine Kinder in guten Händen waren und ob es ihnen an nichts mangelte. Guillot hatte zwar behauptet, er wisse nicht, wo Gabriel und Élisabeth seien, doch seine Haltung hatte seine Worte Lügen gestraft. Alexander, der vermutete, dass der Mann aus Vorsicht zögerte, ihm Auskunft zu geben, hatte auf einer Antwort beharrt. Als Guillot jedoch hartnäckig schwieg, war er zornig geworden. Der Mann wusste, wo seine Kinder waren, und wollte sie ihm wegnehmen. Man wollte ihm das Kostbarste, was ihm noch geblieben war, rauben! Jean Nanatish hatte recht gehabt: Es gab keine Gerechtigkeit mehr auf dieser Welt… Dann musste er

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