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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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eben zu anderen Mitteln greifen! Er würde das Gesetz der Menschen einsetzen, um zu bekommen, was er wollte. Er ließ noch einmal seine Goldmünzen klingeln, nannte Guillot den Namen der Pension, in der er logierte, und ging.
    Zwei Stunden später hatte der Notar an seine Tür geklopft. Seine Miene war die eines zum Tode Verurteilten, der aufs Schafott steigt. »Isabelle lebt.« Die Worte hatten ein paar Sekunden in Alexanders Schädel widergehallt, ehe er ihren Sinn erfasste. Wie vom Donner gerührt hatte er Jacques Guillot gebeten, sie zu wiederholen, um sich zu vergewissern, dass er auch richtig gehört hatte. Der Mann hatte ihm dann von den Ereignissen berichtet, die sich nach dem Brand in Red River Hill zugetragen hatten.
    Ein paar Einzelheiten waren noch unklar, aber das konnte warten. Auch den Brief, den er in einer Innentasche seiner Weste trug und den Guillot ihm heute Morgen gegeben hatte, ehe er ihn auf der Straße absetzte, würde er Isabelle später geben. Er zog sie an sich und fuhr mit dem Zeigefinger ihr wunderbares Lächeln nach. Sie strahlte noch mehr, und die Grübchen in ihren Wangen wurden tiefer. Liebe und Glück malten sich auf ihren Zügen.
    »Love ye …«
    Er beugte sich herüber und legte zärtlich die Lippen auf ihren Mund. Ein Gefühl tiefsten Glücks überkam ihn und trug all die Einsamkeit, Verbitterung und Enttäuschung davon, die in den letzten Monaten seine Begleiter gewesen waren. Isabelles Gesicht nahm einen anderen Ausdruck an. Tränen traten ihr in die Augen und rannen über ihre Wangen. Er schloss die Augen, um die Wogen zurückzuhalten, die sein Herz erfüllten und es überströmen ließen, und umarmte Isabelle leidenschaftlich. Aber die Anspannung, die ihn beherrschte, seit er erfahren hatte, dass die geliebte Frau lebte, war zu stark. Endlich gab sein Schutzpanzer, der von all den Prüfungen, die er erlitten hatte, brüchig geworden war, nach. Er umschlang den Menschen, der ihm am liebsten auf der Welt war, und brach in ein Schluchzen aus, in dem sich mit einem Mal all seine Alpträume und seine Leiden Bahn brachen.
    Tränen der Trauer und der Freude vermischten sich in einem einzigen Wasserfall der Gefühle. Sein nächster Schritt würde ihn ins Paradies führen, anders konnte es gar nicht sein. Gab es noch ein einziges Tor in die Hölle, das er noch nicht geöffnet hatte? Wenn ja, dann würde er es ohne Zögern durchschreiten, weil er jetzt wusste, dass irgendwo im Labyrinth seines Lebens Isabelle auf ihn wartete und seine Hand nehmen würde, um ihn von neuem ins Licht zu führen.
     
    Durfte er nach all den Jahren und all den Schicksalsschlägen endlich hoffen, auf Dauer Frieden zu finden? Skeptisch drehte und wendete Alexander die Frage. Die Antwort, an die er so verzweifelt glauben wollte, zerfloss auf seiner Zunge und ließ einen bittersüßen Geschmack zurück. Das Leben hatte ihn gelehrt, dem Glück zu misstrauen.
     
    Er wandte das Gesicht zum Fenster, das sie wegen der Hitze halb offen gelassen hatten. Langes Haar, das einen leichten Kräuterduft ausströmte, kitzelte ihn am Kinn. Isabelle pflegte sich die Haare mit einer Abkochung aus Kamille zu spülen. Alexander lauschte dem regelmäßigen Atem seiner Frau und sah in die allmählich heller werdende Nacht hinaus, die alles mit Schatten überzog und miteinander verschmelzen ließ. Der Schlaf wollte sich nicht einstellen, und er dachte an die Ereignisse des Tages zurück.
    Die Hochzeit hatte wie geplant in der Kirche von Saint-Étienne-de-Beaumont stattgefunden. Die Verwandten der Braut waren natürlich verblüfft gewesen, als sie sahen, wie anstelle von Jacques Guillot ein Engländer die Hand Isabelles ergriff, die noch schwach auf den Beinen war, aber strahlte wie noch nie. Die Stimmung war ein wenig angespannt gewesen, aber alle waren ihm höflich begegnet. Louis Lacroix hatte ihm sogar eine gewisse Sympathie bezeugt. Die Zeit würde nun das ihrige tun.
    Alexander sah wieder das Gesicht Gabriels vor sich, der Angst hatte, er könne erneut verschwinden. Das Kind war ihm den ganzen Tag nicht von der Seite gewichen. Sogar nachdem sie ihn ins Bett gebracht hatten, war er noch zweimal aufgestanden, um auf der Terrasse nachzusehen, ob er noch da war. Schließlich hatte Alexander ihm seine Uhr als Pfand überlassen und ihm versichert, ohne sie werde er nirgendwo hingehen. Dann war der kleine Junge endlich eingeschlafen, den kostbaren Gegenstand fest in der Hand.
    Élisabeth dagegen war ihm gegenüber misstrauisch. Bei

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