Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
November im Suff in den Hafen gefallen und ertrunken ist.
Alles Liebe
Mama
PS: Apropos Wilmington Gazette , Dein Vater spielt mit dem Gedanken, dort vorstellig zu werden und zu sehen, ob er herausfinden kann, wer diese vermaledeite Notiz über das Feuer dort hinterlegt hat. Obwohl ich mich wohl nicht beklagen sollte; wenn Du sie nicht gefunden hättest, wärst Du vielleicht nie zurückgekommen. Das hatte zwar einige Folgen, von denen ich wünschte, sie wären nie geschehen – doch ich werde nie bedauern, dass Du Deinen Vater kennengelernt hast und er Dich.
17
ZWERGDÄMONEN
D er Pfad unterschied sich kaum von den anderen Wildwechseln auf ihrem Weg; er hatte sogar zweifellos einmal als solcher begonnen. Doch dieser Pfad hatte etwas an sich, das zu Ian »Menschen« sagte, und er hatte sich an solche Einschätzungen so gewöhnt, dass er sie kaum noch bewusst wahrnahm. Auch jetzt folgte er diesem Instinkt, als er an Clarences Führstrick zupfte und gleichzeitig sein Pferd zur Seite wandte.
»Warum halten wir an?«, fragte Herman argwöhnisch. »Hier ist doch nichts.«
»Da oben wohnt jemand.« Ian wies mit einem Ruck seines Kinns auf den bewaldeten Berghang. »Der Weg ist nicht breit genug für Pferde; wir binden sie hier an und gehen zu Fuß.«
Herman und Vermin wechselten wortlos einen Blick, der tiefe Skepsis ausdrückte,
doch sie ließen sich vom Rücken des Maultiers gleiten und stapften hinter Ian den Weg hoch.
Allmählich kamen ihm Zweifel; niemand, den er in der vergangenen Woche angesprochen hatte, kannte irgendwelche Kuykendalls in der Gegend, und er konnte nicht allzu viel Zeit mit dieser Angelegenheit verlieren. Eventuell würde er die kleinen Wilden doch mit nach New Bern nehmen müssen, aber er hatte keine Ahnung, wie sie diesen Vorschlag aufnehmen würden.
Eigentlich hatte er ohnehin nicht viel Ahnung davon, was in ihnen vorging. Sie waren weniger schüchtern als vielmehr heimlichtuerisch. Sie tuschelten beim Reiten hinter ihm, doch sobald er sie ansah, verstummten sie abrupt und betrachteten ihn mit bewusst ausdruckslosen Mienen, hinter denen er die Gedanken arbeiten sehen konnte. Was zum Teufel führten sie im Schilde?
Falls sie vorhatten wegzulaufen, würde er sich keine besondere Mühe geben, ihnen nachzujagen. Falls sie aber vorhatten, ihm im Schlaf Clarence und das Pferd zu stehlen, war das etwas anderes.
Es gab tatsächlich eine Hütte, aus deren Schornstein sich Rauch ringelte; Herman warf ihm einen überraschten Blick zu, und er lächelte den Jungen an.
»Hab’s dir doch gesagt«, sagte er und rief: »Hallo.«
Die Tür öffnete sich ächzend, und der Lauf einer Muskete schob sich hindurch. Das war im einsamen Hinterland keine ungewöhnliche Reaktion auf Fremde, und Ian ließ sich davon nicht abweisen. Er erklärte mit lauter Stimme, warum er hier war, und schob Herman und Vermin vor sich hin, um seine guten Absichten zu demonstrieren.
Das Gewehr wurde nicht zurückgezogen, sondern es hob sich auf eindeutige Weise. Instinktiv warf sich Ian flach auf den Boden und riss die Jungen mit sich, als auch schon der Schuss über sie hinwegdonnerte. Eine Frauenstimme kreischte in einer fremden Sprache drauflos. Er verstand zwar die Worte nicht, begriff aber ihre Bedeutung. Er zog die Jungen hoch und schob sie hastig wieder den Pfad hinunter.
»Bei der bleiben wir nicht«, teilte ihm Vermin mit und richtete einen bösen Blick zurück über seine Schulter. »Das steht jedenfalls fest.«
»Nein, das stimmt«, pflichtete ihm Ian bei. »Nicht stehen bleiben, aye?« Denn Vermin hatte angehalten.
»Ich muss scheißen.«
»Oh, aye? Nun, dann beeil dich.« Er wandte sich ab, denn er hatte schnell festgestellt, dass die Jungen in solchen Situationen großen Wert darauf legten, für sich zu sein.
Herman war schon weitergegangen; sein wirres, schmutzig blondes Haar war zwanzig Meter weiter unten gerade noch zu sehen. Ian hatte vorgeschlagen, die Jungen sollten sich die Haare abschneiden oder gar kämmen und sich die Gesichter waschen – eine Geste der Höflichkeit gegenüber etwaigen Verwandten, die sich mit der Entscheidung konfrontiert sahen, die beiden aufzunehmen -, doch dieser Vorschlag war auf heftige Ablehnung gestoßen. Glücklicherweise
war er nicht dafür verantwortlich, die kleinen Schufte zum Waschen zu zwingen – und wenn er ehrlich war, glaubte er auch nicht, dass das viel an ihrem Geruch geändert hätte, da sie eindeutig bereits seit Monaten dieselben Kleider trugen.
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