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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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in einer Stunde zurück. Möchtest du noch ein Glas Wein?«

    ER SAH AUS WIE EIN FRANZOSE, DACHTE JAMIE. WAS BESAGTE, DASS ER IN NEW Bern durch und durch deplatziert wirkte. Beauchamp war gerade aus Thorogood Northrups Lagerhaus getreten und unterhielt sich jetzt beiläufig mit Northrup. Der Wind, der vom Wasser kam, ließ das Bändchen flattern, mit dem sein dunkles Haar zusammengebunden war. Elegant war das Wort gewesen, mit dem ihn Claire beschrieben hatte, und genau das war er: kein Geck – nicht ganz -, sondern geschmackvoll und teuer gekleidet. Ziemlich teuer, dachte er.
    »Er sieht aus wie ein Franzose«, sprach Fergus seine Gedanken laut aus. Sie saßen am Fenster im »Whinbush«, einem mittelmäßigen Wirtshaus, das von Fischern und Lagerhausarbeitern aufgesucht wurde und dessen Atmosphäre sich zu gleichen Teilen aus Bier, Schweiß, Tabak, Teer und alten Fischgedärmen zusammensetzte.
    »Ist das sein Schiff?«, fragte Fergus und runzelte die Stirn, während er kopfnickend auf die gepflegte schwarzgelbe Schaluppe wies, die etwas außerhalb sanft vor Anker schaukelte.
    »Es ist das Schiff, mit dem er reist. Ich kann nicht sagen, ob es ihm auch gehört. Aber sein Gesicht kommt dir nicht bekannt vor?«
    Fergus lehnte sich so dicht an das Fenster, dass er sich fast das Gesicht an den unebenen Glasscheiben platt drückte, um Monsieur Beauchamp besser erkennen zu können.
    Unterdessen hielt Jamie sein Bier in der Hand und betrachtete Fergus’ Gesicht. Obwohl er seit seinem zehnten Lebensjahr in Schottland gelebt und die letzten etwa zehn Jahre in Amerika verbracht hatte, sah auch Fergus immer noch aus wie ein Franzose, dachte er. Es war nicht nur eine Frage der Gesichtszüge; vielleicht lag es ja in seinem Knochenbau begründet.
    Fergus hatte sehr prägnante Gesichtsknochen, Kieferknochen, an denen man Papier hätte schneiden können, eine gebieterische Hakennase und Augenhöhlen, die tief unter den Wölbungen einer hohen Stirn versunken lagen. Das dichte dunkle Haar, das er aus ebendieser Stirn gebürstet hatte, war mit grauen Strähnen durchzogen, ein Anblick, der Jamie einen Stich versetzte; er trug für immer ein Bild in sich, das Fergus als den zehnjährigen verwaisten Taschendieb zeigte, den er aus einem Bordell in Paris gerettet hatte. Und dieses Bild wollte sich einfach nicht in das schmale, gut aussehende Gesicht seines Gegenübers einfügen.
    »Nein«, sagte Fergus schließlich. Er lehnte sich wieder zurück und schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn noch nie gesehen.«
    Fergus’ tief liegende dunkle Augen glitzerten neugierig und spekulativ.
    »Auch sonst kennt ihn niemand in der Stadt. Obwohl ich gehört habe, dass er in Halifax und Edenton ebenfalls nach diesem Claudel Fraser gefragt hat.« Er atmete belustigt aus; Claudel war sein Taufname, der einzige, den er hatte, obwohl Jamie nicht glaubte, dass ihn jemals jemand außerhalb von Paris benutzt hatte – oder im Lauf der letzten dreißig Jahre.
    Jamie öffnete den Mund, um zu sagen, dass er hoffte, dass Fergus bei seinen Erkundigungen mit Vorsicht vorgegangen war, überlegte es sich aber anders
und trank stattdessen sein Bier. Fergus hätte in diesen schwierigen Zeiten niemals als Drucker überlebt, wenn es ihm an Diskretion gemangelt hätte.
    »Erinnert er dich denn an irgendjemanden?«, fragte er dann. Fergus warf ihm einen kurzen, überraschten Blick zu, reckte jedoch abermals den Hals, setzte sich wieder normal hin und schüttelte den Kopf.
    »Nein. Sollte er das?«
    »Ich glaube nicht.« Das stimmte, doch er war froh, dass Fergus es ihm bestätigte. Claire hatte ihm von ihrem Gedanken erzählt – dass der Mann vielleicht mit ihr verwandt war, vielleicht ein direkter Vorfahre. Sie war um einen beiläufigen Ton bemüht gewesen, hatte versucht, die Idee gleich wieder zu verwerfen, doch er hatte das sehnsüchtige Leuchten in ihren Augen gesehen, und es hatte ihn gerührt. Die Tatsache, dass sie in ihrer eigenen Zeit keine Familie und keine nahen Verwandten hatte, war ihm immer als etwas Schreckliches erschienen, auch wenn er begriff, dass dies viel mit ihrer Hingabe an ihn zu tun hatte.
    Mit diesem Hintergedanken sah er so genau hin, wie er konnte, doch er entdeckte nichts in Beauchamps Gesicht oder an seiner Körperhaltung, das ihn irgendwie an Claire erinnert hätte – von Fergus ganz zu schweigen.
    Er glaubte nicht, dass Fergus überhaupt auf diesen Gedanken gekommen war – dass Beauchamp tatsächlich mit ihm verwandt sein könnte. Er war

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