Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
seine Augenbrauen fuhren in die Höhe.
»Was?«, wiederholte er deutlich schärfer. Er sagte es, direkt an Mrs. Bell gewandt, in der er das schwächste Glied der Familienkette ausgemacht hatte.
»Er hat gesagt, es wäre gut, dass Ihr tot seid«, erwiderte besagte Dame nun schwach. Woraufhin sie die Augen verdrehte und wie ein Sack Gerstenkörner zu Boden sackte.
GLÜCKLICHERWEISE HATTE ICH VON DR. FENTIMAN EINE FLASCHE AMMONIAK bekommen. Dieser erweckte Mrs. Bell prompt zu einem Niesanfall, und ihre Töchter halfen ihrer japsenden, keuchenden Mutter auf das Bett. Da zum Glück genau an diesem Punkt der Wein gebracht wurde, schenkte ich sämtlichen Anwesenden großzügig ein und reservierte mir auch selbst einen ordentlichen Becher.
»Nun«, sagte Jamie und bedachte die Frauen mit einem jener ausdauernden, durchdringenden Blicke, die jeden Missetäter dazu brachten, mit weichen Knien alles zu gestehen, »erzählt mir, wo Ihr gehört habt, wie Mr. Forbes über meinen Tod gesprochen hat.«
Miss Lillian, die sich auf das Bett gesetzt und ihrer Mutter schützend die Hand auf die Schulter gelegt hatte, ergriff das Wort.
»Ich habe ihn gehört. In Sam Fosters Wirtshaus. Ich wollte dort einen Krug heißen Cidre holen – es war irgendwann im Februar, und draußen war es sehr kalt. Jedenfalls war da diese Frau – Faydree heißt sie, und sie arbeitet dort – und ist nach hinten gegangen, um den Cidre für mich abzufüllen und aufzuwärmen. Dann kam Mr. Forbes herein und hat mich angesprochen – er wusste von meinem Vater und hatte Mitleid und hat gefragt, wie wir zurechtkommen … Und dann ist Faydree mit dem Krug hereingekommen, und er hat sie gesehen.«
Natürlich hatte Forbes Phaedre erkannt, denn er hatte sie ja oft genug auf Jocastas Plantage River Run gesehen. Er hatte sich sehr überrascht über ihre Anwesenheit gezeigt, sie um eine Erklärung gebeten und eine hinreichend bereinigte Version der Wahrheit zu hören bekommen – in der Phaedre anscheinend betont hatte, wie großzügig sich Jamie darum bemüht hatte, ihre Freilassung zu erwirken und sie gut unterzubringen.
Ich gurgelte bei diesen Worten in meinen Becher hinein. Phaedre wusste genau, was mit Neil Forbes’ Ohr geschehen war. Sie war eine stille, sanfte Person, die gute Phaedre, aber wenn sie jemanden nicht mochte, war er vor ihren Spitzen nicht sicher – und ich wusste, dass sie Neil Forbes nicht mochte.
»Mr. Forbes war sehr rot im Gesicht – vielleicht ja von der Kälte«, sagte Lillian taktvoll, »und dann hat er gesagt, nun ja, ihm sei bekannt, dass Mr. Fraser immer schon große Hochachtung vor Negern hatte … Ich fürchte, das hat er in sehr bösem Ton gesagt«, fügte sie hinzu und sah Jamie entschuldigend an. »Und dann hat er gelacht, obwohl er versucht hat, es als Husten zu tarnen, und hat gesagt, wie schade es doch ist, dass Ihr und Eure Familie alle zu Asche verbrannt seid; gewiss sei jetzt das Wehklagen in den Sklavenquartieren groß.«
Jamie, der gerade von seinem Wein trank, verschluckte sich.
»Wie ist er denn darauf gekommen?«, wollte ich wissen. »Hat er das tatsächlich gesagt?«
Lillian nickte ernst.
»Ja, Ma’am. Faydree hat ihn das ebenfalls gefragt – ich glaube, sie dachte, er hätte es nur gesagt, um sie zu treffen -, und er hat gesagt, er hätte es in der Zeitung gelesen.«
»In der Wilmington Gazette «, warf Miriam ein, denn ihr missfiel offensichtlich, dass ihre Schwester allein im Scheinwerferlicht stand. »Wir lesen natürlich keine Zeitungen, und seit Papa … Nun, wir bekommen nur noch selten Besuch.« Sie senkte unwillkürlich den Blick, und ihre Hand zog automatisch die blitzsaubere Schürze gerade, um einen großen Flicken auf ihrem Rock zu verdecken. Die Bells traten ordentlich und gepflegt auf, und ihre Kleider waren einmal von guter Qualität gewesen, doch jetzt wurden sie allmählich fadenscheinig. Mr. Bells Geschäfte mussten beträchtlich gelitten haben, sowohl durch seine Abwesenheit als auch durch den Krieg.
»Meine Tochter hatte mir damals von diesem Zusammentreffen erzählt.« Mrs. Bell hatte sich so weit erholt, dass sie sich hinsetzte. Ihren Weinbecher hielt sie vorsichtig mit beiden Händen umklammert. »Als mir dann mein Nachbar gestern Abend erzählt hat, er wäre Euch im Hafen begegnet … Nun, ich wusste nicht so recht, was ich denken sollte, aber ich bin davon ausgegangen, dass irgendjemandem ein dummer Fehler unterlaufen ist – man kann ja heutzutage nichts mehr glauben, was
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