Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
er sich sehr viel ausdrücklicher für Lord John interessiert hatte: die Höhepunkte seiner militärischen Laufbahn, die Orte, an die er abkommandiert worden war, mit oder unter wem er gedient hatte, wen er kannte.
Zweimal war es bereits geschehen. Sie hatten bei den Kommandeuren von Fort St. John und Fort Chambly angeklopft, und beide Male hatte Randall-Isaacs die Vorstellung übernommen und beiläufig erwähnt, dass William Lord John Greys Sohn war. Woraufhin der offizielle Empfang umgehend zu einem langen Abend voller Erinnerungen und Gespräche dahinschmolz, beflügelt von gutem Brandy. Im Verlauf dieser Abende – so begriff William jetzt – war es ihm und den Kommandeuren überlassen geblieben zu reden. Und Randall-Isaacs hatte dagesessen und zugehört, und sein gut aussehendes Gesicht hatte voll schmeichelhaftem Interesse geleuchtet.
Hmm, dachte William. Nun, da er es ausgeknobelt hatte, wusste er nicht genau, was er davon halten sollte. Einerseits war er mit sich zufrieden, weil ihm gedämmert hatte, was da vor sich ging. Andererseits freute es ihn weitaus weniger zu denken, dass man ihn hauptsächlich seiner Verbindungen wegen ausgewählt hatte statt aufgrund seiner eigenen Vorzüge.
Zumindest war es nützlich, wenn auch ernüchternd, dies zu wissen. Was er nicht wusste, war, welche Rolle Randall-Isaacs spielte. Sammelte er lediglich Informationen für Richardson? Oder hatte er zusätzliche Aufgaben, von denen
niemand sprach? Randall-Isaacs hatte ihn schon öfter allein gelassen und schulterzuckend angemerkt, er hätte etwas Persönliches zu erledigen, wofür sein eigenes Französisch wohl ausreichte.
Den spärlichen Auskünften nach, die ihm Richardson gegeben hatte, waren sie hier, um sich einen Überblick über die politischen Überzeugungen der französischen Habitants und der englischen Siedler in Quebec zu verschaffen und herauszufinden, wen diese unterstützen würden, falls die amerikanischen Rebellen einen Einfall wagten oder der Kontinentalkongress es mit Drohungen oder Versprechungen versuchte.
Bis jetzt schienen diese Überzeugungen eindeutig zu sein, wenn auch nicht so, wie sie es erwartet hatten. Die französischen Siedler der Gegend hielten es mit Sir Guy, der – als Generalgouverneur Nordamerikas – in Quebec ein Gesetz erlassen hatte, das den Katholizismus legalisierte und den Handel der französischen Katholiken unter Schutz stellte. Die Engländer waren verständlicherweise aufgebracht über ebendieses Gesetz, und sie hatten sich im vergangenen Winter während des amerikanischen Angriffs auf die Stadt in Scharen geweigert, Sir Guys Ruf nach dem Beistand der Milizen Folge zu leisten.
»Sie müssen verrückt gewesen sein«, sagte er zu Randall-Isaacs, während sie das freie Feld vor der Zitadelle überquerten. »Die Amerikaner, die das letztes Jahr hier versucht haben, meine ich.«
Sie hatten die Felsenkante erklommen, und die Zitadelle erhob sich vor ihnen aus der Ebene, friedvoll und massiv – sehr massiv – in der Herbstsonne. Es war ein warmer, herrlicher Tag, und die lebendigen Erdgerüche von Fluss und Wald erfüllten die Luft. Einen solchen Wald hatte er noch nie gesehen. Die Bäume, die die Ebene und die Ufer des St.-Lorenz-Stroms säumten, wuchsen undurchdringlich dicht und leuchteten golden und rot. Vor dem dunklen Hintergrund des Wassers und dem unmöglichen Dunkelblau des endlosen Oktoberhimmels bekam er das traumähnliche Gefühl, durch ein mittelalterliches Gemälde zu reiten, das vom Blattgold erglänzte und von einem Leuchten erfüllt war, das nicht von dieser Welt zu sein schien.
Doch jenseits der Schönheit des Ortes spürte er seine Wildheit. Spürte sie mit einer Klarheit, in der er selbst durchscheinend zu werden glaubte. Die Tage waren zwar noch warm, doch die Kälte des Winters war ein scharfer Zahn, der mit jedem Abend im Zwielicht und später in der Dunkelheit fester zubiss. Er benötigte nicht viel Fantasie, um diese Ebene so vor sich zu sehen, wie sie in ein paar Wochen aussehen würde, in undurchdringliches Eis gehüllt, weiß und feindselig gegenüber allem Leben. Er war gerade zweihundert Meilen weit geritten und hatte am eigenen Leib erlebt, wie schwierig es schon bei schönem Wetter war, nur zwei Reiter mit Nahrung zu versorgen – eine Erfahrung, zu der sich das Wissen um die Not desjenigen gesellte, der bei schlechtem Wetter eine ganze Armee versorgen musste.
»Wenn sie nicht verrückt wären, würden sie das, was sie tun, ja lassen«,
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