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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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unterbrach Randall-Isaacs seine Gedankengänge. Er blieb ebenfalls einen Moment
stehen, um die Aussicht mit dem Blick eines Soldaten zu betrachten. »Allerdings war es Oberst Arnold, der sie angeführt hat. Der Mann ist absolut verrückt. Aber ein verdammt guter Soldat.« In seiner Stimme klang Bewunderung mit, und William blinzelte ihn neugierig an.
    »Kennt Ihr ihn denn?«, fragte er so beiläufig wie möglich, und Randall-Isaacs lachte.
    »Nicht persönlich«, erwiderte er. »Kommt mit.« Er gab seinem Pferd die Sporen, und sie wandten sich dem Tor der Zitadelle zu. Doch sein Gesicht trug eine belustigte, halb verächtliche Miene, als sei er mit einer Erinnerung beschäftigt, und eine Minute später sprach er weiter.
    »Er hätte es schaffen können, die Stadt einzunehmen. Arnold meine ich. Sir Guy hatte keine nennenswerten Truppen, und wenn Arnold zum geplanten Zeitpunkt hier angekommen wäre und genug Munition dabeigehabt hätte – nun, dann wäre alles anders gekommen. Aber er hat den Falschen nach dem Weg gefragt.«
    »Wie meint Ihr das?«
    Randall-Isaacs’ Miene war plötzlich argwöhnisch, doch dann schien er innerlich mit den Achseln zu zucken, als wollte er sagen, was soll’s? Er war gut gelaunt und freute sich nach wochenlangen Übernachtungen in finsteren Wäldern gewiss schon auf ein heißes Abendessen und ein gemütliches Bett.
    »Er konnte nicht den Landweg nehmen«, sagte er. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, eine ganze Armee und ihre Ausrüstung auf dem Wasserweg nach Norden zu transportieren, hatte sich Arnold nach jemandem umgesehen, der die gefährliche Reise schon einmal unternommen hatte und die Flüsse und Anlegestellen kannte, erzählte Randall-Isaacs. Diesen Jemand hatte er auch gefunden – Samuel Goodwin.
    »Aber er ist nicht auf die Idee gekommen, dass Goodwin Loyalist sein könnte.« Randall-Isaacs schüttelte den Kopf über eine solche Naivität. »Goodwin ist zu mir gekommen und hat mich gefragt, was er tun sollte. Ich habe es ihm gesagt, und er hat Arnold seine Landkarten überlassen – die er für diesen Zweck sorgfältig umgezeichnet hatte.«
    Sie hatten ihren Zweck prompt erfüllt. Indem er falsche Entfernungsangaben machte, Landmarken entfernte, Durchfahrten anzeigte, wo keine waren, und Arnold Karten überließ, die reine Fantasiegespinste waren, war es Mr. Goodwin gelungen, Arnolds Armee tief in die Wildnis zu locken, wo die Männer gezwungen waren, ihre Boote und Vorräte tagelang über Land zu tragen, und sie schließlich so in Zeitverzug gerieten, dass sie ein gutes Stück von Quebec entfernt vom Winter eingeholt wurden.
    Randall-Isaacs lachte, obwohl ein Hauch von Bedauern darin mitschwang, dachte William.
    »Ich war erstaunt zu hören, dass er es tatsächlich geschafft hatte. Von allem anderen abgesehen, hatten ihn zusätzlich die Zimmerleute beschwindelt, die ihm die Boote bauten. Ich glaube zwar, dass dies reines Unvermögen war und
nichts mit Politik zu tun hatte, doch heutzutage ist das manchmal schwer zu sagen. Sie waren aus grünem Holz gezimmert und schlecht abgedichtet. Mehr als die Hälfte davon sind innerhalb der ersten Tage auseinandergefallen und gesunken. Es muss die Hölle gewesen sein«, murmelte Randall-Isaacs wie zu sich selbst. Dann richtete er sich gerade auf und schüttelte den Kopf.
    »Aber sie sind ihm gefolgt. All seine Männer. Nur eine einzige Kompanie ist umgekehrt. Halb verhungert, halb nackt, halb erfroren … sind ihm die anderen gefolgt«, wiederholte er staunend. Er sah William lächelnd von der Seite an. »Glaubt Ihr, Eure Männer würden Euch ebenfalls folgen, Leutnant? Unter solchen Umständen?«
    »Ich hoffe, dass ich mehr Verstand haben und sie gar nicht erst in solche Umstände bringen würde«, erwiderte William trocken. »Was ist denn eigentlich aus Arnold geworden? Hat man ihn gefangen genommen?«
    »Nein«, sagte Randall-Isaacs nachdenklich und hob die Hand, um den Wachtposten am Tor der Zitadelle zuzuwinken. »Nein, das hat man nicht. Gott allein weiß, was aus ihm geworden ist. Oder vielleicht Gott und Sir Guy. Ich hoffe, Letzterer kann es uns erzählen.«

24
    JOYEUX NOËL
    London 24. Dezember 1776
    D ie meisten wohlhabenden Puffmütter waren recht korpulente Geschöpfe, dachte Lord John. Ob es nur daran lag, dass sie jetzt den Hunger stillten, dessen Sättigung ihnen in ihrer Jugend verwehrt geblieben war, oder ob es ein Schutzschild gegen jede Möglichkeit einer Rückkehr in die niedrigeren Gefilde ihres Gewerbes war,

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