Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
glaube, es war Herbst.« Er lächelte, und sein Blick war auf das geheftet, was er in seinem Traum gesehen hatte. »Ich erinnere mich an die gelben Blättchen, die sich in ihrem Haar verfangen und wie Schneegestöber auf den Steinen gelegen haben.«
»Auf welchen Steinen?«, fragte ich scharf.
»Oh. Auf den Grabsteinen«, antwortete er bereitwillig. »Das ist es – sie haben zwischen den Steinen auf dem Hügel hinter Lallybroch gespielt.«
Ich seufzte glücklich. Das war schon das dritte Mal, dass er sie im Traum in Lallybroch sah. Möglich, dass der Wunsch der Vater dieses Gedankens war, aber ich wusste, dass ihn das Gefühl, sie könnten dort ein Zuhause gefunden haben, genauso glücklich machte wie mich.
»Es könnte ja sein«, sagte ich. »Roger ist dort gewesen – als wir auf der Suche nach dir waren. Er hat gesagt, es war leer und stand zum Verkauf. Brianna hat ja Geld; vielleicht haben sie es gekauft. Es könnte sein, dass sie dort sind!« Ich erzählte ihm das nicht zum ersten Mal, doch er nickte zufrieden.
»Aye, es könnte sein«, sagte er. Sein Blick war immer noch sanft von der Erinnerung an die Kinder, die Nachlaufen spielten im langen Gras zwischen den Steinen, die die Ruheplätze seiner Familie markierten.
»Ein Schmetterling ist ihnen nachgeflogen«, sagte er plötzlich. »Das hatte ich ganz vergessen. Er war blau.«
»Blau? Gibt es denn blaue Schmetterlinge in Schottland?« Ich versuchte stirnrunzelnd, mich zu erinnern. Die Schmetterlinge, die mir aufgefallen waren, waren meistens weiß oder gelb gewesen, dachte ich.
Jamie sah mich ein wenig ungeduldig an.
»Es ist ein Traum, Sassenach. Ich könnte ebenso von Schmetterlingen mit karierten Flügeln träumen, wenn ich wollte.«
Ich lachte, weigerte mich aber, mich ablenken zu lassen.
»Also schön. Aber was war es denn, was dich so beunruhigt hat?«
Er sah mich neugierig an.
»Woher hast du gewusst, dass ich beunruhigt war?«
Ich sah ihn von oben herab an – soweit das angesichts unseres Größenunterschieds möglich war.
»Du hast zwar kein gläsernes Gesicht, aber ich bin seit über dreißig Jahren mit dir verheiratet.«
Er verzichtete darauf, die Tatsache zu kommentieren, dass ich zwanzig davon nicht an seiner Seite verbracht hatte, und lächelte nur.
»Aye. Nun ja. Eigentlich war es nichts. Nur dass sie in den Turm gegangen sind.«
»Den Turm?«, sagte ich unsicher. Der betagte Turm, von dem Lallybroch seinen Namen hatte, stand auf dem Hügel hinter dem Haus, und sein Schatten marschierte Tag für Tag über den Friedhof wie der Zeiger einer gigantischen Sonnenuhr. Jamie und ich waren während unserer Zeit in Lallybroch oft dort hinaufgegangen, um uns auf die Bank zu setzen, die an der Wand des Turmes stand, dort dem Gewimmel des Hauses zu entfliehen und den friedlichen Anblick des Anwesens zu genießen, das weiß und grün im sanften Zwielicht unter uns ausgebreitet lag.
Die kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen war wieder da.
»Den Turm«, wiederholte er und sah mich hilflos an. »Ich weiß nicht, was es war. Nur, dass ich nicht wollte, dass sie hineingehen. Es … hat sich angefühlt, als wäre etwas darin. Etwas, das wartete. Und es war mir einfach nicht geheuer.«
DRITTER TEIL
PRIVATIER
23
KORRESPONDENZ VON DER FRONT
3. Oktober 1776 Ellesmere an Lady Dorothea Grey
Liebe Cousine,
ich schreibe Dir in Eile, um den Kurier noch zu erwischen. Ich bin im Begriff, in Hauptmann Richardsons Auftrag eine kurze Reise in Begleitung eines anderen Offiziers anzutreten, und weiß nicht mit Sicherheit, wo ich mich in nächster Zukunft aufhalten werde. Du kannst mir zu Händen Deines Bruders Adam schreiben; ich werde mich bemühen, die Korrespondenz mit ihm aufrechtzuerhalten.
Ich habe Deinen Auftrag ausgeführt, so gut ich konnte, und stehe Dir auch weiter zu Diensten. Bitte richte meinem Vater und dem Deinen meine besten Grüße sowie meine fortwährende Zuneigung aus und versäume es nicht, einen Großteil der Letzteren auch für Dich selbst zu behalten.
Gehorsamst Dein William
3. Oktober 1776
Lieber Vater,
nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, Hauptmann Richardsons Angebot anzunehmen und einen ranghohen Offizier nach Quebec zu begleiten, um ihm dort als Dolmetscher zu dienen, da man mein Französisch für hinreichend hält. General Howe ist einverstanden.
Ich bin Hauptmann Randall-Isaacs noch nicht begegnet, werde aber nächste Woche in Albany zu ihm stoßen. Ich weiß nicht, wann wir
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