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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wirst du -« Er konnte das leise Plop hören, mit dem sich ihre Zunge von ihrem trockenen Gaumen löste. »Dann wirst du also nachsehen? Ob du herausfinden kannst, wohin dein Vater gegangen ist? Wo er … sein könnte?«
    Wo er sein könnte. Hier, dort, damals, heute? Sein Herz tat plötzlich einen Satz, als er an den Vagabunden dachte, der im Turm kampiert hatte. Gott … nein. Das konnte nicht sein. Es gab keinen Grund, das zu glauben, keinen. Nur Wunschdenken.
    Er hatte viel darüber nachgedacht, auf dem Weg nach Oxford, zwischen seinen Gebeten. Was er sagen würde, was er fragen würde, falls er die Gelegenheit bekam. Er hätte gern alles gefragt, alles gesagt – doch eigentlich gab es nur eines, was er seinem Vater sagen konnte, und das schnarchte in seinen Armen wie eine betrunkene Hummel.
    »Nein.« Mandy wand sich im Schlaf, stieß einen kleinen Rülpser aus und
sank wieder an seine Brust. Er sah nicht auf, sondern hielt die Augen fest auf das dunkle Labyrinth ihrer Locken gerichtet. »Ich könnte es nicht riskieren, dass meine Kinder ihren Vater ebenfalls verlieren.« Seine Stimme war fast verschwunden; er spürte seine Stimmbänder knirschen wie ein Motorgetriebe, um die Worte an die Luft zu zwingen.
    »Es ist zu wichtig. Man vergisst nie, wie es ist, einen Vater zu haben.«
    Briannas Augen glitten zur Seite, das Blau kaum mehr als ein Funke im Feuerschein.
    »Ich dachte … du warst doch noch so jung. Erinnerst du dich denn an deinen Vater?«
    Roger schüttelte den Kopf. Die Kammern seines Herzens zogen sich fest zusammen, doch was sie umschlossen, war Leere.
    »Nein«, sagte er leise und beugte sich mit dem Kopf über seine Tochter, um den Duft ihrer Haare einzuatmen. »Aber ich erinnere mich an deinen.«

22
    SCHMETTERLING
    Wilmington, Kolonie North Carolina 3. Mai 1777
     
    I ch konnte sofort sehen, dass Jamie wieder geträumt hatte. Sein Gesicht hatte ein zerstreutes, nach innen gewandtes Aussehen, als sähen seine Augen etwas ganz anderes als den Black Pudding auf seinem Teller.
    Wenn ich ihn so sah, hätte ich ihn am liebsten sofort gefragt, was er gesehen hatte – ein Wunsch, den ich aber unterdrückte, weil ich Angst hatte, er könnte einen Teil des Traums vergessen, wenn ich ihn zu früh ansprach. Wenn ich ehrlich war, war ich außerdem grün vor Neid. Ich hätte alles darum gegeben zu sehen, was er sah, ob es nun real war oder nicht. Das war außerdem nicht wichtig – es war eine Art von Verbindung, und die durchtrennten Enden der Nerven, die mich einmal mit meiner Familie verbunden hatten, blitzten und brannten wie Elektrokabel bei einem Kurzschluss, wenn ich diesen Ausdruck in seinem Gesicht sah.
    Ich konnte es nicht ertragen, nicht zu wissen, was er geträumt hatte, obwohl es – wie bei Träumen üblich – nur selten eindeutig war.
    »Du hast von ihnen geträumt, nicht wahr?«, sagte ich, als das Serviermädchen gegangen war. Wir waren spät aufgestanden, weil uns der lange Ritt nach Wilmington am Vortag ermüdet hatte, und wir waren die einzigen Speisenden im kleinen Vorderzimmer des Wirtshauses.
    Er sah mich an und nickte langsam, eine kleine Falte zwischen den Augenbrauen.
Das machte mir Sorgen; normalerweise war er friedvoll und glücklich, wenn er hin und wieder von Brianna und den Kindern träumte.
    »Was?«, wollte ich wissen. »Was ist passiert?«
    Er zuckte mit den Achseln, die Stirn nach wie vor gerunzelt.
    »Nichts, Sassenach. Ich habe Jem gesehen und die Kleine -« Bei diesen Worten breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht. »Gott, was für ein freches kleines Ding! Sie erinnert mich an dich, Sassenach.«
    So, wie er das formulierte, war es ein zweifelhaftes Kompliment, aber ich empfand dennoch eine tiefe Wärme bei diesem Gedanken. Ich hatte Stunden damit verbracht, Mandy und Jem zu betrachten, mir die Einzelheiten ihres Aussehens einzuprägen, ihre Gestik. Hatte versucht, meine Beobachtungen weiterzuspinnen, mir vorzustellen, wie sie wohl aussehen würden, wenn sie größer wurden – und ich war mir fast sicher, dass Mandy ihren Mund von mir hatte. Ich wusste genau, dass sie meine Augenform hatte – und meine Haare, das arme Kind, auch wenn sie pechschwarz waren.
    »Was haben sie getan?«
    Er rieb sich mit den Fingern über die Nasenwurzel, als ob ihn die Stirn juckte.
    »Sie waren im Freien«, sagte er langsam. »Jem hat ihr gesagt, sie sollte irgendetwas tun, und sie hat ihn vor das Schienbein getreten und ist vor ihm davongelaufen, also ist er ihr nachgelaufen. Ich

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