Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
fehlgeschlagenen Invasion im letzten Winter beschlossen Oberst Arnolds Männer, Sir Guy den Zugang zu den Seen zu verstellen, und haben daher auf dem Rückweg sämtliche Schiffe in Fort Saint-Jean versenkt oder in Brand gesetzt sowie die Sägemühle und das Fort selbst niedergebrannt.
Daher hatte Sir Guy vorgefertigte Schiffe aus England angefordert (ich
wünschte, ich hätte sie gesehen), und als die ersten zehn eintrafen, begab er sich nach Saint-Jean, um ihren Zusammenbau auf dem Richelieu River zu beaufsichtigen. Unterdessen arbeitete Oberst Arnold (der ein bemerkenswert umtriebiger Mann zu sein scheint, wenn auch nur die Hälfte dessen, was ich über ihn höre, der Wahrheit entspricht) seinerseits fieberhaft daran, sich aus klapprigen Booten und wurmstichigen Schaluppen eine Flotte zusammenzustellen.
Da ihm seine Wunder der Präfabrikation nicht ausreichten, ließ Sir Guy zudem die Indefatigable , eine Fregatte von etwa 180 Tonnen (meine Informanten streiten sich über die Anzahl der Kanonen an Bord; nach der zweiten Flasche des konventeigenen Rotweins – die Nonnen stellen ihn selbst her, und der Farbe der Nase des Priesters nach zu urteilen, wird auch einiges davon gleich hier verbraucht – einigte man sich auf »verdammt viele, Kumpel«, auch wenn es bei dieser endgültigen Angabe Übersetzungsfehler gegeben haben könnte), zerlegen, zum Fluss transportieren und wieder zusammenbauen.
Offensichtlich kam Oberst Arnold zu dem Schluss, dass er jeden Vorteil opfern würde, wenn er noch länger wartete, und verließ am 30. September sein Versteck auf Valcour Island. Berichten zufolge hatte er Sir Guys fünfundzwanzig Schiffen nur fünfzehn Fahrzeuge entgegenzusetzen, alle in Eile gebaut und nicht seetüchtig und mit Landratten bemannt, die eine Ruderpinne nicht von einem Rotkehlchen unterscheiden konnten – die amerikanische Marine in all ihrer Glorie!
Doch ich darf nicht zu viel lachen. Je mehr ich über Oberst Arnold höre (und ich höre hier in Quebec sehr viel von ihm), desto häufiger denke ich, dass er ebenso viel Kühnheit wie Durchhaltevermögen besitzt; eines Tages würde ich ihm gern begegnen.
Draußen ertönt Gesang; die Bewohner des Konvents sind auf dem Weg zur nahe gelegenen Kathedrale. Ich kenne die Melodie nicht, und sie sind zu weit entfernt, um den Text zu verstehen, doch ich kann von meinem Adlerhorst den Fackelschein sehen. Die Glocke sagt, es ist zehn Uhr.
(Übrigens sagt die Mutter Oberin, dass sie Dich kennt – ihr Name ist Soer Immaculata. Das hätte mich kaum verblüffen dürfen; ich habe ihr verraten, dass Du auch den Erzbischof von Canterbury und den Papst kennst, wovon sie sich sehr beeindruckt zeigte und Dich bittet, Seiner Heiligkeit ihre unterwürfigsten Grüße auszurichten, wenn Du ihn das nächste Mal siehst. Sie war so freundlich, mich zum Abendessen zu bitten, und hat mir Geschichten von der Einnahme der Zitadelle im Jahr’59 erzählt und wie Du damals eine Reihe von Highlandern im Konvent einquartiert hast. Wie schockiert die Schwestern alle von ihren nackten Beinen waren und daraufhin Leinen geordert haben, um den Männern Hosen zu schneidern. Meine Uniform hat zwar in den letzten Wochen auf der Reise merklich gelitten, doch ich bin unterhalb der Taille nach wie vor anständig bekleidet, was mich sehr erleichtert. Ebenso wie die Mutter Oberin, wie ich vermute!)
Ich kehre zu meinem Bericht über die Schlacht zurück: Sir Guys Flotte ist nach Süden gefahren, um zunächst Crown Point und dann Ticonderoga anzusteuern und zurückzuerobern. Doch als sie Valcour Island passierten, wurden sie von zwei von Arnolds Schiffen angegriffen und beschossen. Diese versuchten daraufhin, sich wieder zurückzuziehen, doch das eine (die Royal Savage , heißt es) geriet in heftigen Gegensturm und lief auf Grund. Mehrere britische Kanonenboote haben es umzingelt und einige Männer gefangen genommen, wurden jedoch durch heftigen Beschuss seitens der Amerikaner zum Rückzug gezwungen – wobei sie es allerdings nicht versäumten, die Royal Savage in Brand zu setzen.
Daraufhin kam es auf der schmalen Wasserstraße zu wilden Manövern, und gegen Mittag begann die eigentliche Schlacht, zu welcher die Carleton und die Inflexible gemeinsam mit den Kanonenbooten den Löwenanteil beisteuerten. Arnolds Revenge und Philadelphia wurden von Breitseiten schwer getroffen, und die Philadelphia ist gegen Abend gesunken.
Die Carleton hat den Beschuss fortgesetzt, bis ein glücklicher Treffer der
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