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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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aber sein Freund, der Franzose, war dabei und wollte zusehen, und als er – der Franzose, meine ich – gesehen hat, wie angewidert sie war, hat er ihr das Doppelte angeboten, also hat sie es getan. Sie hat erzählt, eigentlich -« Sie grinste ihn anzüglich an, und ihre Zungenspitze berührte ihre letzten verbliebenen Vorderzähne. »Eigentlich war es schöner als mit manch anderem Mann.«
    »Schöner als mit manch anderem Mann«, murmelte er geistesabwesend vor sich hin. Den argwöhnischen Blick des einzigen anderen Fährpassagiers, der abgehärtet genug war, um sich an Deck aufzuhalten, nahm er kaum wahr. »Verdammt!«
    Über dem Kanal fiel dichter Schnee, der jetzt beinahe waagerecht an ihnen vorüberwehte, als der heulende Wind die Richtung wechselte und das Schiff bedrohlich schwankte. Der andere Mann schüttelte sich und ging unter Deck. Grey blieb allein zurück, aß mit den Fingern Branntweinpfirsiche aus einem Glas in seiner Tasche und starrte trostlos der Küste Frankreichs entgegen, die hin und wieder durch die tief hängenden Wolken zu sehen war.
    24. Dezember 1776 Quebec
    Lieber Papa,
     
    ich schreibe Dir aus einem Konvent. Nicht, so füge ich hastig hinzu, von der Sorte wie der Covent Garden, sondern ein echter römischer Konvent, den die Ursulinen hier gegründet haben.
    Hauptmann Randall-Isaacs und ich sind Ende Oktober in der Zitadelle eingetroffen, wo wir Sir Guy unsere Aufwartung machen und herausfinden wollten, welchen Eindruck er von der allgemeinen Stimmung in Bezug auf die amerikanische Rebellion hat. Doch wir mussten feststellen, dass Sir Guy nach Fort
Saint-Jean marschiert war, um sich dort persönlich mit einem Ausbruch besagter Rebellion zu befassen, in Form einer Seeschlacht (so muss man es wohl nennen) auf dem Lake Champlain, einem schmalen See, der mit dem Lake George verbunden ist, welchen Du sicher noch selbst in Erinnerung hast.
    Ich war sehr dafür, uns Sir Guy anzuschließen, doch dies widerstrebte Hauptmann Randall-Isaacs in Anbetracht der Entfernung und der Jahreszeit. Es stellte sich heraus, dass ihn sein Urteil nicht getrogen hat, denn der nächste Tag brachte eisigen Regen, der rasch in einen tobenden Schneesturm überging, so heftig, dass er den ganzen Himmel verdunkelte und man den Tag nicht mehr von der Nacht unterscheiden konnte. Die Welt war innerhalb von Stunden unter Schnee und Eis begraben. Angesichts dieses Naturspektakels gebe ich zu, dass meine Enttäuschung über die versäumte Gelegenheit, uns Sir Guy anzuschließen, beträchtlich abgeschwächt wurde.
    Wir wären ohnehin zu spät gekommen, da die Auseinandersetzung bereits stattgefunden hatte, und zwar am ersten Oktober. Wir haben die Einzelheiten erst Mitte November erfahren, als einige hessische Offiziere aus Baron von Riedesels Regiment mit Neuigkeiten in der Zitadelle eingetroffen sind. Wahrscheinlich hast Du ja, bis Du diesen Brief bekommst, längst offiziellere und direktere Beschreibungen dieser Schlacht gehört, doch es ist ja möglich, dass in den offiziellen Versionen einige Details fehlen, die von Interesse sind. Und um ganz aufrichtig zu sein, ist das Verfassen eines solchen Berichtes die einzige Beschäftigung, die mir gegenwärtig möglich ist, da ich die gütige Einladung der Schwester Oberin ausgeschlagen habe, an der Messe teilzunehmen, mit der sie um Mitternacht das Weihnachtsfest begehen. (Die Glocken der Kirchen in der Stadt läuten zu jeder Viertelstunde und geben Tag und Nacht die Zeit an. Die Kapelle des Konvents grenzt direkt an die Wand des Gästehauses, in dessen oberer Etage ich Quartier bezogen habe, und wenn ich im Bett liege, befindet sich die Glocke maximal sieben Meter von meinem Kopf entfernt. Ich kann Dir daher zuverlässig mitteilen, dass es in diesem Moment 9:15 Uhr am Abend ist.)
    Zu den Einzelheiten also: Sir Guy war nach der versuchten Invasion Quebecs im letzten Jahr alarmiert, auch wenn diese kläglich scheiterte. Er ist daher entschlossen, seine Kontrolle über den Oberlauf des Hudson zu verstärken, die einzige Route, über die weitere Probleme nahen könnten, da der Landweg so beschwerlich ist, dass ihn nur diejenigen wählen, die zu allem entschlossen sind (ich habe ein kleines Glas mit Weinbrand für Dich, welches eine Stechfliege enthält, deren Länge beinahe zwei Zoll beträgt, sowie eine Anzahl sehr großer Zecken, welche ich mit Hilfe von Honig von meiner Person entfernt habe – großzügig aufgetragen, erstickt er sie, und sie verlieren den Halt).
    Nach ihrer

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