Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
Kirchenglocke zu schlagen, und jetzt fiel es Grey wieder ein.
»Oh!«, sagte er. »Frohe Weihnachten!«
Hal sah völlig überrascht aus, doch dann lächelte er.
»Dir ebenso.«
GREY WAR IMMER NOCH WEIHNACHTLICH GESTIMMT, ALS ER NACH DOVER aufbrach – buchstäblich, da die Taschen seines Mantels mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken vollgestopft waren und er ein Päckchen unter dem Arm
trug, das die berüchtigten Pantoffeln enthielt, die überall mit Lilien und grünen Fröschen bestickt waren. Er hatte Dottie in die Arme genommen, als sie sie ihm geschenkt hatte, und ihr zuflüstern können, dass sie ihr Ziel erreicht hatte. Sie hatte ihn so heftig geküsst, dass er es noch auf der Wange spürte. Geistesabwesend rieb er sich die Stelle.
Er musste William sofort schreiben – obwohl es eigentlich keinen Grund zur Eile gab, da ein Brief nicht eher transportiert werden konnte, als er selbst fahren würde. Das, was er Hal gesagt hatte, war ihm ernst gewesen; sobald im Frühjahr das erste Schiff die Segel setzen konnte, würde er an Bord sein. Er hoffte nur, dass er noch rechzeitig kam.
Und zwar nicht nur für Henry.
Die Straßen waren genauso schlecht, wie er es erwartet hatte, und die Überfahrt nach Calais war noch schlimmer, doch er spürte nichts von der Kälte und den Unannehmlichkeiten der Reise. Da sich seine Sorge um Hal einigermaßen gelegt hatte, konnte er nun in aller Ruhe über das nachdenken, was ihm Nessie erzählt hatte – eine Kleinigkeit, die er gern Hal gegenüber ebenfalls erwähnt hätte, es dann jedoch unterlassen hatte, um seinen Bruder nicht zu belasten und womöglich seiner Genesung im Weg zu sein.
»Euer Franzose ist zwar nicht hier gewesen«, hatte Nessie ihn informiert und sich den Zucker von den Fingern geleckt. »Aber er war Stammgast bei Jackson’s, solange er in der Stadt war. Jetzt ist er fort; es heißt, er ist wieder in Frankreich.«
»Jackson’s«, hatte er nachdenklich wiederholt. Er selbst besuchte zwar keine Bordelle – von Nessies Etablissement einmal abgesehen -, doch natürlich wusste er von Jackson’s und war ein- oder zweimal mit Freunden dort gewesen. Ein luxuriöses Haus mit musikalischer Unterhaltung im Parterre, Glücksspiel in der ersten Etage und intimeren Zerstreuungen weiter oben. Sehr beliebt bei den Offizieren der mittleren Ränge. Jedoch ein Haus, dessen war er sich sicher, das nicht auf Percy Beauchamps spezielle Bedürfnisse eingerichtet war.
»Ich verstehe«, hatte er gesagt und ruhig seinen Tee getrunken, während er seinen Herzschlag in den Ohren spürte. »Seid Ihr je auf einen Offizier namens Randall-Isaacs gestoßen?« Das war der Teil seines Briefes, von dem er Hal nichts erzählt hatte. Denys Randall-Isaacs war ein Armeeoffizier, von dem bekannt war, dass er oft in Beauchamps Begleitung anzutreffen war, sowohl in Frankreich als auch in London, hatte sein Informant berichtet – und der Name war Grey durch das Herz gefahren wie ein Eiszapfen.
Möglich, dass es nur Zufall war, dass ein Mann, von dem bekannt war, dass er mit Percy Beauchamp verkehrte, William auf eine Spionagemission nach Quebec mitgenommen hatte – doch der Teufel sollte ihn holen, wenn er das glaubte.
Beim Klang des Namens »Randall-Isaacs« hatte Nessie abrupt den Kopf gehoben wie ein Hund, der es im Gebüsch rascheln hört.
»Aye, das bin ich«, sagte sie stirnrunzelnd. Sie hatte einen Zuckertropfen auf der Unterlippe; am liebsten hätte er ihn ihr abgewischt, und unter anderen Umständen
hätte er das auch getan. »Zumindest habe ich von ihm gehört. Es heißt, er ist Jude.«
»Jude?« Das verblüffte ihn. »Das kann doch nicht sein.« Niemals hätte man es einem Juden gestattet, ein Patent im Heer oder in der Marine zu erwerben, genauso wenig wie einem Katholiken.
Nessie musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue.
»Vielleicht möchte er ja nicht, dass es jemand erfährt«, sagte sie. Sie leckte sich die Lippen wie eine Katze und entfernte damit den Zuckerklecks. »Aber wenn, dann kann ich nur sagen, er sollte einen Bogen um Freudenhäuser machen!« Sie lachte herzhaft, wurde dann aber wieder ernst, zog sich den Morgenrock fester um die Schultern und fixierte ihn unverwandt, die Augen dunkel im Feuerschein.
»Er hat irgendetwas mit Eurem Franzosen zu tun«, sagte sie. »Denn es war eines von Jacksons Mädchen, das mir von dem jüdischen Kunden erzählt hat und wie erschrocken sie war, als er die Hose ausgezogen hat. Sie hat gesagt, sie hätte es nicht getan,
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