Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
nicht weiß) gesagt, dass Mr. Arnold ja ein sehr erfolgreicher Kaufmann sein muss. Mr. Smith hat gelacht und mich informiert, dass Mr. Benedict Arnold in Wirklichkeit Generalmajor in der Kontinentalarmee ist – und zwar ein sehr tapferer. Die Kisten sollen an seine Schwester, Miss Hannah Arnold, geliefert werden, die sich nicht nur um seine drei kleinen Söhne kümmert, sondern dazu um seinen Importwarenhandel in Connecticut, während er im Krieg ist.
Ich muss sagen, dass ich bei diesen Worten eine Gänsehaut bekommen habe. Ich bin ja schon öfter Menschen begegnet, deren Geschichte ich kannte – und zumindest von einem von ihnen wusste ich, dass er dem Verderben geweiht war. Doch man gewöhnt sich nie an dieses Gefühl. Ich habe diese Kisten betrachtet und mich gefragt – sollte ich Miss Hannah schreiben? In Connecticut von Bord gehen und sie besuchen? Um ihr was genau zu sagen?
Bis jetzt weisen all unsere Erfahrungen darauf hin, dass ich nicht das Geringste tun kann, um das, was geschehen wird, zu ändern. Und wenn ich die Situation objektiv betrachte, sehe ich auch keine Möglichkeit … Und doch. Und doch!
Und doch bin ich mit so vielen Personen in Berührung gekommen, deren Handlungen merkliche Auswirkungen hatten, ob sie nun in den Geschichtsbüchern enden oder nicht. Wie sollte es auch anders sein?, sagt Dein Vater. Jeder Mensch beeinflusst mit seinen Handlungen die Zukunft. Und doch ist es bestürzend, so dicht mit einem Namen wie Benedict Arnold in Berührung zu kommen.
Nun ja. Kehren wir noch einmal ansatzweise zum eigentlichen Gegenstand dieses Briefes zurück, dem mysteriösen Monsieur Beauchamp. Falls Du die Kartons mit den Papieren und Büchern noch hast, die Dein Vater – Frank, meine ich – zu Hause im Büro aufbewahrt hat, und falls Du einen Moment Zeit hast, sieh doch einmal nach, ob Du eine alte Aktenmappe findest, auf die mit Buntstift ein Wappen gezeichnet ist. Ich glaube, es ist azurblau und golden und hat
mit Vögeln zu tun. Mit etwas Glück findest Du darin noch den Stammbaum der Beauchamps, den mein Onkel Lamb vor Jahren für mich niedergeschrieben hat.
Du könntest ja einmal nachsehen, ob der Inhaber des Namens im Jahr 1777 vielleicht ein Percival gewesen ist. Nur aus reiner Neugier.
Der Wind hat etwas zugenommen, und die See wird allmählich rau. Dein Vater ist ziemlich blass geworden und sieht aus, als ob er fröstelt; ich denke, ich höre hier auf und gehe mit ihm nach unten, damit er sich in aller Ruhe übergeben und dann ein Nickerchen machen kann.
Alles Liebe, Mama
26
IN DER KLEMME
R oger blies konzentriert auf den Rand einer leeren Bierflasche und erzeugte einen tiefen, kehligen Stöhnlaut. Schon ganz gut. Etwas tiefer jedoch noch … Und natürlich fehlte dieser knurrende, hungrige Unterton. Aber die Tonlage... Er stand auf und durchsuchte den Kühlschrank, bis er schließlich fand, was er suchte – hinter einer Käseecke und sechs Margarinebechern, die mit Gott weiß was gefüllt waren; er hätte jedenfalls gewettet, dass es keine Margarine war.
Es waren keine drei Zentimeter Champagner mehr in der Flasche – ein Überbleibsel des Essens, mit dem sie letzte Woche Briannas neue Stelle gefeiert hatten. Eine sparsame Seele hatte die Flasche mit Alufolie verschlossen, doch natürlich war die Kohlensäure verflogen. Er trat an die Spüle, um ihn auszuschütten, doch die lebenslange schottische Sparsamkeit ließ sich nicht einfach so übergehen. Nach kurzem Zögern trank er den Rest des Champagners – und als er die Flasche wieder sinken ließ, stand Annie MacDonald mit Amanda an der Hand vor ihm und starrte ihn an.
»Na ja, immerhin schütten Sie ihn noch nicht auf die Cornflakes«, kommentierte sie indigniert und schob sich an ihm vorbei. »Komm her, Schätzchen, hoch mit dir.« Sie hievte Mandy in ihr Kinderstühlchen und verließ die Küche, nicht ohne noch einmal den Kopf über den schlechten Charakter ihres Arbeitgebers zu schütteln.
»Gib mir, Papi!« Mandy grabschte nach der Flasche mit dem glänzenden Etikett. Nach dem obligatorischen elterlichen Zögern, während dessen er im Kopf mögliche Vernichtungsszenarien durchspielte, gab er ihr stattdessen sein Glas Milch und flötete auf der Kante der Champagnerflasche, die einen tiefen, melodischen
Ton erzeugte. Ja, das war es – irgendwo in der Nähe des F unter dem Schloss-C.
»Noch mal, Papi!« Mandy war hingerissen. Etwas verlegen flötete er noch einmal, und sie kicherte heftig los. Er ergriff die
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