Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
schmerzte. Er streckte seine Finger und unterdrückte ein Stöhnen; kurze elektrische Stöße schienen ihn vom Ringfinger bis fast zum Ellbogen zu durchfahren.
Er war mehr als besorgt um Fergus und seine Familie. Wenn Beauchamp es einmal versucht hatte, würde er es erneut versuchen. Doch warum?
Vielleicht reichte Beauchamp ja die Tatsache, dass Fergus Franzose war, als Beweis nicht aus, dass er zudem der gesuchte Claudel Fraser war, und er wollte sich unter vier Augen vergewissern, ganz gleich, mit welchen Mitteln? Möglich, doch das hätte von einer Kaltblütigkeit gezeugt, die Jamie mehr beunruhigte, als er zu Papier bringen wollte.
Gerechterweise musste er zugeben, dass es natürlich auch möglich war, dass der Angriff von Personen ausgeführt worden war, die sich in ihrer politischen
Denkweise verletzt fühlten – vielleicht sogar wahrscheinlicher als die sinistren Ziele des Monsieur Beauchamp, die in hohem Maße romantisch und theoretisch waren.
»Aber ich bin nur so alt geworden, weil ich rieche, wenn etwas faul ist«, murmelte er und rieb sich weiter die Hand.
»Ach du liebe Güte!«, sagte seine persönliche Galionsfigur, die plötzlich mit sorgenvoller Miene an seiner Seite erschien. »Deine Hand!«
»Aye?« Gereizt senkte er den Blick auf die schmerzende Hand. »Was ist denn? Es sind doch noch alle Finger da.«
»Das ist aber auch alles. Sie sieht ja aus wie der Gordische Knoten.« Sie kniete sich neben ihn und ergriff seine Hand, um sie mit kraftvollen Bewegungen zu massieren, die gewiss hilfreich waren, ihn jedoch so sehr schmerzten, dass ihm das Wasser in die Augen stieg. Er schloss die Lider und atmete mit zusammengebissenen Zähnen weiter.
Sie schimpfte mit ihm, weil er zu viel auf einmal geschrieben hatte. Wozu schließlich die Eile?
»Es wird Tage dauern, bis wir Connecticut erreichen, und dann Monate bis nach Schottland. Du könntest einen Satz am Tag schreiben und unterwegs immer noch das gesamte Buch der Psalmen zitieren.«
»Ich wollte es aber«, sagte er.
Sie murmelte irgendetwas Abfälliges vor sich hin, worin die Worte »Schotte« und »sturköpfig« vorkamen, doch er ignorierte dies bewusst. Er hatte schreiben wollen; es half ihm, seine Gedanken zu ordnen, wenn er sie schwarz auf weiß zu Papier brachte. Und es war in gewisser Hinsicht erleichternd, sie dem Papier anzuvertrauen, statt dass ihm die Sorge im Kopf festhing wie der Schlamm zwischen den Wurzeln der Mangroven.
Und außerdem – nicht, dass er eine Ausrede brauchte, dachte er und blickte seiner Frau mit zusammengekniffenen Augen auf den Scheitel – weckte der Anblick der schwindenden Küste von North Carolina in ihm die Sehnsucht nach seiner Tochter und nach Roger Mac, und er hatte sich das Gefühl der Verbundenheit gewünscht, das er empfand, wenn er ihnen schrieb.
»Glaubt Ihr, Ihr werdet sie sehen?« Fergus hatte ihn das gefragt, kurz bevor sie sich voneinander verabschiedeten. »Vielleicht kommt Ihr ja nach Frankreich.« Nach allem, was Fergus und Marsali und die Bewohner von Fraser’s Ridge wussten, waren Brianna und Roger Mac nach Frankreich gereist, um dem heraufziehenden Krieg zu entkommen.
»Nein«, hatte er gesagt und gehofft, dass ihm seine Trostlosigkeit nicht anzuhören war. »Ich glaube nicht, dass wir sie je wiedersehen werden.«
Fergus’ kräftige rechte Hand hatte seinen Unterarm gedrückt und dann losgelassen.
»Das Leben ist lang«, hatte er leise gesagt.
»Aye«, hatte er geantwortet, doch gedacht hatte er, niemandes Leben ist so lang.
Seiner Hand ging es jetzt besser; Claire massierte sie zwar noch, doch ihre Bewegungen schmerzten ihn nicht mehr so sehr.
»Mir fehlen sie auch«, sagte sie leise und drückte ihm einen Kuss auf die Fingerknöchel. »Gib mir den Brief; ich schreibe ihn zu Ende.«
Die Hand Deines Vaters ist für heute am Ende. Abgesehen von seinem Namen, den man auch mit »schlafmützige Ente« übersetzen könnte, hat dieses Schiff noch etwas Bemerkenswertes an sich. Ich war vorhin im Frachtraum und habe eine große Anzahl Kisten gesehen, die alle mit dem Namen »Arnold« und »New Haven, Connecticut« beschriftet waren. Ich habe zu dem Seemann (dessen Name schlicht und ergreifend John Smith lautet, obwohl er diesen bestürzenden Mangel an Originalität anscheinend dadurch wettzumachen versucht, dass er im einen Ohr drei und im anderen zwei goldene Ohrringe trägt. Er sagt, jeder Ring steht für einen Schiffsuntergang, den er überlebt hat. Ich hoffe, dass Dein Vater das
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