Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
elf mal vierzehn Zentimeter. Er lächelte kurz, weil er an Ian Murray denken musste; Brianna hatte ihm erzählt, wie entsetzt ihr Cousin reagiert hatte, als sie ihm von der Errungenschaft des Toilettenpapiers erzählt hatte. Er würde sich wahrscheinlich nie wieder den Hintern abwischen, ohne dabei ein Gefühl von Luxus zu empfinden.
Das kleine Buch war sorgfältig in blau gefärbtes Kalbsleder eingebunden und hatte einen Goldschnitt; ein kostbares, wunderschönes Buch. Taschenbuechlein der Gesundheit war es betitelt, von C.E. Fraser, M.D.. Limitierte Auflage, hergestellt von A.Bell, Druckerei, Edinburgh.
Das versetzte ihm einen leisen Stoß. Sie hatten es also nach Schottland geschafft mit Hilfe ihres Kapitäns Trustworthy Roberts. Oder zumindest ging er davon aus – obwohl der Wissenschaftler in ihm mahnte, dass dies kein Beweis war; es war genauso gut möglich, dass das Manuskript irgendwie nach Schottland gelangt war, ohne dass es die Autorin persönlich überbrachte.
Waren sie hier gewesen?, fragte er sich. Er sah sich in dem auf wohnliche
Weise abgenutzten Zimmer um und konnte sich problemlos vorstellen, wie Jamie an dem großen alten Schreibtisch am Fenster saß und mit seinem Schwager die Geschäftsbücher der Farm durchging. Wenn die Küche das Herz des Hauses war – und das war sie -, so war dieses Zimmer mit Sicherheit immer sein Kopf gewesen.
Einem Impuls folgend öffnete er das Buch und hätte sich fast verschluckt. Wie es im achtzehnten Jahrhundert üblich war, zeigte der Innentitel einen Kupferstich des Autors. Ein Mediziner, ordentlich mit Perücke und schwarzem Rock mit hohem schwarzem Kragen bekleidet. Und über diesem Kragen blickte ihm das ernste Gesicht seiner Schwiegermutter entgegen.
Er lachte laut auf, sodass Annie Mac vorsichtig einen Blick ins Zimmer warf, für den Fall, dass er nicht nur Selbstgespräche führte, sondern jetzt obendrein irgendeinen Anfall hatte. Er wedelte sie hinaus und schloss die Tür, bevor er sich abermals dem Buch widmete.
Sie war es, kein Zweifel. Die weit auseinanderstehenden hellen Augen unter dunklen Augenbrauen, die eleganten Knochen von Wangen, Stirn und Kinn. Egal, wer den Stich angefertigt hatte, er hatte ihren Mund nicht ganz richtig hinbekommen; er war hier strenger geformt, doch das war auch gut so – kein Mann hatte Lippen wie sie.
Wie alt …? Er überprüfte das Druckdatum: MDCCLXXVIII-also 1778. Kaum älter als beim letzten Mal, als er sie gesehen hatte – und sie sah immer noch um einiges jünger aus, als sie war.
War in dem anderen Buch ein Bild von Jamie? Er ergriff es und schlug es auf. Und da, auch hier ein Kupferstich, obwohl diese Zeichnung weniger formell war. Sein Schwiegervater saß auf einem Armsessel, das Haar schlicht zurückgebunden, ein Plaid hinter ihm über den Sessel drapiert und ein offenes Buch auf dem Knie. Er las einem kleinen Kind vor, das auf seinem anderen Knie saß – ein kleines Mädchen mit dunklen Locken. Sie war vom Betrachter abgewandt und ganz von der Geschichte gefangen. Natürlich – sie wussten ja nicht, wie Mandys Gesicht aussah.
Großvaters Erzählungen war der Titel, und darunter »Geschichten aus den schottischen Highlands und den Bergen Carolinas« von James Alexander Malcolm MacKenzie Fraser. Ebenfalls gedruckt von A.Bell, Edinburgh, im selben Jahr. Die Widmung sagte schlicht: Für meine Enkelkinder.
Claires Porträt hatte ihn zum Lachen gebracht, dieses hier rührte ihn beinahe zu Tränen, und sacht schloss er das Buch wieder.
Was für ein Gottvertrauen sie doch gehabt hatten. Diese Dinge herzustellen, sie zu hüten wie einen Schatz, sie zu übersenden, diese empfindlichen Dokumente, durch all die Jahre, obwohl sie nur hoffen konnten, dass sie überdauern und ihre Empfänger erreichen würden. Zuversicht, dass Mandy hier sein würde, um sie eines Tages zu lesen. Er schluckte, denn er hatte einen schmerzhaften Kloß im Hals.
Wie hatten sie es nur zuwege gebracht? Nun, es hieß ja, dass der Glaube Berge
versetzte, selbst wenn sein eigener Glaube im Moment nicht einmal geeignet zu sein schien, um einen Maulwurfshügel abzutragen.
»Himmel«, sagte er und war sich nicht sicher, ob es ein Ausdruck schlichter Frustration war oder ein Gebet um Beistand.
Eine Bewegung, die er durch das andere Fenster wahrnahm, lenkte ihn von dem Buch ab. Als er den Kopf hob, sah er Jem am anderen Ende des Hauses aus der Küchentür kommen. Sein Gesicht war rot, seine schmalen Schultern vornübergebeugt, und er trug
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