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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ein großes Einkaufsnetz in der Hand, in dem Roger eine Flasche Limo, einen Laib Brot und ein paar andere Gegenstände erkannte, die nach Lebensmitteln aussahen. Erschrocken warf Roger einen Blick auf die Kaminuhr, weil er dachte, er hätte die Zeit vergessen – doch das hatte er nicht. Es war gerade ein Uhr.
    »Was zum -?« Er stand auf und hielt auf die Rückseite des Hauses zu. Als er ins Freie trat, sah er gerade noch, wie Jems kleine Gestalt mit Windjacke und Jeans bekleidet – er durfte in der Schule keine Jeans tragen – die Heuwiese überquerte.
    Roger hätte ihn problemlos einholen können, verlangsamte stattdessen aber seine Schritte, um ihm in einigem Abstand zu folgen.
    Jem war eindeutig nicht krank … Also hatte es wahrscheinlich einen Zwischenfall in der Schule gegeben. Hatte ihn die Schule nach Hause geschickt, oder war er einfach gegangen? Noch hatte niemand angerufen, aber die Mittagspause war gerade erst vorbei; wenn Jem sie als Gelegenheit genutzt hatte, sich davonzustehlen, war es möglich, dass sein Fehlen noch niemandem aufgefallen war. Es war ein Fußweg von fast zwei Meilen, doch für Jem war das gar nichts.
    Jem hatte den Überstieg in der Steinmauer erreicht, die die Wiese eingrenzte, und lief jetzt entschlossen über eine Wiese mit Schafen. Wohin wollte er nur?
    »Und was zum Kuckuck hast du diesmal angestellt?«, murmelte Roger vor sich hin.
    Jem ging erst seit ein paar Monaten in die Dorfschule von Broch Mordha – seine erste Erfahrung mit dem Bildungssystem des zwanzigsten Jahrhunderts. Nach ihrer Rückkehr hatte Roger Jem zu Hause in Boston unterrichtet, während Brianna nach der lebensrettenden Operation bei Mandy im Krankenhaus war. Nachdem Mandy außer Gefahr und wieder zu Hause war, hatten sie sich entscheiden müssen, was sie nun tun wollten.
    Eigentlich war es Jem gewesen, der sie dazu bewogen hatte, nach Schottland zu gehen, statt in Boston zu bleiben – obwohl Brianna es ohnehin gewollt hatte.
    »Das ist ihre Herkunft«, hatte sie angeführt. »Jem und Mandy sind schließlich väter- und mütterlicherseits Schotten. Ich möchte ihnen das erhalten.« Und die Verbindung zu ihrem Großvater, das verstand sich von selbst.
    Er war einverstanden gewesen, und er hatte ihre Meinung geteilt, dass Jem wahrscheinlich in Schottland weniger auffallen würde – auch nach mehreren
Monaten in den Vereinigten Staaten und reichlich Fernsehen sprach er nach wie vor mit einem deutlichen Highlandakzent, der ihn in jeder Grundschule Bostons zum Außenseiter gestempelt hätte. Andererseits musste sich Roger eingestehen, dass Jem nun einmal ein Mensch war, der die Aufmerksamkeit anderer auf sich zog, ganz gleich, wo und wie.
    Dennoch stand es außer Frage, dass das Leben in Lallybroch und in einer kleinen Highlandschule dem, was Jem aus North Carolina kannte, sehr viel ähnlicher war – auch wenn Roger glaubte, dass er sich dank der natürlichen Anpassungsfähigkeit von Kindern überall schnell eingefügt hätte.
    Was seine eigenen Perspektiven in Schottland betraf – dazu hatte er nichts gesagt.
    Jem hatte das Ende der Weide erreicht und verscheuchte eine Gruppe von Schafen, die ihm das Törchen zur Straße verstellten. Ein schwarzer Hammel bedrohte ihn mit gesenktem Kopf, doch Jem hatte keine Angst vor Schafen; er schrie den Hammel an und schwang seine Tasche, und das Tier wich erschrocken zurück. Roger musste lächeln.
    Um Jems Intelligenz machte er sich jedenfalls keine Gedanken – oder doch, aber nicht, weil es dem Jungen daran mangelte. Viel eher um die Schwierigkeiten, in die ihn sein Grips bringen konnte. Die Schule war für niemanden leicht, erst recht keine neue Schule. Und eine Schule, in der man auffiel, warum auch immer … Roger erinnerte sich an seine eigenen Anfänge in Inverness, wo er erstens auffiel, weil er keine richtigen Eltern hatte, und zweitens, weil er der Adoptivsohn des Pastors war. Nachdem man ihn einige elende Wochen lang herumgestoßen und gehänselt und ihm ständig sein Pausenbrot geklaut hatte, hatte er angefangen, sich zu wehren. Das hatte zwar wiederum zu ein paar Schwierigkeiten mit den Lehrern geführt, doch auf die Dauer hatte es das Problem gelöst.
    Hatte sich Jem geprügelt? Er hatte zwar kein Blut gesehen, aber womöglich war er ja zu weit weg gewesen. Doch es hätte ihn überrascht, wenn es so war.
    Letzte Woche hatte es einen Zwischenfall gegeben, als Jem eine große Ratte bemerkte, die in einem Loch unter der Schule verschwand. Am nächsten Tag

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