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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Ausgang hatte zwar von Anfang an festgestanden, doch Mr. Dick hatte sich tapfer geschlagen. Ian erhob sich langsam. Er fluchte und drückte den Unterarm auf sein Hemd, wo eine klaffende Wunde rote Flecken hinterließ
    »Der kleine Verräter hat mich gebissen! «, japste er außer sich. »Gottverdammter Kannibalenheide!« Er trat auf seinen ehemaligen Gegner ein, der zwar grunzte, sich aber nicht regte, und griff dann mit einem wütenden Fluch nach dem schwingenden Steuerknüppel. Er bewegte ihn hin und her, um den richtigen Kurs zu finden, und das Schiff hörte auf zu schwanken und drehte sich in den Wind, während sich seine Segel wieder füllten.
    Jamie wälzte sich von Mr. Dicks am Boden liegender Gestalt herunter und setzte sich neben ihn. Er ließ den Kopf hängen und rang nach Luft. Ich ließ die Pistole sinken und entspannte den Hahn.
    »Geht es?«, fragte ich ihn der Form halber. Auf merkwürdig abwesende Weise fühlte ich mich ganz ruhig.
    »Ich versuche, mich daran zu erinnern, wie viele Leben ich noch übrig habe«, sagte er zwischen zwei keuchenden Atemzügen.
    »Vier glaube ich. Oder fünf. Du glaubst doch nicht, dass das hier ein Beinahetreffer war, oder?« Ich warf einen Blick auf Mr. Dick, dessen Gesicht ziemlich mitgenommen aussah. Jamie selbst hatte einen großen roten Fleck auf der Wange, der in ein paar Stunden mit Sicherheit schwarz und blau sein würde, und er hielt sich den Bauch, schien ansonsten jedoch unverletzt zu sein.
    »Zählt es, wenn man fast an der Seekrankheit stirbt?«
    »Nein.« Mit einem argwöhnischen Blick auf den am Boden liegenden Steuermann hockte ich mich neben Jamie und musterte ihn genau. Die sinkende Sonne tauchte das Deck in rotes Licht und machte es unmöglich, seine Gesichtsfarbe zu beurteilen. Jamie streckte die Hand aus, und ich gab ihm die Pistole, die er in seinen Gürtel steckte. An dem er, wie ich sah, auch den Dolch und seine Messerscheide wieder befestigt hatte.
    »Hattest du keine Zeit, ihn zu ziehen?«, fragte ich und wies kopfnickend auf den Dolch.
    »Ich wollte ihn ja nicht umbringen. Er ist doch nicht tot, oder?»Mit sichtlicher Anstrengung drehte er sich auf alle viere und atmete einen Moment tief durch, bevor er sich mit einem Ruck hinstellte.
    »Nein. Er kommt gleich wieder zu sich.« Ich richtete den Blick auf Ian, der
zwar das Gesicht von uns abgewandt hatte, dessen Körperhaltung jedoch Bände sprach. Seine steifen Schultern, sein roter Nacken und seine geballten Unterarmmuskeln kündeten von Wut und Scham, was ja verständlich war, doch seine durchhängende Wirbelsäule drückte Trostlosigkeit aus. Das verwunderte mich, bis mir ein Gedanke kam und sich meine seltsame Ruhe mit einem Schlag in Grauen verwandelte, weil ich begriff, was der Grund für seine Unachtsamkeit gewesen war.
    »Rollo!«, flüsterte ich und klammerte mich an Jamies Arm. Er hob aufgeschreckt den Kopf, sah Ian und tauschte einen entsetzten Blick mit mir aus.
    »O Gott«, sagte er leise.
    Die Akupunkturnadeln waren nicht das einzig Wertvolle, was auf der Teal geblieben war.
    Rollo war jahrelang Ians engster Begleiter gewesen. Der gigantische Nachkomme der beiläufigen Begegnung zwischen einem Irischen Wolfshund und einem Wolf jagte den Seeleuten auf der Teal solche Angst ein, dass Ian ihn in der Kajüte eingesperrt hatte; ansonsten hätte er Kapitän Stebbings wahrscheinlich auch die Gurgel herausgebissen, als die Seeleute Ian ergriffen. Was würde er tun, wenn er begriff, dass Ian fort war? Und was würden Kapitän Stebbings, seine Männer oder die Besatzung der Teal dann mit ihm tun?
    »Himmel. Sie werden den Hund erschießen und ihn über Bord werfen«, sprach Jamie meine Gedanken aus und bekreuzigte sich.
    Ich musste wieder an den Hammerhai denken, und ein heftiger Schauer durchfuhr mich. Jamie drückte mir fest die Hand.
    »O Gott«, sagte er noch einmal ganz leise. Er blieb einen Moment stehen und überlegte, dann schüttelte er sich, ganz wie Rollo, wenn er sich das Wasser aus dem Pelz schüttelte, und ließ meine Hand los.
    »Ich muss mit der Besatzung sprechen, und wir müssen dafür sorgen, dass sie zu essen bekommen – und die Seeleute im Frachtraum auch. Würdest du nach unten gehen, Sassenach, und nachsehen, was du mit der Kombüse anfangen kannst? Ich … will nur vorher kurz mit Ian sprechen.« Ich sah die Bewegung in seinem Hals, als er den Blick auf Ian richtete, der starr wie ein hölzerner Indianer am Heck stand, das ersterbende Licht grell im tränenlosen

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