Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
das geschehen wäre, hätten wir unsere Familien wohl jahrelang nicht mehr zu sehen bekommen. Ganz zu schweigen davon, dass wir vielleicht gezwungen gewesen wären, gegen unsere eigenen Landsleute zu kämpfen.« Er kratzte sich am Kinn; wie die anderen Männer nahm auch er allmählich das stoppelige Aussehen eines Piraten an. »Andererseits … Nun, Ihr müsst zugeben, dass unsere Lage im Moment nicht so ist, wie es uns unsere Freunde wünschen
würden. Gefährlich, will ich damit sagen, und noch dazu sind uns unsere Kleider und unser Lohn abhandengekommen.«
    »Ja, das verstehe ich. Was wäre denn von Eurem Standpunkt aus die wünschenswerteste Lösung?«
    »So nahe wie möglich bei New Haven an Land zu gehen, aber nicht im Hafen. Das Schiff auf eine Sandbank laufen zu lassen und es in Brand zu stecken«, erwiderte er prompt. »Mit dem Boot ans Ufer zu fahren und dann zu laufen, was das Zeug hält.«
    »Würdet Ihr das Schiff denn mit den Seeleuten im Frachtraum anzünden?«, fragte ich aus Neugier. Zu meiner Erleichterung schien ihn die bloße Andeutung zu schockieren.
    »O nein, Ma’am! Vielleicht möchte Mr. Fraser sie ja gern den Kontinentalen zurückbringen und sie eintauschen, aber uns würde es nicht stören, wenn sie freigelassen werden.«
    »Das ist sehr großzügig von Euch«, versicherte ich ihm ernst. »Und Mr. Fraser ist Euch gewiss sehr dankbar für Eure Empfehlungen. Wisst Ihr, äh, wo sich die Kontinentalarmee gerade befindet?«
    »Irgendwo in New Jersey, habe ich gehört«, erwiderte er mit einem kurzen Lächeln. »Ich glaube aber nicht, dass sie besonders schwer zu finden wäre, wenn Ihr sie sucht.«
    Neben der königlichen Marine war die Kontinentalarmee das Letzte, was ich gern zu Gesicht bekommen wollte, nicht einmal aus großer Entfernung. New Jersey schien mir jedoch beruhigend weit entfernt zu sein.
    Ich schickte ihn in das Mannschaftsquartier, um nach Besteck zu suchen – jeder Mann hatte normalerweise sein eigenes Messebesteck in seiner Truhe -, und widmete mich der kniffligen Aufgabe, die beiden Lampen über dem Tisch anzuzünden, damit wir sehen konnten, was wir aßen.
    Nachdem ich den Eintopf genauer inspiziert hatte, fand ich zwar nicht mehr, dass wir Licht brauchten, doch angesichts der Mühe, die es gekostet hatte, die Lampen anzuzünden, wollte ich sie auch nicht mehr löschen.
    Alles in allem war es kein schlechtes Essen. Allerdings hätte es wahrscheinlich auch keine Rolle gespielt, wenn ich den Männern rohe Grütze und Fischköpfe vorgesetzt hätte; sie waren ausgehungert. Sie schlangen das Essen herunter wie ein munterer Heuschreckenschwarm – in Anbetracht unserer Lage waren sie bemerkenswert gut gelaunt. Nicht zum ersten Mal staunte ich darüber, wie wunderbar Männer inmitten großer Unsicherheit und Gefahr funktionieren können.
    Das lag natürlich zum Teil an Jamie. Es war unmöglich, die Ironie der Tatsache zu übersehen, dass jemand, der die See und alle Schiffe so hasste wie er, plötzlich zum Kapitän eines Marinekutters wurde, doch bei aller Abneigung gegen Schiffe wusste er zumindest mehr oder weniger, wie sie funktionierten – und er hatte nicht nur die Gabe, angesichts chaotischer Zustände die Ruhe zu bewahren, sondern er war der geborene Anführer.

    »Wenn du die Vernunft wahren kannst, wenn alle um dich herum den Verstand verlieren und es dir zum Vorwurf machen …«, dachte ich, während ich beobachtete, wie er ruhig und vernünftig mit den Männern sprach.
    Bis hierhin hatte mich das pure Adrenalin auf den Beinen gehalten, doch jetzt, da ich nicht mehr unmittelbar in Gefahr war, verblasste seine Wirkung schnell. Erschöpfung, Sorge und mein schmerzender Hals hatten mich nur ein oder zwei Bissen Eintopf essen lassen. Meine blauen Flecken hatten zu pochen begonnen, und mein Knie fühlte sich sehr empfindlich an. Ich befand mich gerade mitten in meiner morbiden Inventur der körperlichen Schäden, als ich Jamies Blick auf mir ruhen sah.
    »Du brauchst etwas zu beißen, Sassenach«, sagte er sanft. »Iss.« Ich öffnete den Mund, um zu sagen, dass ich keinen Hunger hatte, überlegte es mir aber anders. Er brauchte sich wirklich nicht auch noch um mich zu sorgen.
    »Aye, aye, Käpt’n«, sagte ich. Ich ergab mich in mein Schicksal und griff nach meinem Löffel.

31
    EINE KLEINE FÜHRUNG DURCH DIE KAMMERN DES HERZENS
    E igentlich sollte ich schlafen. Ich hatte den Schlaf weiß Gott nötig. Und ich würde herzlich wenig Gelegenheit zum Schlafen bekommen, bis wir

Weitere Kostenlose Bücher