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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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herunter, füllte einen kleineren Topf mit Wasser und hängte ihn zum Kochen auf.
    Navigation. Das war das Thema, das ich mir als Gegenstand meiner Sorgen auswählte, denn es war zwar lebenswichtig, doch es war nicht mit dem emotionalen Ballast behaftet, der mit einigen der anderen Themen auf meiner geistigen Liste einherging. Wie voll war der Mond? Ich versuchte, mir ins Gedächtnis zu rufen, wie er in der vergangenen Nacht ausgesehen hatte, an Deck der Teal. Eigentlich war er mir gar nicht aufgefallen, also war er nicht annähernd voll; der Vollmond, der aus der See aufsteigt, ist ein atemberaubender Anblick – dieser leuchtende Pfad auf dem Wasser, der so aussieht, als könnte es ganz einfach sein, über die Reling zu steigen und geradewegs auf dieses friedvolle Leuchten zuzugehen.
    Nein, kein friedvolles Leuchten letzte Nacht. Ich war sehr spät noch zur Schiffslatrine gegangen, statt den Nachttopf zu benutzen. An Deck war es dunkel gewesen, und ich war einen Moment an der Reling stehen geblieben, weil die langen Wogen der Dünung phosphoreszierten, ein wunderschönes, gespenstisches grünes Glimmern unter Wasser, und das Kielwasser des Schiffs pflügte eine leuchtende Furche durch das Meer.
    Neumond also, beschloss ich, oder ein Sichelmond, was auf das Gleiche hinauslief. Wir konnten uns also dem Ufer nicht bei Nacht nähern. Ich wusste zwar nicht, wie weit wir uns im Norden befanden – vielleicht wusste John Smith es ja? -, doch mir war bekannt, dass es an der Chesapeake-Küste von Kanälen, Sandbänken, Wattenmeeren … und Schiffen nur so wimmelte. Doch halt, Smith hatte gesagt, wir wären an Norfolk schon vorbei.
    »Ach, zum Kuckuck!«, sagte ich entnervt. »Wo ist denn Norfolk?« Ich wusste, wie man es vom Highway I-64 aus erreichte, aber ich hatte keine Ahnung, wie der vermaledeite Ort vom Meer her aussah.
    Und wenn wir gezwungen waren, uns während der Nacht weit vom Land fernzuhalten, was hinderte uns dann daran, sehr weit auf das Meer hinauszutreiben?
    »Nun, positiv betrachtet, brauchen wir immerhin keine Angst zu haben, dass uns der Sprit ausgeht«, machte ich mir selber Mut. Nahrung und Wasser … nun, zumindest vorerst nicht.

    Damit schien mir der Stoff für unpersönliche Sorgen auszugehen. Was war mit Jamies Seekrankheit? Oder anderen möglichen medizinischen Katastrophen an Bord? Ja, das war gut. Ich hatte keine Heilpflanzen, kein Nähmaterial, kein Verbandszeug, keine Instrumente. Derzeit waren die einzigen Heilmittel, die mir zur Verfügung standen, kochendes Wasser und die Kunstfertigkeit meiner beiden Hände.
    »Ich könnte wahrscheinlich einen Arm einrenken oder meinen Daumen auf eine spritzende Arterie halten«, sagte ich laut. »Aber das ist auch schon alles.«
    »Äh …«, sagte eine zutiefst verunsicherte Stimme hinter mir, und ich fuhr herum, wobei mir aus Versehen der Eintopf von der Kelle flog.
    »Oh, Mr. Smith.«
    »Ich wollte Euch nicht überrumpeln, Ma’am.« Er schlich ins Licht wie eine argwöhnische Spinne und hielt sich vorsichtig auf Abstand. »Vor allem nicht, nachdem ich gesehen habe, dass Euch Euer Neffe das Messer zurückgegeben hat.« Er lächelte ein wenig, um anzuzeigen, dass dies ein Scherz war, doch er fühlte sich sichtlich unwohl. »Ihr … äh … könnt wirklich gut damit umgehen, das muss ich sagen.«
    »Ja«, sagte ich ausdruckslos und griff nach einem Lappen, um den Eintopf aufzuwischen. »Ich habe Übung darin.«
    Es folgte beredtes Schweigen. Eine Minute später hüstelte er.
    »Mr. Fraser schickt mich, um – ganz vorsichtig – anzufragen, ob es wohl bald etwas zu essen gibt?«
    Darauf musste ich trotz allem lachen.
    »War das ›vorsichtig‹ seine Idee oder Eure?«
    »Seine«, erwiderte er prompt.
    »Ihr könnt ihm sagen, das Essen ist fertig, wann immer die Männer kommen möchten. Oh – Mr. Smith?«
    Seine Ohrringe baumelten, so schnell wandte er sich zurück.
    »Ich frage mich nur – was meinen die Männer … Nun, natürlich müssen sie sehr bestürzt sein – aber was sagen die Seeleute von der Teal zu den … äh … jüngsten Entwicklungen? Falls Ihr das zufällig wisst, meine ich«, fügte ich hinzu.
    »Das weiß ich. Es ist keine zehn Minuten her, dass mich Mr. Fraser genau das gefragt hat«, sagte er mit schwach belustigter Miene. »In der Takelage wird natürlich darüber geredet, wie Ihr Euch vorstellen könnt, Ma’am.«
    »Oh, das kann ich.«
    »Nun, wir sind natürlich sehr erleichtert, weil man uns nicht zwangsrekrutiert hat. Wenn

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