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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Gesicht.
    Ich nickte und hielt schwankend auf die klaffende Luke zu, hinter der der Abstieg in die Dunkelheit begann.
     
    DIE KOMBÜSE WAR NICHT MEHR ALS EIN WINZIGER WÜRFEL UNTER DECK AM Ende der Messe, mit einer Art flachem Ziegelaltar für das Feuer, mehreren Geschirrborden auf dem Schott und einem Hängegestell für Töpfe, Topflappen, Spültücher und andere Küchengeräte. Sie war problemlos zu finden; das Kombüsenfeuer, in dem – Gott sei Dank! – noch einige Kohlen glühten, strahlte ein dumpfes rotes Leuchten aus.
    Unter der winzigen Arbeitsfläche standen eine Sandkiste, ein Kohlenkasten und ein Korb mit Zündholz, und ich machte mich auf der Stelle daran, das
Feuer wieder anzufachen. Über dem Feuer hing ein Kessel, dessen Inhalt durch die Schlingerbewegungen des Schiffs übergeschwappt war, dabei das Feuer zum Teil gelöscht und gummiartige Spuren an der Kesselwand hinterlassen hatte. Wieder mein Glück, dachte ich. Hätte der Brei das Feuer nicht weitgehend gelöscht, wäre der Kesselinhalt längst verkokelt gewesen, und ich hätte von vorn mit dem Abendessen beginnen können.
    Möglicherweise buchstäblich von vorn. Vor der Kombüse standen mehrere Käfige mit Hühnern aufeinandergestapelt; sie hatten in der warmen Dunkelheit vor sich hin gedöst, waren aber von meinen Bewegungen geweckt worden. Sie flatterten glucksend hin und her, ruckten aufgeregt mit ihren albernen Köpfen, und ihre Knopfaugen blinzelten mir rot durch die Holzgitter entgegen.
    Ich fragte mich, ob es wohl noch andere Tiere an Bord gab, doch wenn es so war, lebten sie zum Glück nicht in der Kombüse. Ich rührte den Kessel um, der eine Art klebrigen Eintopf zu enthalten schien, und machte mich dann auf die Suche nach Brot. Ich wusste, dass es irgendwelches Backwerk geben musste; Seeleute lebten entweder von Schiffszwieback oder von Brot. Nur wo?
    Schließlich fand ich es; mehrere harte braune Laibe, die in einer dunklen Ecke in einem Netz von der Decke hingen. Wahrscheinlich, um sie vor den Ratten zu schützen, dachte ich und sah mich kritisch auf dem Boden um. Mehl musste es eigentlich ebenfalls geben, dachte ich – oh, natürlich. Es würde im Frachtraum sein, zusammen mit den anderen Schiffsvorräten. Und den erbosten Überresten der ursprünglichen Besatzung. Nun, um sie würden wir uns später Gedanken machen. Ich hatte hier genug, um heute Abend alle satt zu bekommen. Auch über das Frühstück würde ich mir später Gedanken machen.
    Die Anstrengung, das Feuer anzufachen und Kombüse und Messe zu durchsuchen, wärmte mich und lenkte mich von meinen Schmerzen ab. Das Gefühl ungläubiger Eiseskälte, das über mich gekommen war, seit ich über die Reling der Teal gegangen war, begann sich zu zerstreuen.
    Das hatte allerdings auch seine schlechten Seiten. Denn als ich aus meiner schockartigen Betäubung aufwachte, begann ich, das wahre Ausmaß unserer gegenwärtigen Lage zu begreifen. Wir steuerten nicht mehr auf Schottland und die Gefahren des Atlantiks zu, sondern waren auf einem fremden Schiff mit einer unerfahrenen, von Panik gelähmten Besatzung unterwegs zu einem unbekannten Ziel. Und wir hatten uns tatsächlich gerade auf hoher See der Piraterie schuldig gemacht, ganz zu schweigen von den Verbrechen des Widerstandes gegen die Zwangsrekrutierung und des Überfalls auf die Königliche Marine. Und Mord. Ich schluckte, wobei mein Hals schmerzte, und trotz der Wärme des Herdfeuers erschauerte ich.
    Der Ruck, mit dem das Messer auf den Knochen getroffen war, hallte immer noch in meinen eigenen Armknochen wider. Wie war es nur möglich, dass ich ihn getötet hatte? Ich wusste, dass ich nicht in das Innere seines Brustkorbs vorgedrungen war, dass ich unmöglich die Halsschlagadern getroffen haben konnte … Schock natürlich … Aber konnte der Schock allein …?

    Ich konnte jetzt nicht über den toten Kanonier nachdenken und verdrängte entschlossen jeden Gedanken an ihn. Später, sagte ich mir. Ich würde mich schon damit abfinden – es war schließlich Notwehr gewesen -, und ich würde für seine Seele beten, nur später. Nicht jetzt.
    Nicht dass die anderen Gedanken, die mir bei der Arbeit kamen, sehr viel ansprechender waren. Ian und Rollo … Nein, daran wollte ich ebenso wenig denken.
    Ich schabte entschlossen mit einem Holzlöffel über den Boden des Kessels. Der Eintopf war unten ein wenig angebrannt, aber noch essbar. Es schwammen Knochen darin, und er war dick, gummiartig und klumpig. Ich würgte meinen Ekel

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