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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Belustigung aus und verstummte dann. Ich konnte sein Herz in meinem Rücken schlagen spüren, langsam und regelmäßig.
     
    WIR HIELTEN DIE GANZE NACHT IN ZWEISTÜNDIGEN INTERVALLEN WACHE und achteten darauf, dass immer einer von uns dreien – Jamie, Ian oder ich – wach war. John Smith schien zwar verlässlich zu sein, doch es bestand stets die Möglichkeit, dass jemand von der Teal auf die Idee kam, die Seeleute im Frachtraum zu befreien, um dafür vielleicht später nicht als Pirat gehängt zu werden.
    Ich überstand zwar die Mitternachtswache ohne Probleme, doch in der Dämmerung aufzustehen, kostete mich große Überwindung. Ich kämpfte mich aus einem tiefen Brunnen hoch, der mit weicher schwarzer Wolle ausgekleidet war, und meine ächzenden Gliedmaßen schmerzten vor Erschöpfung.
    Sobald ich die mit einer Decke ausgelegte Hängematte verlassen hatte, hatte Jamie sich hineinfallen lassen, und obwohl ich das dringende Bedürfnis verspürte, ihn wieder hinauszukippen und selbst hineinzuklettern, lächelte ich ein wenig. Entweder war sein Vertrauen in meine Fähigkeiten als Wachtposten grenzenlos, oder er stand kurz davor, an Erschöpfung und Seekrankheit zu sterben. Oder beides, dachte ich und ergriff den Offiziersumhang, den er gerade abgelegt hatte. Das war zumindest ein Vorteil unserer gegenwärtigen Lage; ich hatte den grauenvollen Lepraleichenumhang auf der Teal zurückgelassen. Dieses Exemplar war unvergleichlich luxuriöser; es bestand aus dicker dunkelblauer Wolle, war mit roter Seide gefüttert, und es beherbergte noch einen Großteil von Jamies Körperwärme.

    Ich zog den Umhang eng um mich, strich Jamie über den Kopf, um zu sehen, ob er im Schlaf lächeln würde – ja, sein Mund zuckte ganz sacht -, und machte mich gähnend zur Kombüse auf.
    Noch ein kleiner Vorteil: Ein Behälter mit gutem Darjeeling-Tee im Schrank. Vor dem Schlafengehen hatte ich das Feuer unter dem Wasserkessel aufgeschichtet; das Wasser war jetzt heiß, und ich schöpfte eine Kelle davon in eine Tasse, die offensichtlich dem Privatporzellan des Kapitäns entstammte und mit Veilchen bemalt war.
    Diese trug ich nach oben, und nachdem ich einmal offiziell über die Decks geschritten war und einen Blick auf die beiden diensthabenden Seeleute geworfen hatte – Mr. Smith stand am Steuer -, trat ich an die Reling, um meine duftende Beute zu trinken und zuzusehen, wie die Dämmerung dem Meer entstieg.
    Wenn man in der Stimmung war, für Kleinigkeiten dankbar zu sein – und merkwürdigerweise schien ich das zu sein -, dann war das hier die nächste. Ich hatte schon Tagesanbrüche im warmen Meer gesehen, die sich langsam entfalteten wie die Blüte einer gigantischen Blume aus Hitze und Licht. Dies war ein Sonnenaufgang des Nordens, der sich öffnete wie die doppelte Schale einer Muschel – kalt und zart, und der Himmel schimmerte wie Perlmutt über dem sanften grauen Meer. Er hatte etwas Intimes an sich, dachte ich, als ob er einen Tag voller Geheimnisse voraussagte.
    Ich war gerade dabei, mich so richtig in meine poetischen Gedanken zu vertiefen, als sie durch den Ausruf »Segel ahoi!« unterbrochen wurden, der direkt über mir erscholl. Kapitän Stebbings’ veilchenverzierte Porzellantasse zersplitterte auf dem Deck, und als ich herumfuhr, sah ich am Horizont die Spitze eines weißen Dreiecks, das mit jeder Sekunde größer wurde.
     
    DIE NÄCHSTEN MINUTEN GERIETEN ZUR PLATTEN KOMÖDIE, WEIL ICH DERART aufgeregt und atemlos in die Kapitänskajüte gerauscht kam, dass ich nur noch »Ho… Schiff… ho!« keuchen konnte wie ein Weihnachtsmann, der den Verstand verloren hatte. Jamie, der die Gabe besaß, aus dem Tiefschlaf hellwach zu werden, tat genau das. Gleichzeitig versuchte er allerdings, aus dem Bett zu springen, und in der Aufregung vergaß er, dass er in einer Hängematte lag. Bis er sich fluchend vom Boden aufgerappelt hatte, donnerten längst Schritte über das Deck, weil die Besatzung der Teal um einiges geschickter aus ihren Hängematten gesprungen war und nun angelaufen kam, um zu sehen, was los war.
    »Ist es die Teal? «, fragte ich John Smith und versuchte angestrengt, etwas zu sehen. »Könnt Ihr das sehen?«
    »Ja«, sagte er geistesabwesend und blinzelte dem Segel entgegen. »Oder besser nein. Ich kann es sehen, und es ist nicht die Teal. Es ist ein Dreimaster.«
    »Wenn Ihr das sagt.« Aus dieser Entfernung sah das herannahende Schiff aus wie eine Wolke, die auf dem Wasser auf uns zuwaberte; noch konnte ich

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