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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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es. Erst jetzt begriff ich, dass das andere Schiff zu schnell gefahren war. Es war an uns vorübergesegelt, während es seine Breitseite losließ, doch wahrscheinlich hatte uns nur eine der schweren Kanonenkugeln getroffen und den Mast zerstört – sowie den unglücklichen Mann von der Teal, der sich in der Takelage befunden hatte.
    Die restlichen Seeleute von der Teal befanden sich jetzt an Deck und stellten aufgeregt Fragen. Die einzige Antwort kam jedoch erneut von dem Privatier, der jetzt einen großen Kreis beschrieb und eindeutig vorhatte, zurückzukehren und zu Ende zu bringen, was er angefangen hatte.
    Ich sah, wie Ian einen scharfen Blick auf die Kanone der Pitt warf, doch das war ohne jeden Zweifel zwecklos. Selbst wenn sich unter den Männern von der Teal jemand befand, der Erfahrung als Kanonier hatte, war es unmöglich, die Kanone von einem Moment zum nächsten zu bemannen.
    Der Privatier hatte seinen Kreis vollendet. Er kam zurück. Überall an Deck der Pitt fuchtelten die Männer schreiend mit den Armen und rempelten sich gegenseitig an, während sie zur Reling stürzten.
    »Wir ergeben uns, Ihr Drecksschweine!«, brüllte einer von ihnen. »Seid ihr taub? «
    Ganz offensichtlich; ein verirrter Windstoß trug mir den Geruch der Lunte entgegen, und ich konnte sehen, wie sich die Musketen auf uns richteten. Ein paar der Männer in meiner Nähe verloren den Kopf und rannten unter Deck. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass das vielleicht gar keine schlechte Idee war.
    Jamie hatte neben mir ebenfalls gewunken und gebrüllt. Doch plötzlich war er fort, und als ich mich umdrehte, sah ich ihn über das Deck rennen. Er riss sich das Hemd über den Kopf und sprang auf unsere eigene Bugkanone, ein glänzendes Messinggeschütz, das man »lange Neun« nannte.
    Er schwenkte das Hemd im hohen Bogen und hielt mit der freien Hand Ians Schulter umklammert, um sich zu stützen. Im ersten Moment löste er Verwirrung aus; das Knattern der Schüsse verstummte, obwohl die Schaluppe ihren tödlichen Kreisbogen weiter vollendete. Jamie schwenkte das Hemd hin und her. Sie mussten ihn doch sehen!
    Der Wind kam uns entgegen; ich konnte das Rumpeln der Kanonen hören, die erneut ausgefahren wurden, und das Blut gefror mir in der Brust.
    »Sie werden uns versenken!«, kreischte Mr. Smith, und die Schreckensschreie der anderen Männer griffen seine Worte auf.
    Der Wind wehte uns Schwarzpulvergeruch entgegen, scharf und beißend. Die Männer in der Takelage stimmten in das Geschrei ein, und die Hälfte von ihnen schwenkte jetzt ebenfalls die Hemden. Ich sah, wie Jamie einen Moment
innehielt und schluckte, dann bückte er sich und sagte etwas zu Ian. Er drückte Ian fest die Schulter, dann ließ er sich auf der Kanone auf die Hände und Knie sinken.
    Ian schoss an mir vorbei und hätte mich in seiner Eile beinahe umgerannt.
    »Wohin gehst du?«, rief ich.
    »Ich lasse die Gefangenen frei! Sie ertrinken, wenn wir sinken!«, rief er hinter sich und verschwand in der Luke.
    Ich wandte mich wieder dem herannahenden Schiff zu und stellte fest, dass Jamie nicht von der Kanone gestiegen war, wie ich gedacht hatte. Stattdessen hatte er sich umgedreht, sodass er der Schaluppe den Rücken zukehrte.
    Die Arme ausgebreitet, um die Balance zu behalten und dem Wind zu trotzen, und die Knie mit aller Kraft um den Kanonenlauf gekrallt, richtete er sich zu voller Größe auf und stellte seinen bloßen Rücken zur Schau – und das Netz aus Narben, die rot angelaufen waren, während der kalte Wind seine Haut weiß werden ließ.
    Das andere Schiff hatte die Fahrt verlangsamt und war an unsere Seite geglitten, um uns mit einer letzten Breitseite aus dem Wasser zu pusten. Ich konnte die Köpfe der Männer über die Reling und aus der Takelage lugen sehen, und alle reckten neugierig die Hälse. Doch niemand feuerte.
    Plötzlich spürte ich mein Herz mit heftigen, schmerzhaften Schlägen hämmern, als wäre es vorhin tatsächlich eine Minute lang stehen geblieben und versuchte jetzt pflichtbewusst, die verlorene Zeit nachzuholen.
    Die Bordwand der Schaluppe ragte über uns auf, und das Deck sank in tiefen, kalten Schatten. Aus dieser Nähe konnte ich die verwunderten Gespräche der Kanonenbesatzungen hören, das metallische Rattern der Kanonenkugeln auf ihren Gestellen, das Ächzen der Geschützlafetten. Ich konnte nicht aufblicken, wagte es nicht, mich zu bewegen.
    »Wer seid Ihr?«, fragte eine nasale, sehr amerikanische Stimme von oben. Sie klang

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