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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nicht einmal seinen Rumpf erkennen.

    »Wir brauchen doch nicht davor zu flüchten, oder?«, fragte ich Jamie, der ein Fernglas aus Stebbings’ Schreibtisch hervorgekramt hatte und unseren Verfolger mit tief gerunzelter Stirn betrachtete. Bei diesen Worten ließ er das Fernglas sinken und schüttelte den Kopf.
    »Das spielt ohnehin keine Rolle; wir hätten keine Chance.« Er reichte das Fernglas an Smith weiter, der es an sein Auge hob und murmelte: »Flagge … sie haben keine Flagge gehisst.«
    Jamies Kopf fuhr abrupt herum, und mir wurde mit einem Schlag bewusst, dass die Pitt unverändert unter dem Union Jack segelte.
    »Das ist doch gut, meinst du nicht?«, fragte ich. »Sie werden doch wohl kein Marineschiff behelligen?«
    Sowohl Jamie als auch John Smith blickten angesichts dieser Logik äußerst skeptisch drein.
    »Wenn sie in Rufweite kommen, merken sie wahrscheinlich, dass hier etwas faul ist«, sagte Smith. Er warf Jamie einen Seitenblick zu. »Dennoch … könntet Ihr vielleicht den Rock des Kapitäns anziehen? Es könnte helfen, zumindest aus der Entfernung.«
    »Sobald sie so dicht herankommen, dass es eine Rolle spielt, spielt es ohnehin keine Rolle mehr«, sagte Jamie mit grimmiger Miene.
    Dennoch verschwand er – nachdem er kurz an der Reling Halt gemacht hatte, um sich zu übergeben -, und als er kurz darauf zurückkehrte, sah er blendend aus – wenn man weit zurücktrat und die Augen fest zusammenkniff. Er trug Kapitän Stebbings’ Uniform, und da Stebbings vielleicht anderthalb Köpfe kleiner war als Jamie und eine deutlich kräftigere Taille hatte, saß der Rock an den Schultern zum Bersten eng und schlabberte an der Taille; aus Rockärmeln und Hosenbeinen ragten deutlich mehr Hemdsärmel und Strümpfe hervor als üblich. Die Hose hatte Jamie mit seinem Schwertgürtel zusammengerafft, damit sie ihm nicht herunterrutschte. Ich sah, dass er neben seinem Dolch das Schwert des Kapitäns und zwei geladene Pistolen trug.
    Ians Augenbrauen fuhren beim Anblick seines derart herausgeputzten Onkels in die Höhe, doch Jamie funkelte ihn an, und Ian schwieg, obwohl sich seine Miene zum ersten Mal seit unserer Begegnung mit der Pitt erhellte.
    »Gar nicht so schlecht«, sagte Mr. Smith ermutigend. »Versuchen wir es also auf die dreiste Tour, wie? Zu verlieren haben wir ja nichts.«
    »Mmpfm.«
    »Allein stand der Junge auf brennendem Deck, als alle schon geflohen«, sagte ich, was Jamie veranlasste, den funkelnden Blick auf mich zu richten.
    Nachdem ich Guinea Dick gesehen hatte, machte ich mir keine Sorgen mehr, ob Ian mit seinen Tätowierungen wohl als Seemann der königlichen Marine durchgehen würde. Die anderen Besatzungsmitglieder der Teal sahen mehr oder minder unauffällig aus. Möglich, dass wir damit durchkamen.
    Das herannahende Schiff war jetzt so nah, dass ich seine Galionsfigur sehen konnte, eine schwarzhaarige Frau, in deren Händen sich eine -

    »Hat sie da wirklich eine Schlange in der Hand?«, fragte ich ungläubig. Ian beugte sich vor, um über meine Schulter hinwegzublicken.
    »Jedenfalls hat es Fänge.«
    »Das Schiff auch, Junge.« John Smith wies kopfnickend auf das Schiff, und jetzt sah ich, dass er recht hatte: Am Bug ragten die langen Messingrohre zweier Kanonen auf, und als der Wind das Schiff jetzt etwas schräg auf uns zutrieb, konnte ich sehen, dass es zudem Geschützöffnungen hatte. Allerdings war es möglich, dass diese nicht echt waren; manchmal waren die Bordwände von Handelsschiffen mit falschen Geschützöffnungen bemalt, um etwaige Störenfriede abzuschrecken.
    Aber die Verfolgungskanonen am Bug waren echt. Eine von ihnen gab Feuer und stieß ein weißes Rauchwölkchen und eine kleine Kugel aus, die dicht neben uns ins Wasser platschte.
    »Ist das höflich?«, fragte Jamie skeptisch. »Soll das ein Signal sein?«
    Offensichtlich nicht; beide Bugkanonen feuerten gleichzeitig, und eine Kugel flog über unseren Köpfen durch eines der Segel hindurch und hinterließ ein großes Loch mit angesengten Rändern. Wir starrten es mit offenen Mündern an.
    »Was denkt er sich dabei, auf ein Schiff des Königs zu feuern?«, wollte Smith entrüstet wissen.
    »Er denkt sich, dass er ein verflixter Privatier ist und uns haben will«, sagte Jamie, der sich jetzt von seinem Schock erholte und hastig die Uniform auszog. »Holt um Gottes willen die Flagge ein!«
    Smith blickte beklommen zwischen Jamie und dem herannahenden Schiff hin und her. An der Reling waren Männer zu sehen.

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