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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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war nicht zu überhören.
    »Doch, das habe ich. Aber – das kann doch nicht …« Es ergab keinen Sinn. Er verstummte. Dann riss er sich zusammen und rief seine dahintreibenden Gedanken zur Ordnung. »Es ist ein gewisser Mr. Henry Washington. Ist er auch mit dem General verwandt?«
    »Soweit ich weiß, sind alle Träger dieses Namens im Umkreis von dreihundert Meilen mit dem General verwandt.« Murray beugte sich über seinen Beutel und brachte eine pelzige Masse zum Vorschein, an der ein langer nackter Schwanz baumelte. »Wieso?«
    »Ich – nichts.« Der Krampf war abgeklungen, und er holte dankbar Luft, während sich seine verknoteten Bauchmuskeln entspannten. Doch inmitten seiner Verwunderung und des zunehmenden Fiebernebels meldete sich der Argwohn schwach zu Wort. »Jemand hat mir gesagt, dass Mr. Henry Washington ein bedeutender Loyalist ist.«
    Murray wandte sich erstaunt zu ihm um.
    »Wer in St. Brides Namen sagt Euch denn so etwas?«
    »Offensichtlich jemand, der schwer im Irrtum war.« William presste sich die Daumenwurzeln gegen die Augen. Sein verletzter Arm schmerzte. »Was ist das? Ein Opossum?«
    »Eine Bisamratte. Keine Sorge, sie ist noch frisch. Ich hatte sie gerade erlegt, als ich auf Euch getroffen bin.«
    »Oh. Gut.« Er spürte sich auf obskure Weise getröstet, obwohl er keine Ahnung hatte, warum. Nicht wegen der Bisamratte; er hatte schon öfter Bisamratte gegessen und mochte das Fleisch, obwohl ihm das Fieber jetzt den Appetit geraubt hatte. Er war schwach vor Hunger, hatte aber keinerlei Verlangen, etwas
zu essen. Oh. Nein, es war dieses »Keine Sorge«. Genau in diesem freundlichen, beiläufigen Ton – Mac, der Stallknecht, hatte das oft zu ihm gesagt, wenn er einmal von seinem Pony gefallen war oder nicht mit seinem Großvater in den Ort reiten durfte. »Keine Sorge, es wird alles gut.«
    Er hörte, wie Haut vom darunterliegenden Muskelfleisch abgerissen wurde. Weil ihm davon schwindelig wurde, schloss er die Augen.
    »Ihr habt ja einen roten Bart.«
    Murrays Stimme drang ihm überrascht in die Ohren.
    »Und das fällt Euch jetzt erst auf?«, sagte William gereizt und öffnete die Augen. Die Farbe seines Bartes war ihm peinlich; während die Haare auf seinem Kopf, seiner Brust und seinen Gliedmaßen eine ordentliche kastanienbraune Farbe hatten, waren sein Bart und seine Schamhaare in einem unerwartet leuchtenden Ton gefärbt, der ihn verlegen machte. Er rasierte sich gewissenhaft, selbst wenn er an Bord eines Schiffes war oder auf der Straße kampieren musste – doch sein Rasiermesser hatte sich natürlich mitsamt dem Pferd von ihm verabschiedet.
    »Nun ja, aye«, sagte Murray gelassen. »Ich war wohl vorher abgelenkt.« Er verstummte, auf seine Arbeit konzentriert, und William versuchte sich zu entspannen, um ein bisschen zu schlafen. Müde genug war er ja. Doch vor seinen geschlossenen Augen tanzten immer wieder dieselben Bilder des Sumpfes umher und ermüdeten ihn mit Visionen, die er weder ignorieren noch unterdrücken konnte.
    Wurzeln wie Schlingenfallen, Schlamm, stinkende kalte Schweinehaufen, die beklemmend an menschliche Fäkalien erinnerten, aufgewühltes totes Laub …
    Totes Laub, das auf dem Wasser trieb wie braunes Glas, zersplitternde Spiegelbilder rings um seine Beine … Worte im Wasser, die Seiten seines Buches, die ihn leise verspotteten, während sie versanken …
    Dann blickte er auf, der Himmel genauso schwindelerregend wie der See, das Gefühl, dass er genauso gut nach oben wie nach unten fallen konnte, um in der mit Wasser geschwängerten Luft zu ertrinken … Ertrank in seinem Schweiß … Eine junge Frau, die ihm den Schweiß von der Wange leckte, kitzelnd, ihr Körper schwer und heiß und drückend, sodass er sich drehte und wand, doch er konnte ihrer drängenden Zuwendung nicht entrinnen …
    … Schweiß, der sich hinter seinem Ohr sammelte, ihm das Haar verklebte, in den Stoppeln seines vulgären Bartes große, träge Perlen bildete... Kühle auf seiner Haut, seine Kleider ein triefendes Leichentuch … Die Frau war immer noch da, tot jetzt, ein Gewicht auf seiner Brust, das ihn auf den eisigen Boden drückte..
    Nebel und die schleichende Kälte... Weiße Finger, die sich in seine Augen gruben, seine Ohren. Er durfte den Mund nicht öffnen, sonst würden sie in sein Inneres fassen … Alles weiß.
    Er rollte sich zu einer zitternden Kugel zusammen.
    Schließlich fiel William in einen tieferen, wenn auch unruhigen Schlaf, aus
dem er einige Zeit später

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