Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
an den Becher, als könnte er ein Talisman gegen die Bilder in seinem Kopf sein.

    Nein, versicherte er sich selbst. Es war nicht möglich. Sein Vater war mit Richardson bekannt. Wenn der Hauptmann ein Verräter war – was dachte er da nur? Er schluckte seinen Tee und verzog das Gesicht.
    »Nein«, sagte er laut, »nicht möglich. Oder nicht wahrscheinlich«, fügte er fairerweise hinzu. »Occams Gesetz.«
    Dieser Gedanke beruhigte ihn ein wenig. Schon als Kind hatte er die Grundprinzipien der Logik gelernt und sich seitdem stets mit Erfolg an William von Occam orientiert. War es wahrscheinlicher, dass Hauptmann Richardson insgeheim ein Verräter war, der William bewusst in die Gefahr entsandt hatte – oder dass man den Hauptmann falsch informiert oder er einfach einen Fehler gemacht hatte?
    Und außerdem – welchen Sinn hätte das gehabt? William machte sich keine Illusionen, was seine eigene Bedeutung in der Weltordnung betraf. Welchen Nutzen würde es Richardson – oder sonst jemandem – bringen, wenn er einen rangniederen Offizier vernichtete, der ein paar Kundschafterdienste versah?
    Nun denn. Er entspannte sich ein wenig, trank unachtsam von dem grässlichen Tee, verschluckte sich daran und hustete, sodass er den Tee überall versprühte. Er war immer noch dabei, mit dem Handtuch die Überreste aufzuwischen, als Dr. Hunter energisch die Treppe hochgelaufen kam. Denzell Hunter war vielleicht zehn Jahre älter als seine Schwester, etwa Ende zwanzig. Er war schmächtig und so fröhlich wie ein Sperling. Bei Williams Anblick strahlte er, offensichtlich hocherfreut über die Genesung seines Patienten, und William lächelte herzlich zurück.
    »Schwesterchen sagt mir, du brauchst eine Rasur«, sagte der Arzt und stellte das Rasierzeug ab, das er mitgebracht hatte. »Es muss dir also so gut gehen, dass du über eine Rückkehr in die Gesellschaft nachdenkst – denn jeder Mann lässt sich als Erstes den Bart wachsen, wenn er von gesellschaftlichen Zwängen befreit ist. Hattest du heute schon Verdauung?«
    »Nein, aber das habe ich gleich vor«, versicherte ihm William. »Allerdings habe ich nicht vor, mich in die Öffentlichkeit zu begeben, solange ich aussehe wie ein Bandit – nicht einmal bis zum Abort. Ich möchte keinen Anstoß unter Euren Nachbarn erregen.«
    Dr. Hunter lachte. Er zog ein Rasiermesser aus der einen Tasche und seine in Silber gefasste Brille aus der anderen, setzte sich Letztere fest auf die Nase und griff nach dem Rasierpinsel.
    »Oh, Schwesterchen und ich sind bereits in aller Munde«, versicherte er William und beugte sich vor, um ihn einzuschäumen. »Einen Banditen aus unserem Abort kommen zu sehen, würde die Nachbarn nur in ihrer Meinung bekräftigen.«
    »Wirklich?«, sagte William vorsichtig und verzog dabei den Mund, damit er nicht unabsichtlich mit Seife gefüllt wurde. »Warum denn?« Es überraschte ihn, das zu hören; sobald er wieder bei Bewusstsein war, hatte er sich erkundigt, wo er sich befand, und erfahren, dass Oak Grove eine kleine Quäkersiedlung war.
Er hatte gedacht, Quäker wären im Allgemeinen durch ihre religiösen Überzeugungen geeint – aber er kannte ja eigentlich keine Quäker.
    Hunter stieß einen tiefen Seufzer aus, legte den Rasierpinsel hin und griff stattdessen nach dem Rasiermesser.
    »Oh, Politik«, sagte er im beiläufigen Tonfall eines Menschen, der ein ermüdendes, aber triviales Thema beenden möchte. »Sag mir, Freund Ransom, gibt es jemandem, dem ich eine Nachricht zukommen lassen könnte, um ihm von deinem Unglück und deiner Rettung zu berichten?« Er hielt mit der Rasur inne, damit William antworten konnte.
    »Nein, ich danke Euch, Sir – ich werde es ihnen selbst erzählen«, sagte William und lächelte. »Ich bin mir sicher, dass ich morgen im Stande sein werde aufzubrechen – obwohl ich Euch verspreche, dass ich Eure Güte und Gastfreundschaft nicht vergessen werde, wenn ich meine … Freunde erreiche.«
    Denzell Hunter runzelte ein wenig die Stirn, und er presste die Lippen zusammen, als er die Rasur fortsetzte, doch er widersprach William nicht.
    »Ich hoffe, du verzeihst mir meine Neugier«, sagte er kurz darauf, »aber wohin beabsichtigst du denn von hier aus zu gehen?«
    William zögerte, denn er war sich nicht sicher, was er darauf antworten sollte. Angesichts des bedauernswerten Zustands seiner Finanzen hatte er eigentlich noch nicht genau entschieden, wohin er gehen würde. Die beste Idee, die ihm bis jetzt gekommen war, war,

Weitere Kostenlose Bücher