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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wird es dauern, bis ich einen ganzen Tag marschieren kann?«
    Denzell Hunter sah ihn nachdenklich an.
    »Fünf Tage vermutlich – mindestens aber vier«, sagte er. »Du bist robust und kräftig, sonst würde ich eine Woche sagen.«
    William, der sich klein und schwach vorkam, nickte und legte sich hin. Der Arzt blieb noch einen Moment stirnrunzelnd neben ihm stehen, obwohl William nicht das Gefühl hatte, dass sich das Stirnrunzeln auf ihn bezog; es schien vielmehr der Ausdruck einer inneren Sorge zu sein.
    »Wie … weit wird dich deine Reise führen?«, fragte der Arzt, der seine Worte sehr sorgfältig zu wählen schien.
    »Ziemlich weit«, erwiderte William nicht minder vorsichtig. »Ich bin unterwegs … nach Kanada«, sagte er und begriff plötzlich, dass jedes weitere Wort mehr über die Hintergründe seiner Reise verraten konnte, als er wünschte. Natürlich konnte ein Mann in Kanada zu tun haben, ohne notwendigerweise der britischen Armee anzugehören, die Quebec besetzt hielt, doch da der Arzt von Politik gesprochen hatte, war es besser, diplomatisch vorzugehen. Und Mount Josiah würde er gewiss mit keiner Silbe erwähnen. So angespannt das Verhältnis der Hunters zu ihren Nachbarn auch sein mochte, die Neuigkeit von ihrem Besucher konnte sich leicht verbreiten.
    »Kanada«, wiederholte der Arzt wie zu sich selbst. Dann richtete er den Blick wieder auf William. »Ja, das ist ein weiter Weg. Glücklicherweise habe ich heute Morgen eine Ziege geschlachtet; wir werden Fleisch zu essen haben. Das wird dir helfen, wieder zu Kräften zu gelangen. Ich werde dich morgen zur Ader lassen, um das Gleichgewicht deiner Körpersäfte wiederherzustellen, und dann sehen wir weiter. Jetzt jedoch …« Er lächelte und streckte die Hand aus. »Komm mit. Ich sorge dafür, dass du sicher zum Abort kommst.«

39
    EINE FRAGE DES GEWISSENS
    E in Unwetter zog herauf; William konnte es an den Veränderungen in der Luft spüren, es an den dahinrasenden Wolkenschatten sehen, die über die abgenutzten Bodendielen huschten. Die Hitze und die drückende Schwüle des Sommertags hatten sich gelichtet, und die Unruhe der Luft schien auch seine Lebensgeister zu wecken. Trotz seiner Schwäche konnte er nicht im Bett bleiben, und es gelang ihm, aufzustehen und sich an den Waschtisch zu klammern, bis der erste Schwindel vorüber war.
    Sich selbst überlassen, verbrachte er dann einige Zeit damit, von einer Seite des Zimmers zur anderen zu wandern – eine Entfernung von etwa drei Metern,
wobei er sich mit einer Hand an der Wand abstützte, um das Gleichgewicht zu halten. Dies strengte ihn so sehr an, dass er sich hin und wieder benommen auf den Boden setzen und den Kopf zwischen die Knie nehmen musste, bis er keine Sterne mehr sah.
    Bei einer dieser Gelegenheiten – er saß unter dem Fenster – hörte er Stimmen unten im Hof. Miss Rachel Hunters Stimme, überrascht und fragend – die Erwiderung eines Mannes, leise und rau. Eine vertraute Stimme – Ian Murray!
    Er fuhr hoch und ließ sich genauso schnell wieder auf dem Boden nieder, weil ihm erneut schwarz vor Augen und schwindelig wurde. Er ballte die Fäuste und versuchte keuchend, das Blut zur Rückkehr in seinen Kopf zu bringen.
    »Dann ist er also außer Lebensgefahr?« Die Stimmen waren leise, denn sie gingen halb im Murmeln der Kastanien rings um das Haus unter, doch das hörte er. Er kämpfte sich auf die Knie hoch, bekam die Fensterbank zu fassen und schaute blinzelnd in das von Wolken zerrissene Tageslicht.
    Murrays hochgewachsene Gestalt war am Hofeingang zu sehen, hager und in Wildleder gekleidet, den riesigen Hund an seiner Seite. Von Glutton oder den anderen Indianern war nichts zu sehen, doch hinter ihm fraßen zwei Pferde mit hängenden Zügeln Gras. Rachel Hunter wies auf das Haus, als wollte sie Murray einladen, doch er schüttelte den Kopf. Er griff in die Tasche an seiner Hüfte und zog ein kleines Päckchen heraus, das er der jungen Frau reichte.
    »Hoi!«, rief William – zumindest versuchte er, es zu rufen; er bekam kaum Luft – und schwenkte die Arme. Der Wind wurde jetzt stärker und ließ die Kastanienblätter erschauern, doch Murray musste die Bewegung wahrgenommen haben, denn er blickte auf, und als er William am Fenster sah, lächelte er und hob ebenfalls grüßend die Hand.
    Doch er machte keine Anstalten, ins Haus zu kommen. Stattdessen ergriff er die Zügel des einen Pferdes und drückte sie Rachel Hunter in die Hand. Dann winkte er zum Abschied in die

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