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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zusammengewachsen und sehr hübsch.«
    »Hübsch?«, wiederholte William und warf einen skeptischen Blick auf seinen Arm. Er hatte schon ein paarmal gehört, wie Männer eine Narbe als »hübsch« bezeichneten, doch meistens meinten sie damit eine Narbe, die ohne Umschweife und sauber verheilt war und ihren Träger nicht entstellte, weil sie an einem bedeutenden Punkt verlief. Diese Narbe war uneben und weitschweifig und hatte ein langes Ende, das auf sein Handgelenk zuführte. Er war – hatte man ihm hinterher gesagt – dem Verlust des Arms nur knapp entgangen: Dr. Hunter hatte diesen schon gepackt gehabt und seine Amputationssäge dicht oberhalb der Wunde angesetzt, als der Abszess, der sich darunter gebildet hatte, in seiner Hand geplatzt war. Als er das sah, hatte der Arzt die Wunde hastig drainiert, Knoblauch und Beinwell daraufgepackt und gebetet – mit guter Wirkung.
    »Sie sieht aus wie ein großer Stern«, sagte Rachel Hunter beifällig. »Ein bedeutender Stern. Ein großer Komet vielleicht. Oder der Stern von Bethlehem, der die Weisen zu Christus in der Krippe geführt hat.«
    William verdrehte den Arm und überlegte. Er selbst fand eher, dass die Narbe aussah wie eine zerberstende Mörserkugel, doch alles, was er sagte, war ein ermutigendes »Hmm!«. Er hätte sich gern noch weiter mit ihr unterhalten – sie hielt sich nur selten länger bei ihm auf, wenn sie ihm zu essen gab, denn sie hatte so viel anderes zu tun -, und so hob er sein frischgeschorenes Kinn und wies auf die Brosche, die sie trug.
    »Das ist sehr hübsch«, sagte er. »Nicht zu weltlich?«

    »Nein«, sagte sie knapp und legte die Hand auf die Brosche. »Sie besteht aus dem Haar meiner Mutter. Sie ist bei meiner Geburt gestorben.«
    »Ah. Das tut mir leid«, sagte er und fügte nach einem Moment des Zögerns hinzu: »Meine Mutter auch.«
    Jetzt hielt sie inne und musterte ihn, und ganz kurz sah er etwas in ihren Augen aufflackern, das mehr war als die nüchterne Aufmerksamkeit, die sie auch einer kalbenden Kuh oder einem Hund geschenkt hätte, der etwas gefressen hatte, was ihm nicht bekommen war.
    »Mir tut es auch leid«, sagte sie leise, dann wandte sie sich entschlossen ab. »Ich hole meinen Bruder.«
    Ihre Schritte gingen die schmale Treppe hinunter, rasch und leicht. Er ergriff die Enden des Leinentuchs und schüttelte es aus dem Fenster, sodass sich die roten Haare in alle Himmelsrichtungen verstreuten. Er weinte ihnen keine Träne nach. Vielleicht hätte er sich ja einmal zur Tarnung einen Bart wachsen lassen, wenn seine Farbe ein ordentliches, nüchternes Braun gewesen wäre. So jedoch hätte ein Vollbart in dieser grellen Farbe nur alle Blicke auf sich gezogen.
    Was jetzt?, fragte er sich. Gewiss würde er morgen genug bei Kräften sein, um aufzubrechen.
    Seine Kleider waren noch brauchbar, auch wenn sie gelitten hatten; Miss Hunter hatte die Risse in seiner Hose und seinem Rock geflickt. Doch er hatte kein Pferd, kein Geld bis auf die beiden Sixpencestücke, die er in der Tasche gehabt hatte, und er hatte das Buch mit der Liste seiner Ansprechpartner und ihrer jeweiligen Nachrichten verloren. Möglich, dass ihm noch ein paar ihrer Namen einfallen würden, doch ohne die passenden Codewörter und Zeichen …
    Urplötzlich dachte er an Henry Washington und diesen verschwommenen Wortwechsel mit Ian Murray am Feuer, bevor sie angefangen hatten, sich über Todesgesänge zu unterhalten. Washington, Cartwright, Harrington und Carver. Seine Singsangliste fiel ihm wieder ein, zusammen mit Murrays verwunderter Erwiderung auf seine Erwähnung Washingtons und des Ortes Dismal.
    Er konnte sich keinen Grund vorstellen, warum Murray ihn irreführen sollte. Doch wenn er recht hatte, war Hauptmann Richardson völlig falschen Informationen aufgesessen? Das war natürlich möglich. Obwohl er sich erst so kurz in den Kolonien aufhielt, wusste er bereits, wie rasch die Loyalität der Menschen wechseln konnte, wenn sich ihnen neue Chancen eröffneten oder sie von einer Bedrohung erfuhren.
    Aber … sagte die leise, kalte Stimme der Vernunft, und er spürte ihre kühle Berührung an seinem Hals. Wenn Hauptmann Richardson nicht im Irrtum war … hatte er die Absicht, dich in den Tod oder in den Kerker zu schicken.
    Die schiere Ungeheuerlichkeit dieser Vorstellung trocknete ihm den Mund aus, und er griff nach dem Becher mit Kräutertee, den ihm Miss Hunter vorhin gebracht hatte. Der Tee schmeckte scheußlich, doch er merkte es kaum und klammerte sich

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