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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hinunterzuschweben. Plötzlich endete jedes Gefühl der Anstrengung; er bewegte sich nicht länger, sondern fühlte sich irgendwie getragen. Konnte die Katze nicht mehr sehen … Oh. Er lag auf dem Bauch am Boden, Gras und Erde unter seiner Wange.
    Die Katzenstimme driftete wütend, aber resigniert in sein Ohr.
    »Euer Fegefeuer? Meint Ihr, Ihr kommt da hinaus, wenn Ihr rückwärtslauft?«
    Also nein, dachte William, der sich friedvoll fühlte. Das ergab nun wirklich keinen Sinn.

38
    KLARE WORTE
    D ie junge Frau schnippte nachdenklich mit ihrer Schere. »Du bist dir sicher?«, fragte sie. »Es scheint mir eine Schande, Freund William. Solch eine herrliche Farbe!«
    »Ich hätte gedacht, dass sie Euch unschicklich erscheint, Miss Hunter«, sagte William lächelnd. »Ich habe immer gehört, dass Quäker leuchtende Farben für weltlich halten.« Der einzige Farbtupfer an ihrer eigenen Aufmachung war eine kleine rötliche Brosche, die ihr Halstuch zusammenhielt. Alles andere war in Creme- und Nusstönen gehalten – obwohl er fand, dass sie ihr gut standen.
    Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu.
    »Sich unbescheiden herauszuputzen, ist wohl kaum dasselbe, wie die Gaben Gottes dankbar anzunehmen. Rupft sich ein Hüttensänger etwa die Federn aus, oder wirft eine Rose ihre Blütenblätter fort?«
    »Ich bezweifle, dass Rosen unter Juckreiz leiden«, sagte er und kratzte sich am Kinn. Die Vorstellung, dieser Bart könnte eine Gottesgabe sein, war ihm neu, doch sie überzeugte ihn nicht, fortan unter die Bartträger zu gehen. Abgesehen von seiner unglückseligen Farbe wuchs sein Bart zwar heftig, aber lückenhaft. William blickte missbilligend in das kleine Spiegelquadrat in seiner Hand. Er konnte nichts gegen den Sonnenbrand tun, der ihm die Haut von der Nase und den Wangen schälte, oder an den Krusten und Kratzern, die ihm von seinen Abenteuern im Sumpf geblieben waren – doch die grauenvollen Kupferlocken, die fröhlich an seinem Kinn sprossen und ihm wie ein entstellender Moosbewuchs am Kiefer klebten, dies zumindest konnte er sofort beseitigen.
    »Wenn Ihr so freundlich wärt?«
    Ihre Lippen zuckten, und sie kniete sich neben seinen Hocker und legte ihm die Hand unter das Kinn, um seinen Kopf so zu drehen, dass sie das Licht am Fenster am besten nutzen konnte.
    »Nun denn«, sagte sie und legte ihm die kühle Schere an die Wange. »Ich werde Denny bitten, dich zu rasieren. Ich kann dir wohl den Bart schneiden, ohne dich zu verletzten, aber« – sie kniff die Augen zusammen und beugte sich zu ihm hinüber, um vorsichtig um sein Kinn herumzuschneiden – »rasiert habe ich selbst noch nie etwas, das lebendiger war als ein totes Schwein.«
    »Barbier, Barbier«, murmelte er und versuchte, dabei nicht die Lippen zu bewegen, »ein Schwein rasiert. Wie -«
    Ihre Finger drückten ihm das Kinn hoch, um ihm fest den Mund zu schließen, doch sie stieß jenen leisen Prustlaut aus, der bei ihr als Lachen durchging. Schnipp, schnipp, schnipp. Die Klingen kitzelten ihn angenehm im Gesicht, und
die drahtigen Härchen strichen über seine Hände und sanken dann auf das abgenutzte Leinentuch, das sie ihm auf den Schoß gelegt hatte.
    Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, ihr Gesicht aus solcher Nähe zu betrachten, und jetzt nutzte er seine kurze Chance. Ihre Augen waren beinahe braun und nicht ganz grün. Er hätte sie plötzlich gern auf die Nasenspitze geküsst. Stattdessen schloss er die Augen und atmete. Sie hatte eine Ziege gemolken, das konnte er riechen.
    »Ich kann mich selbst rasieren«, sagte er, als sie die Schere sinken ließ.
    Sie zog die Augenbrauen hoch und blickte auf seinen Arm hinunter. »Es würde mich überraschen, wenn du allein essen könntest, ganz zu schweigen davon, dich zu rasieren.«
    Wenn er ehrlich war, konnte er den rechten Arm kaum anheben, und während der letzten beiden Tage hatte sie ihn gefüttert. Daher hielt er es für klüger, ihr nicht zu sagen, dass er eigentlich Linkshänder war.
    »Der Arm verheilt gut«, sagte er stattdessen und drehte den Arm so, dass das Licht darauffiel. Erst heute Morgen hatte ihm Dr. Hunter den Verband abgenommen und sich zufrieden mit den Ergebnissen gezeigt. Die Wunde war immer noch rot und aufgequollen, die Haut ringsum unangenehm weiß und feucht. Doch sie war zweifellos im Begriff zu heilen; der Arm war nicht mehr geschwollen, und die ominösen roten Streifen waren verschwunden.
    »Nun«, sagte sie nachdenklich, »ich finde, es ist eine ordentliche Narbe. Gut

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