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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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anzudeuten, dass das Verhältnis zwischen Eurer Familie und den Menschen, die in der Nähe leben, ein wenig getrübt ist?«

    »Oh.« Ihr Mundwinkel verzog sich; er konnte nicht sagen, ob dies von Bestürzung kündete oder von Belustigung – vermutete aber sehr, dass es Letzteres war.
    »Ich verstehe«, sagte sie und trommelte nachdenklich mit den Fingern auf den Tisch. »Ja, das stimmt, obwohl es nicht das ist, was ich – nun, es hat nichts damit zu tun. Ich sehe schon, dass ich dir alles erzählen muss. Was weißt du über die Gesellschaft der Freunde?«
    Er kannte nur eine einzige Quäkerfamilie, die Unwins. Mr. Unwin war ein reicher Kaufmann, der mit seinem Vater bekannt war, und er hatte seine beiden Töchter einmal bei einem Hauskonzert kennengelernt, doch sie hatten sich nicht über Philosophie oder Religion unterhalten.
    »Sie – äh, Ihr – meidet den Konflikt, glaube ich?«, antwortete er vorsichtig.
    »Gewalt«, korrigierte sie. »Konflikt ist unser Lebenselixier, solange er verbal ist. Und angesichts der Form unserer Gottesdienste … Also Denny sagt, du bist kein Papist, doch ich gehe davon aus, dass du noch nie eine Zusammenkunft der Quäker besucht hast?«
    »Die Gelegenheit hat sich noch nicht ergeben, nein.«
    »Das dachte ich mir. Nun denn.« Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Wir haben Prediger, die bei der Zusammenkunft sprechen – doch es darf jeder dort sprechen, über jedes Thema, wenn der Geist ihn oder sie anrührt.«
    »Sie? Auch die Frauen sprechen in der Öffentlichkeit?«
    Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick.
    »Ich habe doch genauso eine Zunge wie du.«
    »Das ist mir bereits aufgefallen«, sagte er und lächelte sie an. »Bitte fahrt fort.«
    Sie beugte sich dazu ein wenig vor, wurde aber durch das Krachen eines Fensterladens unterbrochen, der vor die Hauswand prallte, und dann prasselte der Regen gegen das Fenster.
    »Ich muss die Hühner hereinholen! Schließ die Fensterläden«, trug sie ihm auf und huschte ins Freie.
    Verblüfft, aber belustigt, leistete er ihr mit langsamen Bewegungen Folge. Als er die Treppe hinaufstieg, um die Läden im oberen Stock zu schließen, wurde ihm wieder schwindelig, und er blieb auf der Schwelle des Schlafzimmers stehen und hielt sich am Türpfosten fest, bis er das Gleichgewicht wiederfand. Oben befanden sich zwei Zimmer: das Schlafzimmer an der Vorderseite des Hauses, wo sie ihn untergebracht hatten, und ein kleineres Zimmer an der Rückseite. Dieses teilten sich die Hunters nun; es gab ein Rollbett, einen Waschtisch mit einem silbernen Kerzenständer und nicht viel mehr außer einer Reihe von Haken, an denen das Sonntagshemd und die Hose des Arztes hingen, ein wollenes Schultertuch und ein Kleid, das Rachel Hunter wohl zu den Zusammenkünften trug, ein nüchtern aussehendes Gewand, das mit Indigo gefärbt war.
    Jetzt, da die Fensterläden den Lärm von Wind und Regen dämpften, erschien ihm das halbdunkle Zimmer still, ein sicherer Hafen im Sturm. Sein Herz schlug nach der Anstrengung des Treppensteigens wieder langsamer, und er
blieb einen Moment stehen und genoss das etwas verbotene Gefühl, ein Eindringling zu sein. Von unten kam kein Geräusch; Rachel verfolgte wohl noch die Hühner.
    Das Zimmer hatte etwas Merkwürdiges an sich, und er begriff schnell, was es war. Die Schäbigkeit und Schlichtheit der persönlichen Besitztümer der Hunters zeugten von Armut – und doch stand dies im Widerspruch zu den kleinen Anzeichen von Wohlstand: Der Kerzenhalter war aus Silber, nicht aus Blech oder Zinn, und Waschkrug und Schüssel bestanden nicht aus Keramik, sondern aus gutem Porzellan, das mit blauen Chrysanthemen verziert war.
    Er hob den Rock des blauen Kleides an der Wand und betrachtete es neugierig. Bescheidenheit war eine Sache; Fadenscheinigkeit war eine andere. Der Saum war beinahe weiß gewaschen, die Indigofarbe ausgeblichen, sodass die Rockfalten ein fächerförmiges Muster aus Hell und Dunkel aufwiesen. Die Damen Unwin hatten sich zwar unauffällig gekleidet, doch ihre Kleider waren von feinster Qualität gewesen.
    Einem plötzlichen Impuls folgend hielt er sich den Stoff an das Gesicht und atmete ein. Er roch immer noch schwach nach Indigo, nach Gras und Pflanzen – und deutlich nach dem Körper einer Frau. Moschusgeruch durchfuhr ihn wie der Genuss eines guten Weins.
    Beim Geräusch der Tür, die sich unten schloss, ließ er das Kleid fallen, als stünde es plötzlich in Flammen, und er stürzte hämmernden Herzens auf

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