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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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dass ich sie dir nicht wegnehmen will?«
    Eine Minute lang starrte ihn Sun Elk mit pechschwarzen Augen an.
    »Bis dein Gesicht dasselbe sagt«, flüsterte er und ballte die Fäuste.
    Neugieriges Gemurmel erhob sich aus der Gruppe der Männer, doch sie wichen unmerklich zurück. Sie würden sich nicht in einen Streit um eine Frau einmischen. Das war ein Segen, dachte Ian vage, ohne den Blick von Sun Elks Händen abzuwenden. Der Mann war Rechtshänder, das wusste er. Er hatte ein Messer im Gürtel stecken, doch seine Hand befand sich nicht in der Nähe der Waffe.
    Ian breitete friedfertig die Hände aus.
    »Ich möchte nur mit ihr sprechen.«
    »Warum?«, bellte Sun Elk. Er war Ian so nah, dass dieser seinen Speichel im Gesicht spürte, doch er wischte ihn nicht fort. Er wich jedoch auch nicht zurück, und er ließ die Hände sinken.
    »Das ist eine Sache zwischen mir und ihr«, sagte er leise. »Ich gehe davon aus,
dass sie es dir später erzählen wird.« Dieser Gedanke versetzte ihm einen Stich. Sun Elk schien dieser Satz jedoch nicht zu überzeugen, denn er versetzte Ian ohne Vorwarnung einen Hieb auf die Nase.
    Es knirschte bis in seinen Oberkiefer, und Sun Elks andere Faust traf seine Wange. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar sehen zu können, sah mit tränenden Augen eine verschwommene Bewegung und versetzte Sun Elk – eher mit Glück als mit Absicht – einen ordentlichen Tritt in den Schritt.
    Schwer atmend stand er da, und sein Blut tropfte auf die Straße. Sechs Augenpaare wanderten von ihm zu Sun Elk, der zusammengekrümmt im Staub lag und leise, verzweifelte Laute ausstieß. Rollo stand auf, spazierte zu dem Gestürzten hinüber und beschnüffelte ihn neugierig. Sämtliche Augen richteten sich wieder auf Ian.
    Er vollführte eine kleine Handbewegung, die Rollo an seine Seite holte, und begann, auf Brants Haus zuzuschreiten. Sechs Augenpaare waren auf seinen Rücken geheftet.
     
    ALS SICH DIE TÜR ÖFFNETE, GAFFTE IHM DIE JUNGE WEISSE, DIE DORT STAND, mit offenem Mund entgegen, die Augen so rund wie Pennystücke. Er war gerade dabei gewesen, sich die blutige Nase mit dem Hemdschoß abzuwischen. Er rieb sich sauber und neigte höflich den Kopf.
    »Würdet Ihr so gut sein und Wakyo’teyehsnonsha fragen, ob sie bitte mit Ian Murray sprechen könnte?«
    Die junge Frau blinzelte zweimal. Dann nickte sie und ließ die Tür zuschwingen – und hielt auf halbem Weg inne, um ihn noch einmal zu betrachten und sich zu vergewissern, dass sie ihn tatsächlich gesehen hatte.
    Mit einem merkwürdigen Gefühl trat er in den Garten hinunter. Es war ein echter englischer Ziergarten mit Rosenbüschen und Lavendel und gepflasterten Wegen. Der Duft des Gartens erinnerte ihn an Tante Claire, und er fragte sich flüchtig, ob Thayendanegea wohl einen englischen Gärtner aus London mitgebracht hatte.
    Ein Stück weiter arbeiteten zwei Frauen im Garten; eine von ihnen war weiß, der Farbe der Haare unter ihrer Haube nach. Und der Haltung ihrer Schultern nach war sie in den mittleren Jahren – Brants Frau vielleicht?, fragte er sich. War die junge Frau, die an die Tür gekommen war, ihre Tochter? Die andere war Indianerin, und das Haar hing ihr in einem Zopf über den Rücken, doch es hatte weiße Strähnen. Keine der beiden wandte den Kopf, um ihn anzusehen.
    Als er hinter sich den Türriegel klicken hörte, wartete er einen Moment, bevor er sich umdrehte, und machte sich darauf gefasst zu erfahren, dass sie nicht hier war – oder schlimmer, dass sie sich weigerte, ihn zu sehen.
    Doch sie war dort. Emily. Klein und aufrecht, die Brüste rund im Ausschnitt ihres blauen Kalikokleides, das lange Haar im Nacken zusammengebunden, aber nicht bedeckt. Und ihr Gesicht voller Angst – und voller Eifer. Ihre Augen leuchteten freudig auf, als sie ihn sah, und sie trat einen Schritt auf ihn zu.

    Er hätte sie an sich gepresst, wenn sie auf ihn zugekommen wäre, ihn irgendwie dazu eingeladen hätte. Und dann?, fragte er sich dumpf. Doch es spielte keine Rolle mehr. Nach dieser ersten impulsiven Bewegung in seine Richtung blieb sie stehen. Ihre Hände flatterten auf, als wollten sie die Luft zwischen ihnen formen, aber dann falteten sie sich vor ihrem Körper zusammen, verborgen in ihren Rockfalten.
    »Wolfsbruder«, sagte sie leise auf Mohawk. »Es wärmt mir das Herz, dich zu sehen.«
    »Mir auch«, sagte er in derselben Sprache.
    »Bist du hier, um mit Thayendanegea zu sprechen?«, fragte sie und wies mit dem Kopf zurück zum

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