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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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auf einem Wiegebord festgebunden war, etwa so, wie er Digger die Eidechse gereicht hatte.
    »Das ist meine zweite Tochter«, sagte sie voll scheuem Stolz. »Würdest du einen Namen für sie wählen?«
    Er war gerührt und strich Emily sacht über die Hand, bevor er sich das Wiegebord auf das Knie legte und suchend in das winzige Gesicht schaute. Sie hätte ihm keine größere Ehre erweisen können als dieses bleibende Zeichen der Gefühle, die sie einmal für ihn empfunden hatte – vielleicht immer noch empfand.
    Doch als er das kleine Mädchen betrachtete – sie sah ihn mit runden, ernsten Augen an, während sie diese neue Erscheinung in ihrer ganz persönlichen Landschaft zu begreifen versuchte -, fasste eine Überzeugung in ihm Fuß. Er stellte sie nicht in Frage; sie war einfach da und duldete keine Widerrede.
    »Danke«, sagte er und lächelte Emily voll Zuneigung an. Er legte seine Hand – groß und rau vor lauter Schwielen und den Spuren des Lebens – auf den winzigen, vollkommenen, daunenhaarigen Kopf. »Ich segne all deine Kinder mit dem Segen der heiligen Bride und des heiligen Michael.« Dann hob er die Hand, streckte sie aus und zog Digger an sich. »Doch das hier ist das Kind, dem ich einen Namen gebe.«
    Ihr Gesicht verlor vor Erstaunen jeden Ausdruck, und sie blickte rasch von ihm zu ihrem Sohn und wieder zurück. Sie schluckte sichtlich und unsicher – doch es spielte keine Rolle; er war sich sicher.

    »Dein Name ist Swiftest of Lizards «, sagte er. Das Kind mit dem Namen »Schnellste der Eidechsen« dachte eine Minute nach, nickte dann zufrieden und schoss mit einem Lacher puren Entzückens davon.

41
    ZUFLUCHT VOR DEM STURM
    N icht zum ersten Mal stellte William verblüfft fest, wie groß der Bekanntenkreis seines Vaters war. In einer beiläufigen Unterhaltung zu Pferd hatte er Denzell Hunter gegenüber erwähnt, dass sein Vater einmal einen Dr. John Hunter gekannt hatte – dass es sogar genau diese Bekanntschaft war, die etwas mit einem Zitteraal, einem spontanen Duell und dem Vorwurf des Leichendiebstahls zu tun gehabt hatte, die unter anderem dazu geführt hatte, dass Lord John in Kanada und auf dem Abrahamsfeld gelandet war. Ob dieser John Hunter womöglich der wohltätige Verwandte war, den Miss Rachel erwähnt hatte?
    Denny Hunters Gesicht hatte umgehend zu leuchten begonnen.
    »Wie bemerkenswert. Ja, er muss es sein. Vor allem, da du ihn mit einem Leichendiebstahl in Verbindung bringst.« Er hüstelte und erweckte einen etwas verlegenen Eindruck.
    »Es war eine höchst … aufschlussreiche Bekanntschaft«, sagte Hunter. »Wenn auch gelegentlich etwas verstörend.« Er spähte zu seiner Schwester zurück, doch Rachel befand sich weit hinter ihnen, weil ihr Maultier trödelte und sie selbst im Sattel halb eingeschlafen war, sodass ihr Kopf nickte wie eine Sonnenblume.
    »Du musst wissen, Freund William«, sagte Hunter und senkte seine Stimme, »dass man, wenn man die Kunst der Chirurgie beherrschen will, lernen muss, wie der menschliche Körper zusammengesetzt ist und wie er funktioniert. Man kann nur begrenzt aus Büchern lernen – und die Texte, auf die sich die meisten Mediziner stützen, sind … nun, um ganz offen zu sein, sie sind fehlerhaft.«
    »Ach ja?« William folgte der Unterhaltung nur mit halbem Ohr. Die andere Hälfte seines Verstandes konzentrierte sich zu gleichen Teilen auf den Verlauf der Straße, die Hoffnung, dass sie rechtzeitig zum Abendessen einen bewohnten Ort erreichen könnten, und – bei den seltenen Gelegenheiten, wenn sie einmal vor ihm herritt – auf seine Bewunderung für Rachel Hunters schlanken Hals. Er hätte sich gern umgedreht und sie noch einmal angesehen, doch es hätte den Anstand verletzt, wenn er dies zu schnell in Folge getan hätte. Noch ein paar Minuten...
    »… Galenus und Äskulap. Man geht – schon lange – allgemein davon aus, dass die alten Griechen alles über den menschlichen Körper niedergeschrieben
haben; es gäbe keinen Grund, diesen Texten mit Argwohn zu begegnen oder Geheimnisse zu schaffen, wo keine seien.«
    William grunzte. »Ihr solltet einmal hören, wenn mein Onkel von den alten Militärschriften spricht. Er hat nichts gegen Caesar, von dem er sagt, er sei ein ganz brauchbarer General gewesen, aber er bezweifelt, dass Herodot je ein Schlachtfeld aus der Nähe gesehen hat.«
    Hunter musterte ihn überrascht und neugierig. »Das ist genau das, was John Hunter – mit anderen Worten – über Avicenna gesagt hat. ›Der

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