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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Haus.
    »Später vielleicht.« Keiner von ihnen erwähnte seine Nase, obwohl diese so heftig pochte, dass sie wahrscheinlich doppelt so groß war wie sonst, und sein Hemd an der Vorderseite voller Blut war. Er sah sich um; es gab einen Pfad, der vom Haus fortführte, und er wies kopfnickend dort hinüber. »Gehst du ein Stück mit mir?«
    Sie zögerte einen Moment. Die Flamme in ihren Augen war zwar nicht erloschen, doch sie brannte jetzt schwächer; es waren auch noch andere Gefühle dort – Vorsicht, ein Hauch von Bestürzung und etwas, das er für Stolz hielt. Es überraschte ihn, dass er dies alles so deutlich sah. Es war, als bestünde sie aus Glas.
    »Ich – die Kinder«, entfuhr es ihr, und sie wandte sich halb dem Haus zu.
    »Es macht nichts«, sagte er. »Ich wollte nur -« Er hielt inne, weil ihm Blut aus dem Nasenloch lief, und er fuhr sich mit dem Handrücken über die Oberlippe. Er trat die zwei Schritte vor, die noch fehlten, um den Abstand zwischen ihnen auf Armeslänge zu verkürzen, doch er hütete sich sorgsam davor, sie zu berühren.
    »Ich wollte dir sagen, dass es mir leidtut«, sagte er formell auf Mohawk. »Dass ich dir keine Kinder schenken konnte. Und dass ich mich freue, dass du sie jetzt hast.«
    Eine hübsche, warme Röte stieg ihr in die Wangen, und er sah, wie ihr Stolz die Bestürzung überwand.
    »Darf ich sie sehen?«, fragte er und überraschte sich selbst damit genauso sehr wie sie.
    Sie wankte einen Moment, machte dann aber kehrt und ging ins Haus. Er setzte sich auf eine Steinmauer und wartete, und sie kam kurz darauf mit einem kleinen Jungen zurück, der etwa fünf Jahre alt war, und einem zirka dreijährigen Mädchen mit kurzen Zöpfen, das ihn ernst ansah und an seiner Faust nuckelte.
    Ihm war Blut durch die Kehle gelaufen; sie fühlte sich wund an und schmeckte nach Eisen.
    Hin und wieder war er unterwegs sorgsam die Erklärung durchgegangen, die ihm Tante Claire gegeben hatte. Nicht weil er vorhatte, Emily davon zu erzählen; es würde keine Bedeutung für sie haben – er verstand es ja selber kaum.
Vielleicht einfach nur, um sich für diesen Moment zu wappnen, in dem er sie mit den Kindern zusammen sah, die er ihr nicht geben konnte.
    »Nenne es Schicksal«, hatte Claire gesagt und ihn mit ihrem Falkenauge angesehen, das aus großer Höhe sehen kann, so hoch vielleicht, dass das, was aussieht wie Gnadenlosigkeit, in Wirklichkeit Mitgefühl ist. »Oder nenne es Pech. Aber es war nicht deine Schuld. Und auch nicht die ihre.«
    »Komm her«, sagte er auf Mohawk und hielt dem kleinen Jungen die Hand entgegen. Der Junge sah seine Mutter an, kam dann aber zu ihm und blickte neugierig zu ihm auf.
    »Ich sehe dich in seinem Gesicht«, sagte er leise auf Englisch zu ihr. »Und in seinen Händen«, fügte er auf Mohawk hinzu und ergriff die Hände des Kindes – so erstaunlich klein. Es war wahr: Der Junge hatte ihre Hände, zartknochig und gelenkig; sie rollten sich wie schlafende Mäuse auf seinen Handflächen ein, dann sprangen die Finger auseinander wie Spinnenbeine, und das Kind kicherte. Er lachte ebenfalls, schloss seine Hände blitzschnell um die des Jungen wie ein Bär, der ein Forellenpaar verschlingt. Das Kind kreischte auf, und er ließ los.
    »Bist du glücklich?«, fragte er sie.
    »Ja«, sagte sie leise. Sie senkte den Blick und wich ihm aus, und er wusste, dass sie ihm zwar aufrichtig antworten, aber nicht sehen wollte, ob ihn ihre Antwort schmerzte. Er legte ihr eine Hand unter das Kinn – ihre Haut war so weich! – und hob ihr Gesicht zu sich empor.
    »Bist du glücklich?«, fragte er erneut und lächelte ein wenig dabei.
    »Ja«, sagte sie erneut. Doch dann stieß sie einen kleinen Seufzer aus, und auch ihre Hand berührte endlich sein Gesicht, so leicht wie der Flügel einer Motte. »Aber manchmal fehlst du mir, Ian.« Ihre Aussprache war klar und deutlich, doch sein Name klang unsagbar exotisch auf ihrer Zunge – daran hatte sich nichts geändert.
    Er hatte einen Kloß im Hals, auch wenn er immer noch schwach lächelte.
    »Du hast mich gar nicht gefragt, ob ich glücklich bin«, sagte er und hätte sich selbst treten können.
    Sie warf ihm einen raschen Blick zu, so direkt wie eine Messerspitze.
    »Ich habe doch Augen«, sagte sie schlicht.
    Schweigen senkte sich zwischen sie. Er wandte den Kopf ab, konnte sie aber in seiner Nähe atmen spüren. Voll und sanft. Er spürte, wie sie noch weiter nachgab, sich öffnete. Es war klug von ihr gewesen, nicht mit ihm

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