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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ebenfalls durchnässt, und da sie drei Lagen übereinandertrug, hatte sie größte Ähnlichkeit mit einem unförmigen Ballen nasser Wäsche, die man dampfend aus dem Kessel gegabelt hatte.
    Doch bevor er ihr antworten konnte, richtete sich ihr Bruder im Sattel auf, sodass das Wasser in alle Richtungen spritzte, und zeigte theatralisch vor ihnen auf die Straße.
    »Da!«
    William wandte abrupt den Kopf, weil er davon ausging, dass ihr Ziel in Sicht gekommen war. Dem war zwar nicht so, doch die Straße war nicht länger leer. Ein Mann kam im Eilschritt auf sie zugelaufen. Ein aufgeschlitzter Jutesack schützte seinen Kopf und seine Schultern vor dem Regen. Angesichts ihrer trostlosen Lage war alles Menschliche ein Anblick, der das Herz erfreute, und William ritt ein Stück vor, um den Mann zu begrüßen.
    »Seid gegrüßt, junger Sir«, sagte der Mann, der unter seiner Jutezuflucht zu William aufblickte. »Wohin wollt Ihr denn an diesem trüben Tag?«, fragte er in anbiederndem Ton und zog die Lippe hoch, sodass man sah, dass einer seiner tabakfleckigen Eckzähne abgebrochen war.
    »Johnson’s Ford. Sind wir da richtig?«
    Der Mann fuhr zurück, als sei er erschreckt worden.
    »Johnson’s Ford, sagt Ihr?«
    »Ja«, sagte William zunehmend gereizt. Er hatte ja Verständnis dafür, dass es in diesen ländlichen Gegenden einsam war und die Bewohner daher jeden Reisenden so lange wie möglich aufhielten, doch heute war der falsche Tag dafür. »Wo ist es?«
    Bestürzt schüttelte der Mann den Kopf.
    »Fürchte, Ihr habt Euren Abzweig verpasst, Sir. Ihr hättet an der Kreuzung links gemusst.«
    Rachel stieß bei diesen Worten einen leisen Jammerlaut aus. Das Licht wurde bereits schwächer, und zu Füßen der Pferde sammelte sich der Schatten. Der Rückweg zur Kreuzung würde mehrere Stunden dauern; sie hatten keine Chance, sie vor Anbruch der Dunkelheit zu erreichen, von Johnson’s Ford ganz zu schweigen.

    Auch der Mann begriff dies offensichtlich. Er lächelte William glücklich an, sodass sich diesem die freie Aussicht auf sein braunes Zahnfleisch bot.
    »Wenn die Herren so freundlich wären, mir zu helfen, meine Kuh zu fangen und sie nach Hause zu treiben, bekommt Ihr von meiner Frau etwas zu essen und ein Bett.«
    Da es keine vernünftige Alternative gab, nahm William diesen Vorschlag so höflich wie möglich an. Nachdem er Rachel mit den Pferden im Schutz eines Baums zurückgelassen hatte, halfen er und Denny Hunter dem Mann, seine Kuh einzufangen.
    Besagte Kuh, ein klappriges, zerzaustes Tier mit wildem Blick, entpuppte sich als ebenso schwer fassbar wie hartnäckig, und es bedurfte der vereinten Fähigkeiten aller drei Männer, sie zu fangen und zur Straße zu zerren. Nass bis auf die Haut und von Kopf bis Fuß mit Schlamm verklebt, folgten die armseligen Reisenden Mr. Antioch Johnson – so hatte sich ihr Gastgeber vorgestellt – durch die zunehmende Dunkelheit zu einem kleinen, heruntergekommenen Farmhaus.
    Es regnete immer noch in Strömen, und jedes Dach war ihnen willkommen, und wenn es noch so löchrig war.
    Mrs. Johnson entpuppte sich als ungepflegtes Weibsbild undefinierbaren Alters, das noch weniger Zähne hatte als ihr Mann und finster gelaunt war. Sie funkelte ihre triefend nassen Gäste missmutig an und drehte ihnen unhöflich den Rücken zu, reichte ihnen dann aber Holzschalen mit einem widerlichen, halb geronnenen Eintopf – und es gab frische Milch von der Kuh. William beobachtete, dass Rachel einen einzigen Bissen Eintopf zu sich nahm, blass wurde, sich etwas aus dem Mund holte, ihren Löffel hinlegte und sich auf ihre Milch beschränkte.
    Er selbst war viel zu hungrig, um den Eintopf nur zu schmecken, geschweige denn Notiz von seinem Inhalt zu nehmen – und glücklicherweise war es zu dunkel, um den Inhalt seiner Schale näher zu untersuchen.
    Denny war um Höflichkeit bemüht, und obwohl er vor Erschöpfung wankte, beantwortete er Mr. Johnsons endlose Fragen über ihren Aufbruchsort, ihren Weg, ihr Ziel, ihre Verbindungen, Neuigkeiten von unterwegs und ihre Ansichten über den Krieg. Rachel versuchte hin und wieder zu lächeln, doch ihr Blick wanderte immer wieder beklommen über ihre Umgebung hinweg, um dann erneut zu ihrer Gastgeberin zurückzukehren, die mit halb geschlossenen Augen in der Ecke saß und über einer qualmenden Tonpfeife brütete, die ihr auf der schlaffen Unterlippe hing.
    Als sein Bauch voll und seine Strümpfe getrocknet waren, spürte William allmählich, wie ihn die

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