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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Anstrengung des Tages einholte. Im Kamin brannte ein ordentliches Feuer, und die Flammen lullten ihn so ein, dass er in eine Art Trance fiel und Dennys und Mr. Johnsons Stimmen zu einem angenehmen Murmeln verblassten. Er wäre wohl auf der Stelle eingeschlafen, wenn ihn Rachels raschelnde Kleider nicht aufgestört hätten. Sie musste zum Abort, und
ihm fiel ein, dass er noch einmal nach den Pferden und den Maultieren sehen sollte. Er hatte sie trocken gerieben, so gut es ging, und Mr. Johnson etwas Heu abgekauft, doch es gab keine richtige Scheune, um sie unterzustellen, sondern nur ein simples Dach aus Zweigen, das auf dünnen Pfosten stand. Er wollte nicht, dass sie die ganze Nacht im Schlamm standen, wenn das Wasser in den Unterstand lief.
    Es regnete nach wie vor, doch die Luft im Freien war sauber und frisch und vom nächtlichen Duft der Bäume und Gräser und des dahinrauschenden Wassers erfüllt. Nach dem Mief im Inneren des Hauses wurde William von diesen Gerüchen beinahe schwindelig. Er lief geduckt durch den Regen zum Unterstand hinüber. Dabei gab er sich Mühe, die kleine Fackel, die er mitgebracht hatte, nicht verlöschen zu lassen. Er genoss jeden Atemzug.
    Die Fackel knisterte zwar, brannte aber weiter, und es freute ihn zu sehen, dass der Unterstand nicht unter Wasser stand; die Pferde und Maultiere – und die wild glotzende Kuh – standen zwar auf feuchtem Stroh, aber sie standen nicht bis zum Bauch im Schlamm. Die Tür des Aborts knarrte, und er sah Rachels schlanke, dunkle Gestalt herauskommen. Sie entdeckte seine Fackel und kam zu ihm, nachdem sie sich das Wolltuch zum Schutz gegen den Regen fest um die Schultern gezogen hatte.
    »Geht es den Tieren gut?« Regentropfen glitzerten in ihrem feuchten Haar, und er lächelte sie an.
    »Ich vermute, ihr Abendessen war besser als unseres.«
    Sie erschauerte, als sie daran dachte.
    »Ich hätte auch lieber Heu gegessen. Hast du gesehen, was in -«
    »Nein«, unterbrach er sie. »Und es wäre mir auch lieber, wenn Ihr es mir nicht erzählt.«
    Sie prustete, redete aber nicht weiter. Ihm war nicht danach, sofort in das stinkende Haus zurückzukehren, und Rachel schien es ähnlich zu gehen, denn sie ging zu ihrem Maultier und kratzte ihm die Hängeohren.
    »Es gefällt mir nicht, wie diese Frau uns ansieht«, sagte Rachel kurz darauf, ohne ihn anzusehen. »Sie starrt mir immer wieder auf die Schuhe. Als ob sie sich fragte, ob sie ihr wohl passen würden.«
    Auch William blickte auf Rachels Füße; ihre Schuhe waren zwar alles andere als modisch, aber sie waren stabil und von guter Qualität, auch wenn sie abgetragen und schlammverkrustet waren.
    Rachel blickte beklommen zum Haus hinüber. »Ich bin froh, wenn wir morgen früh aufbrechen, selbst wenn es noch regnen sollte.«
    »Wir gehen auf jeden Fall«, versicherte er ihr. »Ohne Frühstück, wenn Euch das lieber ist.« Er lehnte sich an einen der Stützpfosten des Unterstands, und der Regendunst kühlte ihm den Hals. Er fühlte sich jetzt nicht mehr so benommen, obwohl er immer noch müde war, und er begriff, dass er ihre Beklommenheit teilte.
    Mr. Johnson erschien ihm freundlich, wenn auch ordinär, doch er hatte
etwas Übereifriges an sich. Wenn er sich unterhielt, beugte er sich gebannt vor; seine Augen brannten, und die Hände auf seinen Knien kamen nie zur Ruhe.
    Vielleicht war es ja nur die ganz natürliche Einsamkeit eines Mannes, der nicht viel Gesellschaft hatte – denn die Gegenwart der mürrischen Mrs. Johnson konnte ihm wohl kaum ein großer Trost sein -, doch sein Vater hatte William gelehrt, auf seine Instinkte zu vertrauen, daher versuchte er nicht, sich etwas anderes einzureden. Ohne ein Wort des Kommentars oder der Entschuldigung kramte er in der Satteltasche, die an dem Pfosten hing, und fand den kleinen Dolch, den er zu Pferd in seinem Stiefel trug.
    Rachels Blick verfolgte ihn, als er sich die Waffe in den Hosenbund steckte und sein Hemd herauszog, um sie zu verbergen. Sie verzog zwar das Gesicht, äußerte aber keinen Einwand.
    Die Fackel begann jetzt zu flackern, denn sie war fast heruntergebrannt. Er hielt Rachel den Arm entgegen, und sie ergriff ihn ohne Protest und drängte sich dicht an ihn. Er hätte gern den Arm um sie gelegt, begnügte sich aber damit, seinen Ellbogen an sich zu ziehen und sich aus der Ferne an ihrer Wärme zu trösten.
    Der Umriss des Farmhauses war dunkler als die Nacht, denn an seiner Rückseite hatte es weder Tür noch Fenster. Sie umrundeten es

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