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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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empfand. Doch dann wandte er sich mit einem leisen Gefühl der Erleichterung ab und ging zurück, um einen Blick auf die Gefangene zu werfen.
    »Sie hat versucht, Denny die Kehle durchzuschneiden, aber sie ist mir auf die Hand getreten und hat mich geweckt. Ich habe das Messer gesehen und geschrien, und er hat sie gepackt und …« Sie fuhr sich mit der Hand durch das Haar, und er sah, dass sie ihre Haube verloren hatte und ihr Haar lose und verworren war.
    »Ich habe mich auf sie gesetzt«, sagte sie, »und Denny hat sie in das Laken gewickelt. Ich glaube nicht, dass sie sprechen kann«, fügte Rachel hinzu, als er sich bückte, um sich die Frau anzusehen. »Ihre Zunge ist gespalten.«
    Als Mrs. Johnson dies hörte, streckte sie ihm böse die Zunge heraus und ließ die beiden Hälften unanhängig voneinander wackeln. Da er die Erinnerung an seine Traumschlangen noch frisch im Kopf hatte, zuckte er angewidert zusammen, doch dann sah er den Ausdruck der Genugtuung, der über ihr Gesicht huschte.
    »Wenn sie das mit ihrer widerlichen Zunge tun kann, kann sie auch sprechen«, sagte er. Er streckte die Hand aus und packte die Frau an ihrem schmalen Hals. »Sagt mir einen Grund, warum ich Euch nicht auch umbringen sollte.«
    »Nicht meine Sssssuld!«, sagte sie prompt und zischte dabei so heftig, dass er sie vor Schreck beinahe losgelassen hätte. »Er sssswingt mich ssssu helfen.«
    William sah sich nach dem Toten an der Feuerstelle um.
    »Jetzt nicht mehr.« Sein Griff wurde fester, und er spürte ihren Pulsschlag unter seinem Daumen. »Wie viele Reisende habt Ihr beide schon umgebracht?«
    Sie antwortete nicht, sondern fuhr sich lasziv mit der Zunge über die Oberlippe, erst die eine Hälfte, dann die andere. Er ließ ihre Kehle los und ohrfeigte sie fest. Rachel schnappte nach Luft.
    »Du darfst nicht -«
    »O doch, ich darf, und ich muss.« Er rieb sich mit der Hand über seine Hose, um den Schweiß der Frau abzuwischen, das Gefühl ihrer schlaffen Haut, ihrer knochigen Kehle. Seine andere Hand begann jetzt schmerzhaft zu pochen. Plötzlich hätte er am liebsten nach der Axt gegriffen und sie damit zerschmettert – ihr den Schädel eingeschlagen, sie in Stücke gehackt. Der Drang war so heftig, dass er am ganzen Körper zitterte; sie sah es in seinem Blick und starrte ihn mit glitzernden, schwarzen Augen an.
    »Ihr wollt nicht, dass ich sie töte?«, fragte er Rachel.
    »Du darfst es nicht tun«, flüsterte sie. Ganz langsam griff sie nach seiner verbrannten Hand, und als er sie nicht fortzog, nahm sie sie in die ihre. In seinen Ohren dröhnte es, und ihm wurde schwindelig.
    »Du bist verletzt«, sagte sie leise. »Komm mit hinaus. Ich wasche sie dir.«
    Sie führte ihn halb blind und stolpernd ins Freie und wies ihn an, sich auf den Hackklotz zu setzen, während sie einen Eimer Wasser aus dem Trog holte. Es hatte aufgehört zu regnen, aber die Welt tropfte, und die Morgenluft strömte ihm feucht und frisch in die Brust.
    Rachel badete seine Hand in kaltem Wasser, und das Brennen ließ ein wenig nach. Sie berührte seinen Oberschenkel dort, wo das Blut in einem langen Streifen auf seinem Hosenbein getrocknet war, ließ aber los, als er den Kopf schüttelte.
    »Ich hole dir Whisky; Denny hat welchen in seiner Tasche.« Sie stand auf, doch er fasste mit der unverletzten Hand nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest.
    »Rachel.« Sein Stimme klang merkwürdig, weit entfernt, als spräche jemand anders. »Ich habe noch nie einen Menschen getötet. Ich weiß – ich weiß nicht genau, was ich jetzt tun soll.« Er blickte zu ihr auf und suchte in ihrem Gesicht nach Verständnis. »Wenn es – ich hatte erwartet, dass es in einer Schlacht geschieht. Das – ich glaube, dann wüsste ich, wie. Was ich fühlen soll, meine ich. Wenn es so gekommen wäre.«
    Sie sah ihm in die Augen, das Gesicht sorgenvoll verzogen. Das Licht fiel auf sie, ein sanftes Rosa, heller als Perlenglanz, und nach einer langen Weile berührte sie ganz sanft sein Gesicht.
    »Nein«, sagte sie. »Das wüsstest du nicht.«

FÜNFTER TEIL
    AM RAND DES ABGRUNDS

42
    SCHEIDEWEG
    A n einer namenlosen Wegkreuzung irgendwo in New Jersey nahm William Abschied von den Hunters. Es wäre undiplomatisch gewesen weiterzugehen; ihre Fragen nach dem Aufenthaltsort der Kontinentalarmee wurden zunehmend feindselig aufgenommen, was darauf hindeutete, dass es nicht mehr weit sein konnte. Weder die Sympathisanten der Rebellen noch die Loyalisten, die die Vergeltung der

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