Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
auf ihn zu. Die Axt steckte ihm
im Kopf; ihr Stiel zitterte und drehte sich hin und her wie ein Insektenfühler. Langsam und grauenerregend hoben sich Johnsons Hände, um ihn zu packen.
    William hätte am liebsten geschrien, doch ihm fehlte die Luft dazu. Panisch wich er zurück, kam mit der Hand an seine Hose und spürte Feuchtigkeit. Er blickte an sich hinunter, weil er das Schlimmste befürchtete, sah aber stattdessen, dass Blut den Stoff verdunkelte. Gleichzeitig begriff er, dass er nur oben an seinem Oberschenkel einen stechenden Schmerz verspürte.
    »Oh … verdammt«, knurrte er und tastete nach seinem Hosenbund. Er hatte es fertiggebracht, sich mit seinem eigenen Dolch zu stechen, doch dieser war Gott sei Dank noch da. William fand den Knauf, fühlte sich ermutigt und zog ihn heraus. Gleichzeitig wich er immer noch zurück, während Johnson auf ihn losging und unter Jammerlauten am Stiel der Axt zerrte.
    Die Axt löste sich, gefolgt von einem Blutstrom, der sich über Johnsons Gesicht ergoss und William im Gesicht, an den Armen und an der Brust traf. Angestrengt prustend schwang Johnson die Axt, doch seine Bewegungen waren nun langsam und ungeschickt. William duckte sich zur Seite, furzte dabei, fand aber die Beherrschung wieder.
    Er legte seine Finger fester um den Dolch und suchte nach einer Stelle zum Zustechen. In den Rücken, sagte ihm sein Kopf. Johnson fuhr sich ziellos mit dem Unterarm über das Gesicht, um die Augen frei zu bekommen. In der anderen Hand hielt er die Axt, die er mit bebenden, ausladenden Bewegungen hin und her schwang.
    »William!« Von der Stimme überrascht, blickte er zur Seite und wäre fast von der schlingernden Klinge getroffen worden.
    »Ruhe«, keuchte er gereizt. »Ich habe zu tun.«
    »Ja, das sehe ich«, sagte Denny Hunter. »Lass mich mithelfen.« Sein Gesicht war weiß, und er zitterte fast genauso heftig wie Johnson, trat aber vor, griff mit einer plötzlichen Bewegung nach der Axt und riss sie Johnson aus der Hand. Er trat zurück und ließ sie laut auf den Boden fallen. Er sah aus, als würde er sich jeden Moment übergeben.
    »Danke«, sagte William. Er trat vor und stach Johnson den Dolch aufwärts unter die Rippen, mitten ins Herz. Johnson riss vor Schreck die Augen weit auf und starrte William direkt an. Sie waren graublau mit einer Spur von Gold und gelben Fleckchen in der Nähe der dunklen Iris. William hatte noch nie etwas so Schönes gesehen und stand im ersten Moment wie gebannt da, bis ihn das Blut, das auf seine Hand pumpte, wieder zu sich selbst zurückholte.
    Er riss das Messer heraus, trat zurück und ließ den Mann fallen. Er zitterte am ganzen Leib und war kurz davor, sich in die Hosen zu machen. Blindlings machte er kehrt und hielt auf die Tür zu. Dabei strich er an Denny vorüber, der etwas sagte, das er nicht ganz verstand.
    Als er dann jedoch keuchend im Abort hockte und sich schüttelte, war ihm, als hätte der Arzt gesagt: »Das musstest du nicht tun.«

    Doch, dachte er, das musste ich. Und er legte den Kopf zwischen die Knie und wartete, dass alles vorüberging.
     
    ALS WILLIAM DEN ABORT SCHLIESSLICH WIEDER VERLIESS, FÜHLTE ER SICH klamm und wackelig, doch seine Eingeweide machten wieder einen berechenbaren Eindruck. Denny Hunter hastete an ihm vorüber in die kleine Hütte, aus der explosive Geräusche und Stöhnlaute zu hören waren. Er entfernte sich eilig und kehrte im Regen zum Haus zurück.
    Es würde noch etwas dauern, bis es dämmerte, doch die Luft hatte begonnen, sich zu regen, und das Farmhaus malte sich wie ein schwarzes Skelett vor dem blasser werdenden Himmel ab. Als er eintrat – und sich dabei furchtbar unsicher fühlte -, stand Rachel kreidebleich mit einem Besen bewaffnet über Mrs. Johnson Wache, die in ein schmutziges Bettlaken eingewickelt war, schwach vor sich hin zuckte und merkwürdige Zisch- und Spucklaute ausstieß.
    Die Überreste ihres Mannes lagen in einer Pfütze aus gerinnendem Blut auf dem Bauch vor dem Kamin. Er wollte den Toten nicht ansehen, hatte aber das Gefühl, dass es irgendwie falsch sein würde, es nicht zu tun. Also ging er einen Moment hinüber und blickte auf den Toten hinunter. Einer der Hunters hatte das Feuer geschürt und Holz daraufgelegt; es war zwar warm im Zimmer, doch er konnte es nicht spüren.
    »Er ist tot«, sagte Rachel mit tonloser Stimme.
    »Ja.« Er wusste nicht, was er in einer solchen Situation hätte fühlen sollen, und eigentlich wusste er auch nicht, was er tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher