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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gespitzt und die Wolfsaugen voll Argwohn.
    »Überlässt du mir deinen Hund, damit ich ihn töte?«
    Ians Maske zerbröckelte augenblicklich, Schreck und Entsetzen ließen ihn plötzlich ganz jung aussehen. Ich hörte, wie er nach Luft schnappte und sich fasste, doch seine Stimme überschlug sich, als er erwiderte.
    »Nein«, sagte er. »Er hat nichts getan. Es ist mein – mein Verbrechen, nicht seines.«
    Da lächelte Arch ganz sacht, obwohl es nicht bis zu seinen Augen reichte.
    »Aye. Siehst du. Und er ist nichts als ein Tier, das von Flöhen wimmelt. Keine Frau.«
    »Frau« war nur ein geflüsterter Hauch. Er räusperte sich heftig. Dann ließ er den Blick sorgfältig von Ian zu Jamie schweifen, dann zu mir.
    »Keine Frau«, sagte er leise. Ich dachte, mein Blut wäre schon zu Eis gefroren; jetzt erstarrte zudem mein Herz.
    Ohne jede Eile ließ Arch den Blick erneut über die beiden Männer schweifen; Jamie, dann Ian, den er eine ganze Ewigkeit zu betrachten schien.
    »Wenn du etwas hast, das sich zu nehmen lohnt, Junge – dann siehst du mich wieder«, sagte er leise, dann machte er auf dem Absatz kehrt und schritt in den Wald.

5
    KLEINE MORALKUNDE FÜR ZEITREISENDE
    E s gab eine elektrische Schreibtischlampe in seinem Studierzimmer, doch oft arbeitete Roger abends lieber bei Kerzenlicht. Er holte ein Streichholz aus der Schachtel und zündete es mit einer sachten Bewegung an. Nach Claires Brief dachte er, dass er wohl nie wieder ein Streichholz anzünden würde, ohne dabei an ihre Schilderung des Hausbrandes zu denken. Gott, er wünschte, er wäre dabei gewesen.
    Die Streichholzflamme wurde kleiner, als er sie an den Docht hielt, und das durchscheinende Kerzenwachs nahm eine Sekunde lang einen schwachen, gespenstischen Blauton an, dann wurde es hell und begann normal zu brennen. Er warf einen Blick auf Mandy, die auf dem Sofa ihren Stofftieren etwas vorsang;
sie hatte gerade gebadet, und er sollte sie beaufsichtigen, während Jemmy badete. Ohne die Augen von ihr abzuwenden, setzte er sich an seinen Schreibtisch und öffnete sein Notizbuch.
    Er hatte es halb im Scherz begonnen. Halb aber auch, weil es das Einzige war, was ihm einfiel, um gegen seine lähmende Angst anzukämpfen.
    »Man kann seinen Kindern doch beibringen, nicht allein über die Straße zu laufen«, hatte Bree argumentiert. »Also muss es auch möglich sein, ihnen beizubringen, dass sie einen Riesenbogen um jeden Steinkreis machen.«
    Er hatte ihr zugestimmt, insgeheim jedoch unter beträchtlichem Vorbehalt. Kleinkinder, ja; man konnte sie mittels Gehirnwäsche dazu bringen, keine Gabeln in eine Steckdose zu stecken. Aber wenn sie zu Teenagern heranreiften, mit all diesen unausgegorenen Sehnsüchten nach Selbstfindung und nach dem Unbekannten? Er konnte sich selbst noch viel zu gut an diese Zeit erinnern. Verbot man einem Jungen in diesem Alter, mit Gabeln in Steckdosen zu bohren, durchwühlte er die Besteckschublade, sobald man ihm den Rücken zudrehte. Womöglich waren Mädchen ja anders, doch er zweifelte daran.
    Wieder blickte er zum Sofa hinüber, wo Amanda jetzt mit den Beinen in der Luft auf dem Rücken lag. Sie balancierte einen großen, verschlissen aussehenden Stoffbären auf den Füßen und sang ihm »Frère Jacques« vor. Vielleicht war Mandy ja noch so jung gewesen, dass sie sich nicht daran erinnern würde. Jem würde sich erinnern. Er tat es jetzt schon; Roger konnte es sehen, wenn der kleine Junge aus Alpträumen aufwachte und mit großen Augen ins Leere starrte und seinen Traum nicht beschreiben konnte. Gott sei Dank kam das nur selten vor.
    Ihm brach ja selbst jedes Mal der kalte Schweiß aus, wenn er daran dachte. Diese letzte Passage. Er hatte Jemmy an seine Brust geklammert und war … Gott, es gab keinen Namen für den Ort, den er dann betreten hatte, weil es nicht zum normalen Erfahrungshorizont der Menschen gehörte – zu ihrem Glück. Es gab nicht einmal etwas Ähnliches, womit man es vergleichen konnte.
    An diesem Ort funktionierte keiner der Sinne – und gleichzeitig reagierten sie allesamt derart über, dass man daran sterben würde, wenn das Ganze noch länger dauern würde, als es der Fall war. Eine heulende Leere, deren Lärmen auf den Reisenden einhämmerte und den Körper zu durchpulsen schien, als versuchte er, die einzelnen Zellen voneinander zu trennen. Absolute Blindheit, wie wenn man in die Sonne blickte. Und der Kontakt mit … unsichtbaren anderen, die wie Schmetterlingsflügel vorüberstrichen oder

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