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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sich so heftig durch den eigenen Körper hindurchzustürzen schienen, dass der Zusammenprall die Gebeine verknäulte. Das Gefühl unablässigen Geschreis.
    Gab es einen Geruch? Stirnrunzelnd hielt er inne und versuchte, es sich ins Gedächtnis zu rufen. Ja, und ob. Merkwürdigerweise war es sogar ein Geruch, den man beschreiben konnte; der Geruch der Luft, die ein Blitz versengt hat – Ozon.
    »Es riecht kräftig nach Ozon«, schrieb er und empfand bemerkenswerte Erleichterung darüber, zumindest diesen winzigen Bezug zur normalen Welt herstellen zu können.

    Diese Erleichterung verflog im nächsten Moment, als er sich wieder dem Kraftakt des Erinnerns zuwandte.
    Er hatte das Gefühl gehabt, dass allein seine eigene Willenskraft ihn mit Jem zusammenhielt, dass allein der bloße Überlebenswille ihn zusammenhielt. Dass er wusste, was ihn erwartete, hatte nicht im Mindesten geholfen; es war anders – und viel schlimmer – gewesen als seine vorhergegangenen Erlebnisse.
    Er wusste, dass er sie nicht ansehen durfte. Die Geister, wenn sie das denn waren. »Ansehen« war nicht das richtige Wort … Sie beachten? Wieder gab es kein Wort, und er seufzte frustriert.
    »Sonnez les matines, sonnez les matines.«
    »Ding, dang, dong«, stimmte er leise in Mandys Refrain ein. »Ding, dang, dong.«
    Eine Minute lang tippte er mit dem Stift auf das Papier und überlegte, dann schüttelte er den Kopf und beugte sich wieder über die Seite, um seinen ersten Versuch zu erklären, jene Situation, in der er – um ein Haar? Um den Bruchteil einer Sekunde? Jedenfalls war es unfassbar knapp gewesen – seinem Vater begegnet und damit untergegangen wäre.
    »Ich glaube, es ist unmöglich, seine eigene Lebenslinie zu kreuzen«, schrieb er langsam. Sowohl Brianna als auch Claire – die wissenschaftlichen Denkerinnenhatten ihm versichert, dass es nicht möglich ist, dass zwei Gegenstände am selben Ort existieren, ganz gleich, ob es sich dabei um subatomare Partikel oder um Elefanten handelte. Das erklärte dann wohl auch, warum man nicht zweimal zur selben Zeit existieren konnte.
    Er ging davon aus, dass es dieses Phänomen war, das ihn beim ersten Mal beinahe umgebracht hatte. Er war in Gedanken bei seinem Vater gewesen, als er die Steine betrat, und zwar – wahrscheinlich – bei seinem Vater, so wie er, Roger, ihn gekannt hatte. Was natürlich zu seinen eigenen Lebzeiten gewesen war.
    Wieder tippte er nachdenklich mit dem Stift auf das Papier, doch er konnte sich jetzt nicht dazu durchringen, über diese Begegnung zu schreiben. Später. Stattdessen blätterte er zu dem rudimentären Inhaltsverzeichnis am Beginn des Buches zurück.
    Leitfaden für Zeitreisende
    I. Physikalische Phänomene
    a. Bekannte Standorte (Energielinien)
    b. Genetische Vererbung
    c. Todesfälle
    d. Einfluss und Vermögen von Edelsteinen
    e. Blut?
    Das letzte Wort hatte er durchgestrichen, doch als er es jetzt ansah, zögerte er. War es seine Verpflichtung, alles preiszugeben, was er wusste, dachte oder argwöhnte? Claire hielt den Gedanken, dass ein Blutopfer nötig oder nützlich war, für Unsinn – für heidnischen Aberglauben ohne echte Wirksamkeit. Möglich, dass sie recht hatte; sie war schließlich Wissenschaftlerin. Doch ihm blieb die beklommene Erinnerung an die Nacht, in der Geillis Duncan durch die Steine gegangen war.
    Langes blondes Haar, das im aufsteigenden Wind eines Feuers wehte und dessen peitschende Strähnen sich eine Sekunde lang vor der Oberfläche eines Steins abzeichneten. Der Übelkeit erregende Gestank von Benzin, vermischt mit gebratenem Fleisch – und der Baumstamm, der kein Baumstamm war und der verkohlt in der Mitte des Kreises lag. Geillis Duncan war zu weit gegangen.
    »Es sind immer zweihundert Jahre in den alten Märchen«, hatte Claire zu ihm gesagt. Märchen über Elfen und Feen, die Menschen entführten, sie »durch die Steine« in ihre Feenhügel mitnahmen. »Es war einmal vor zweihundert Jahren«, begannen solche Geschichten oft. Oder die Entführten wurden wieder dorthin zurückgebracht, wo sie verschwunden waren – aber zweihundert Jahre nach ihrem Verschwinden. Zweihundert Jahre.
    Claire, Brianna, er selbst – bei jeder ihrer Passagen war der Zeitraum derselbe gewesen; zweihundertzwei Jahre – ganz schön dicht an den »zweihundert Jahren« der alten Erzählungen. Aber Geillis Duncan war zu weit gegangen.
    Sehr zögerlich schrieb er das Wort »Blut« wieder hin und fügte in Klammern und Anführungszeichen

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