Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Indianer machten ihm Sorgen. General Burgoyne fand sie faszinierend. Aber General Burgoyne schrieb ja auch Theaterstücke.
    Es ist nicht so, schrieb William langsam in dem Brief an seinen Vater, den er gerade verfasste, während er um die richtigen Worte für seine Bedenken rang, dass ich ihn für einen Fantasten halte oder glaube, dass er sich nicht über die eigentliche Natur der Indianer im Klaren ist, mit denen er zu tun hat. Er weiß sie genau einzuschätzen. Aber ich erinnere mich an eine Unterhaltung mit Mr. Garrick in London, in deren Verlauf dieser den Stückeschreiber als kleinen Gott bezeichnete, der die Handlungen seiner Geschöpfe lenkt und absolute Kontrolle über sie ausübt. Mrs. Cowley hat ihm widersprochen und gesagt, es sei eine Fehlannahme zu glauben, dass der Schöpfer seine Geschöpfe kontrolliert, und jeder Versuch, derartige Kontrolle ausüben zu wollen, während man die wahre Natur dieser Wesen ignoriert, sei zum Scheitern verurteilt.

    Er hielt inne und kaute auf seinem Federkiel herum. Er hatte das Gefühl, dem Kern der Sache schon sehr nahe zu sein, ihn aber vielleicht noch nicht ganz erreicht zu haben.
    Ich glaube, General Burgoyne begreift nicht ganz, mit welch unabhängiger Denk- und Handlungsweise diese … Nein, das war es auch nicht. Er strich den Satz durch und tauchte seine Feder in die Tinte, um es noch einmal zu versuchen. Er beleuchtete eine Formulierung im Kopf von allen Seiten, verwarf sie, wiederholte den Vorgang und gab schließlich das Streben nach Eloquenz auf, um einfach nur loszuwerden, was er auf dem Herzen hatte. Es war spät, er war an diesem Tag fast zwanzig Meilen weit gelaufen, und er war müde.
    Er glaubt, dass er die Indianer wie ein Werkzeug benutzen kann, und ich glaube, da irrt er sich. Er starrte den Satz eine Zeit lang an, schüttelte den Kopf über die unverblümte Ausdrucksweise, doch etwas Besseres fiel ihm nicht ein, und er hatte keine Zeit, es noch einmal zu versuchen; sein Kerzenstummel war fast heruntergebrannt. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass sein Vater ja die Indianer – und wahrscheinlich auch General Burgoyne – viel besser kannte als er selbst, und unterschrieb, löschte und versiegelte den Brief in rascher Folge. Dann ließ er sich ins Bett fallen und schlief tief und traumlos.
    Doch seine Beklommenheit gegenüber den Indianern ließ nicht nach. Er hatte nichts gegen Indianer; im Gegenteil, er hielt sich gern in ihrer Gesellschaft auf und ging hin und wieder mit ihnen auf die Jagd oder verlebte einen kameradschaftlichen Abend bei Bier und Geschichten an ihren Lagerfeuern.
    »Die Sache ist die«, sagte er eines Abends auf dem Rückweg von einem besonders weinseligen Abendessen, das der General für seine Stabsoffiziere gegeben hatte, zu Balcarres, »dass sie die Bibel nicht lesen.«
    »Wer denn? Halt.« Major Alexander Lindsay, der sechste Graf von Balcarres, streckte die Hand aus, um die Avancen eines scheinbar sich bewegenden Baums abzuwehren. Während er diesen mit einer Hand umklammerte, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, tastete er mit der anderen nach seinem Hosenlatz.
    »Die Indianer.«
    Es war dunkel, doch Sandy wandte ihm den Kopf zu, und William konnte schwach sehen, wie er ein Auge langsam schloss, um das andere auf ihn zu richten. Es hatte nicht nur reichlich Wein zum Abendessen gegeben, sondern sie hatten auch Damengesellschaft gehabt, was natürlich die allgemeine Feierstimmung zusätzlich steigerte.
    Balcarres pinkelte konzentriert, dann atmete er erleichtert auf und schloss beide Augen.
    »Nein«, sagte er. »Im Allgemeinen nicht.« Er schien es dabei belassen zu wollen, doch William war gerade aufgefallen – da auch seine Gedanken im Moment nicht ganz so geordnet waren wie sonst -, dass er sich vielleicht nicht ganz klar ausgedrückt hatte.
    »Ich meine«, sagte er und schwankte sacht, als ein Windstoß zwischen den
Bäumen niederfuhr, »den Zenturio. Du weißt schon, er sagt los, und die Männer ziehen los. Sagt man zu einem Indianer los, so zieht er los oder auch nicht, je nach dem, wie aussichtsreich es ihm erscheint.«
    Balcarres war jetzt ganz darauf konzentriert, sich den Hosenlatz zuzuknöpfen, und antwortete nicht.
    »Ich meine«, betonte William, »sie lassen sich nichts befehlen.«
    »Oh. Nein. Das tun sie nicht.«
    »Du erteilst deinen Indianern aber doch Befehle?« Es war als Feststellung gedacht, klang aber nicht ganz richtig. Balcarres befehligte ein leichtes Infanterieregiment, verfügte aber dazu

Weitere Kostenlose Bücher